Die Bartmeise
Die Meise, die eigentlich keine ist!
Im Falle der Bartmeise ist nur der halbe Name auch Programm. Bartmeisen gehören streng genommen nämlich nicht zu den Meisen, sondern bilden eine eigene Familie. Völlig zu Unrecht tragen sie ihren Namen jedoch nicht. Die körperlichen Ähnlichkeiten sprechen durchaus für die Bezeichnung als Meise.
Auch wenn sie nicht zur Familie der Meisen gehören, sondern am nächsten mit Lerchen verwandt sind, so trägt sie dennoch deren Namen aufgrund körperlicher Ähnlichkeiten. Anders als echte Meisen ist die Bartmeise jedoch weitaus seltener zu betrachten, beziehungsweise kommt sie nur in ganz bestimmten Lebensräumen vor.
So sieht sie aus, die Bartmeise
Die Gestalt des inklusive Schwanzfedern etwa 15 Zentimeter großen Vogels ähnelt deutlich der von Meisen. Es ist exakt diese Ähnlichkeit, welche ihr die Hälfte ihres Namens beschert hat. Verantwortlich für den zweiten Namensteil ist unverkennbar ihre besondere Gesichtszeichnung. Die wie ein großer schwarzer Bart aussehende Musterung ist jedoch nur bei den männlichen Bartmeisen zu finden. Generell sind Männchen und Weibchen gut anhand ihrer körperlichen Merkmale zu unterscheiden. Das Gefieder des Männchens ist hellbraun gefärbt. Die Unterseite ist hierbei deutlich heller als die Oberseite. Die Kehle ist weißlich und geht auf dem Kopf in Grau über. Das Gesicht des Männchens ziert wie bereits erwähnt die für die Art namensgebende schwarze Musterung.
Beide Geschlechter tragen auffällig lange Schwanzfedern, welche an das Aussehen einer Schwanzmeise erinnern. Das Gefieder der weiblichen Bartmeisen ist gelblich-braun. Ihre Kehle ist ebenfalls weiß, jedoch ihr Kopf braun gefärbt. Zusätzlich zur fehlenden Gesichtsfärbung sind Weibchen außerdem anhand des grauen Schnabels zu erkennen. Der des Männchens ist mit seinem Gelbton deutlich unterschiedlich. Auffällig für beide Geschlechter sind ihre leuchtend hellen Augen, welche besonders beim Männchen aus ihrer bartartigen schwarzen Gesichtsfärbung hervorstechen.
Lebensraum & Lebensweise
Vorkommen der Bartmeise sind im asiatischen Raum am größten. Doch auch in Europa ist sie durchaus vertreten, jedoch in weitaus geringeren Zahlen. Von Schweden bis nach Spanien und sogar in Großbritannien ist die Bartmeise beheimatet. Aufgrund ihrer spezifischen Lebensraumansprüche sind die Vorkommen jedoch zumeist verstreut und äußerst punktuell. Ihr spezieller Anspruch an ihren Lebensraum stellt eine Besonderheit der Art dar. Die quirligen Vögel sind nämlich ausschließlich in Bereichen zu finden, wo weitläufiger und dichter Schilfbewuchs vorhanden ist. Dies ist zumeist bei großen Binnengewässern der Fall. Hierzulande ist etwa der Neusiedlersee als Beispiel zu nennen. In dichtem Schilfbewuchs fühlen sich Bartmeisen besonders sicher. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb sie ihre Nester gut versteckt darin errichten. Das nicht nur im Schilf, sondern auch aus Schilf errichtete Nest befindet sich meist dicht über dem Boden oder nah über der Wasseroberfläche. Zum zusätzlichen Schutz wird das Nest oft auch von oben mit Schilfhalmen abgedeckt.
Bartmeisen gelten als besonders gesellig. Dies ist daran zu erkennen, dass sie nicht nur gemeinsam auf Nahrungssuche gehen, sondern ebenso bei der Brut Wert auf Gesellschaft legen. Auch den Winter verbringen Bartmeisen in sogenannten Kolonien. Die Suche nach einer geeigneten Partnerin oder einem geeigneten Partner beginnt bereits im März und dauert etwa bis Mai. Möchte man Bartmeisen beobachten, lohnt es sich am ehesten in dieser Zeit auf die Suche zu gehen. Aufgrund ihres auffälligen und vor allem lauten Verhaltens ist ihre Position im dichten Schilf noch am ehesten zu entdecken. Insgesamt kommt es bei Bartmeisen zu ein bis zwei Jahresbruten. Diese finden im Zeitraum zwischen April und Juli statt. In das napfförmige Nest, welches aus Schilfhalmen und Blättern besteht, werden vom Weibchen vier bis sieben Eier gelegt. Die grundsätzlich weißen Eier sind mit dunklen Punkten gesprenkelt. Nach etwa 14 Tagen schlüpfen die ersten Jungvögel. Während das Weibchen allein das Ausbrüten übernimmt, wird sie vom Männchen eifrig mit Nahrung versorgt. Nach weiteren rund zwei Wochen beginnen die Nachkommen allmählich, das Nest zu verlassen. Bis es jedoch so weit ist, lassen sie sich von beiden Elternteilen bequem mit Nahrung beliefern.
Als Nahrung für Bartmeisen dienen vor allem im Sommer Insekten und deren Larven. Grundsätzlich wird aber auch auf andere tierische Nahrung wie Würmer oder Spinnen zurückgegriffen, wenn sie denn unter den Schnabel kommen. Aufgrund des Mangels an Insekten in der Winterzeit stellen Bartmeisen während der kalten Monate fast ausschließlich auf pflanzliche Nahrung um. Auch hierbei spielt das Schilf eine wesentliche Rolle. Dessen Samen dienen nämlich als Hauptnahrungsgrundlage. Spannend ist, dass für Bartmeisen Schilfsamen nicht besonders einfach zu verdauen sind. Aus diesem Grund fressen sie zusätzlich Sandkörner, welche dabei helfen, die Samen im Magen zu zerkleinern. Bartmeisen gelten größtenteils als Standvögel und sind daher bei uns mit etwas Glück, Geduld und einem guten Auge das ganze Jahr über zu sehen. Teilweise wird auch über kurze Strecken gezogen. Dies scheint oftmals vom Wetter abhängig zu sein. Je nach Temperatur wird gut und gerne auch in südlichere Gebiete vorgedrungen.
Die Bartmeise
Lateinisch: Panurus biarmicus
Familie: Bartmeisen (Panuridae)
Größe: etwa 15 cm
Gewicht: 9 – 21 g
Verbreitung: Europa, Asien
Nahrung: Insekten, Larven, Würmer, Samen
Lebensraum: dichte, weitläufige Schilfgürtel
Zugverhalten: Standvogel, Kurzstreckenzieher
Brutzeit: April – Juli
Status: stabil
Die Bartmeise in Österreich
Die Bestandszahlen der Bartmeise sind in Österreich verhältnismäßig klein, allerdings durchaus stabil. Was ihre Art jedoch unverkennbar aufzeigt, ist, wie wichtig der Erhalt spezifischer Lebensräume für eine Art sein kann, wenn sie ausschließlich auf diesen angewiesen ist. Gehen große, alte und zusammenhängende Schilfflächen verloren, wird auch die Bartmeise verschwinden und eine Lücke im jeweiligen Ökosystem hinterlassen. Große Gefahren für ihren Lebensraum stellen beispielsweise das Ernten von Schilf oder der Einsatz von Pestiziden dar. Verunreinigungen der Gewässer, welche wiederum direkten Einfluss auf den Schilfbestand haben, sind selbstverständlich ebenfalls äußerst problematisch. Der Schutz der Bartmeise kann somit am besten durch den Schutz ihres spezifischen Lebensraums stattfinden. Beim Begehen von Habitaten, in denen Bartmeisen angetroffen werden können, ist es zwingend notwendig, auf Wegen zu bleiben und keinesfalls das Schilf zu betreten. Auch bei der Ausübung von Freizeitsport auf Binnengewässern mit Schilfgürteln ist ein vernünftiger Abstand zu diesen stets einzuhalten.
Vogelportrait von Jakob Kuhn