Gefährdungsursachen heimischer Amphibien

Die Gefährdungsursachen heimischer Amphibien und die Bedeutung von Gartenteichen

Amphibien, zu denen unsere heimischen Molche, Salamander, Unken, Kröten und Frösche zählen, sind die weltweit am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe. In Mitteleuropa sind Lebensraumverlust und -zerschneidung die wichtigsten Gefährdungsursachen.

Seit Jahrhunderten verändern wir Menschen die Landschaft, entwässern große Flächen, um Landwirtschaft zu betreiben und Siedlungen anzulegen und regulieren Flüsse, um Überschwemmungen zu verhindern. Diese feuchten, teilweise überschwemmten Sutten und Senken in Wiesen und die Auen mit ihren jährlichen Hochwässern waren früher die wichtigsten Amphibienlebensräume. Durch die Regulierung der Flüsse und die Errichtung von Hochwasserdämmen wird verhindert, dass größere Flächen überschwemmt werden. Die nach den Hochwässern zurückbleibenden, temporären Gewässer waren die wichtigsten natürlichen Laichgewässer für Amphibien. Heute sind die Auen meist vom Fluss getrennt und trocknen zusehends aus.

Was wir in den letzten Jahrzehnten verloren haben, lässt sich nur erahnen, da es keine historischen Daten zu Populationsgrößen gibt und es braucht schon einen Glücksfall, um sich konkrete Zahlen vorstellen zu können: So ein Glücksfall ist die Änderung des Tiroler Naturschutzgesetzes in den 1970er Jahren: Die Änderung machte es erstmals verpflichtend, um eine Genehmigung anzusuchen, wenn man Amphibien fangen wollte. Daher wissen wir, dass ein Wirt in Osttirol für sein jährliches Froschschenkelessen 1976 um den Fang von 5.000 Grasfröschen ansuchte. Auch in Brehms Tierleben aus dem Jahr 1902 kann man lesen: „Keine andere Froschart hat mehr, keine andere so viele Feinde wie der Grasfrosch (Rana temporaria). Zu den unzähligen Raubtieren gesellt sich auch der Mensch, denn noch mehr als Wasserfrösche wird der Grasfrosch seiner feisten Schenkel wegen gefangen und geschlachtet. Die Tausenden, die ihr Leben verlieren, verringern jedoch die Anzahl dieser wertvollen Tiere nicht oder zumindest nicht spürbar.

Heute stehen Amphibien zwar unter strengem Schutz und es wäre undenkbar, Frösche für die Gewinnung von Froschschenkel zu töten, aber trotzdem sind derart große Amphibienpopulationen sehr selten geworden.

Sind Gartenteiche die Rettung?

Da auf natürlichem Weg nahezu keine neuen Gewässer mehr entstehen, sind Gartenteiche tatsächlich wichtige Ersatzgewässer für Amphibien.

Gärten sind aber privat und so weiß die Wissenschaft nur wenig über die dort vorkommenden Arten, weshalb das BIOM-Gartenprojekt gestartet wurde. Garten- und Schwimmteiche werden jedoch nach einem recht einheitlichen Muster angelegt und bepflanzt und ihr Wasserstand wird sehr konstant gehalten. Relativ tiefe, permanente Gewässer fördern längerfristig vor allem Räuber wie Molche, Libellen- und Käferlarven oder Fische, die sehr gerne Eier und Larven anderer Amphibien fressen und diese daher nach und nach aus den Gartenteichen verdrängen. Außerdem liegen Gartenteiche meist im Siedlungsraum und sind von Straßen und anderen ungünstigen Landlebensräumen umgeben. Für empfindliche Arten mit besonderen Habitatansprüchen wie z.B. Laubfrosch, Gelbbauchunke oder Wechselkröte sind Gartenteiche meist nicht oder nur für eine gewisse Zeit geeignet. Sensiblere Arten brauchen also spezielle, nach naturschutzfachlichen Kriterien angelegte Gewässer, die z.B. sehr nährstoffarm, vegetationsarm, besonnt und flach sein müssen, sodass sie regelmäßig austrocknen und kaum Räuber beherbergen. Gartenteiche sind also wichtig, können aber Naturschutzarbeit nicht ersetzen.

Weitere Bedrohungen

Während im dicht besiedelten Europa Amphibienrückgänge aufgrund der Lebensraumzerstörung erklärbar waren, wurde ab den 1980er Jahren Massensterben von Amphibien in Süd-, Mittel- und Nordamerika sowie Australien in vom Menschen scheinbar unberührten Regionen beobachtet. Wissenschaftler und Naturschützer waren entsetzt und machtlos. Nach und nach fanden sie heraus, dass eine eingeschleppte Pilzkrankheit ausgelöst durch den Chytridpilz dafür verantwortlich war. Der Chytridpilz befällt die Haut von erwachsenen Amphibien und die Hornkiefer der Kaulquappen. Kaulquappen können dadurch keine Nahrung mehr aufnehmen, die erwachsenen Tiere ihren Wasserhaushalt nicht mehr regulieren, was zum Tod führt. Auch in Österreich ist der Chytridpilz weit verbreitet, unsere heimischen Amphibien scheinen jedoch vergleichsweise wenig anfällig zu sein, sodass bei uns keine Massensterben beobachtet wurden.

In den 2010er Jahren erreichte die Wissenschaft eine neue Horrormeldung: Eine unbekannte Krankheit war im Begriff, den Feuersalamander in den Niederlanden innerhalb kurzer Zeit auszulöschen. Auch hier wurde ein aus Asien über den Tierhandel eingeschleppter Chytridpilz als Ursache diagnostiziert. Da er vorwiegend Schwanzlurche, also Salamander und Molche, befällt, wurde die Krankheit Salamanderpest genannt. Der Erreger breitet sich in der Natur aus und hat Belgien und Deutschland erreicht, macht aber gelegentlich große Sprünge und es gibt Nachweise aus Bayern und sogar Spanien. Für solche isolierte Krankheitsausbrüche sind wahrscheinlich in Gartenteichen ausgesetzte infizierte Tiere aus anderen Regionen verantwortlich.

Für den Erhalt unserer heimischen Amphibienbestände ist es deshalb sehr wichtig, nie Tiere in Gartenteiche einzusetzen, schon gar nicht Individuen aus anderen Regionen oder gar dem Tierhandel.

Im Rahmen des BIOM-Garten Projekts wird mit Hilfe der Web-App artenzählen.at das Vorkommen von Amphibien und Reptilien in Hausgärten erforscht. 

Wenn Sie Ihre Beobachtung dieser Tiere in Ihrem Garten melden, leisten Sie dazu einen wichtigen. 

Wenn Sie Amphibien oder Reptilien in Ihrem Garten beobachten, machen Sie bitte ein Foto und melden Sie Ihre Beobachtung auf artenzählen.at. 

Unsere ExpertInnen im Projekt werden anhand Ihres Fotos schauen, ob Sie richtig liegen


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