Das Ziesel

Niedlicher Vertreter heimischer Hörnchen!

Vor nicht allzu langer Zeit war das Ziesel in Mitteleuropa noch so verbreitet, dass mancherorts sogar Abschussprämien vergeben wurden, um die Bestandszahlen des vermeintlichen Schädlings einzudämmen. Heute sind Ziesel nicht nur deshalb selten geworden und gelten als stark gefährdet.

Beobachtet man ein Ziesel, so ist die Ähnlichkeit zu anderen heimischen Hörnchen unverkennbar. Der wohl allen voran bekannteste Verwandte ist das Eichhörnchen. Während dieses nicht mit geringen Bestandszahlen zu kämpfen hat, muss es der noch ähnlichere, dafür ebenso seltene Familienangehörige, das Murmeltier, allemal. Neben des Aussehens teilen sich Ziesel und Murmeltier nämlich auch die geringe und sehr spezifische Ausbreitung. Zu finden sind Ziesel jedoch allemal. Man sollte nur wissen, wo man suchen muss. Wie immer sind hierbei vor allem das Wissen über Lebensweise und Ansprüche an ihren Lebensraum entscheidend

So sieht es aus, das Ziesel

Das Erblicken eines Ziesels erzeugt in den meisten Fällen genauso wie beim verwandten Eichhörnchen für einen Ausdruck von Freude und Entzücken. Generell gelten Ziesel mit ihren etwa zwanzig Zentimetern Körperlänge als mittelgroßes Nagetier. Hinzu kommt ein rund fünf bis sieben Zentimeter langer, dicht behaarter Schwanz. Ihr Körperbau ist als schlank zu beschreiben. Abhängig von der Jahreszeit bringen die Hörnchen zwischen 200und 430 Gramm auf die Waage. Ihre Fellfärbung setzt sich aus einer Mischung aus den Farben Gelb, Braun und Grau zusammen. Das kurze, glatte Fell ist wie auch das Gewicht des Ziesels je nach Jahreszeit verschieden. Logischerweise ist es im Winter wesentlich dichter als im Sommer. Ziesel sind in der Lage, sich äußerst flink fortzubewegen und weitläufige Bauten im Untergrund anzulegen. Für beides dienen ihre zwar kurzen, jedoch kräftigen Beine als ideales Werkzeug. Den Hauptgrund oder besser gesagt die Hauptgründe für die niedliche Erscheinung tragen Ziesel wohl auf ihrem Kopf. Zum einen sind es die großen dunklen Knopfaugen, die leicht seitlich am Schädel sitzen. Hinzu kommen ihre dehnbaren Backen, in denen sie Nahrung verstauen und daher transportieren können, sowie die im Nasenbereich sitzenden langen Tasthaare. Männchen und Weibchen sind am ehesten anhand ihrer Größe zu unterscheiden. Ansonsten weisen sie so gut wie keine äußerlichen Unterschiede auf.

Lebensraum & Lebensweise

Die Verbreitung des Ziesels liegt in Europa im Südosten. Österreich stellt dabei die westlichste Grenze dar. Unverzichtbar sind für Ziesel Lebensräume wie Steppen, Trockenrasenflächen, Brachen, Weiden und beispielsweise Böschungen. Gänzlich unbewohnt bleiben von Zieseln Wälder und Gebiete mit einer zu dichten, vor allem bodennahen Vegetation. Um Wien können Ziesel etwa im Marchfeld, am Gerasdorfer Badeteich und um den Bisamberg gesichtet werden. Besonders beim Begehen von Feldwegen kann es leicht passieren, dass aufgeschreckte Ziesel plötzlich über den Weg flitzen. Doch auch innerhalb Wiens gibt es Vorkommen. In den Blumengärten Hirschstetten fühlen sich Ziesel derart wohl, dass sie zumeist nicht einmal die Anwesenheit der vielen Besucher*innen zu stören scheint. Selbstverständlich sollte man bei aller Zutraulichkeit immer daran denken, dass es sich um Wildtiere handelt. Ziesel gelten als tagaktiv und bewegen sich ausschließlich auf und unter dem Boden fort. Ihre selbst gegrabenen Bauten verlassen sie zumeist gegen Vormittag. Ist es zu heiß oder zu regnerisch, kann es auch vorkommen, dass sie sich überhaupt nicht oberhalb der Erdoberfläche blicken lassen. Ziesel sind gesellige Tiere und leben daher in Kolonien. Wie man es auch von Erdmännchen kennt, wird beim Verlassen des Baus immer aufeinander geachtet. Typisch hierbei ist das Stellen auf die Hinterbeine. Dadurch bekommen sie einen besseren Überblick über die Umgebung und können so vor herannahenden Fressfeinden warnen. Beim Erkennen einer potenziellen Gefahr wird ein kurzer lauter pfiffartiger Ruf abgegeben. Dieser versetzt alle anderen Ziesel in Alarmbereitschaft. Ein Rückzug in den Bau erfolgt jedoch immer erst, wenn sich der potenzielle Fressfeind tatsächlich in die Nähe begibt.

Die Zeit außerhalb des Baus wird hauptsächlich mit der Suche nach Nahrung verbracht. Dabei wird vor allem nach grünen Pflanzenteilen, Blüten oder etwa Samen gesucht. Je nach Angebot werden auch gerne Knollen, Wurzeln oder Zwiebeln verspeist. Sie ernähren sich jedoch nicht ausschließlich pflanzlich. Auch kleine Käfer, Wirbellose und Raupen stehen hoch oben auf ihrem Speiseplan.Bereits mit Einzug des Herbstes begeben sich Ziesel in ihren Winterschlaf. Anders als etwa Hamster legen sie hierbei keinen Vorrat an, sondern steigern gegen Sommerende ihre Nahrungseinnahme derart, dass sie genügen Fettreserven anlegen, von denen sie den Winter über zehren. Ihr Winterschlaf dauert von Oktober bis März. Die kleinen Nager vollbringen hierbei erstaunliche Leistungen. Ihre Körpertemperatur fällt von 37auf 6 Grad herab. Fällt sie weiter, wird mit dem sogenannten Kältezittern begonnen. Dabei wird durch das gespeicherte Fett Wärme produziert. Während des Winterschlafs verlieren Ziesel so in etwa die Hälfte ihres Körpergewichts. Durch ihre Fähigkeit auch harte Winter gut geschützt zu überstehen, können Ziesel ein beachtliches Alter von sechs bis elf Jahren erreichen.

Das Ziesel in Österreich

Teilweise tragen heimische Dörfer sogar das Wort „Ziesel“ in ihrem Namen. Dies gibt ein wenig Aufschluss darüber, dass es vor geraumer Zeit deutlich größere Vorkommen des Nagetiers hierzulande gab. Besonders hat vielerorts das Verschwinden der Viehwirtschaft dazu geführt, dass der Lebensraum der Ziesel sich veränderte und sie so aus ihnen verschwunden sind. Unverzichtbare Habitate wie Magerwiesen und Trockenrasenflächen wurden etwa zu Maisfeldern umgewandelt oder eine erneute Verwaldung zugelassen. Derartige Veränderungen früherer Lebensräume führten zu einer deutlichen Zerstreuung und Ausdünnung der Bestände. Leider findet man das Ziesel daher heute immer noch auf der Liste der gefährdeten Arten. Es wird darin sogar als stark gefährdet eingestuft. Glücklicherweise hat man jedoch den negativen Einfluss auf die Art durch das Handeln der Menschen erkannt und mit der Umsetzung von Gegenmaßnahmen begonnen.

Das Ziesel

Lateinisch: Spermophilus citellus

Familie: Hörnchen (Sciuridae)

Größe: etwa 20cm ohne Schwanz

Färbung: gelblich, braun, grau

Verbreitung: Südosteuropa

Nahrung: Pflanzenteile, Insekten, Raupen

Lebensraum: Steppen, Trockenrasenflächen, Böschungen

Tierportrait von Jakob Kuhn


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