Die Singdrossel

Frühlingsbotin mit kräftigem Gesang!

Auch wenn wir uns hierzulande wohl noch etwas gedulden müssen, bis der Frühling mit voller Kraft durchstartet, so dauert es nicht mehr ganz so lang, bis die ersten Singdrosseln aus ihren Winterquartieren zurückkehren. Bereits Anfang März treffen erste Vögel bei uns ein und verkünden damit auch die baldige Ankunft des Frühlings.

Tatsächlich zählen Singdrosseln zu den allerersten Zugvögeln, die nach ihrem Aufenthalt in wärmeren Winterquartieren zu uns nach Österreich zurückkommen. Wer das Ende des Winters bereits sehnlich erwartet, darf sich also freuen, wenn die Singdrosseln wieder kräftig von hohen Ansitzen aus ihre schönen Lieder singen. Mit der Singdrossel kehren nämlich auch die warmen Monate des Jahres bei uns zurück.

So sieht sie aus, die Singdrossel

Die Singdrossel ist der Beweis dafür, dass auch Vögel, die in eher unauffälligen Brauntönen gefärbt sind, äußerst schön und besonders aussehen. Auf der Oberseite sind die etwa 22 Zentimeter großen Vögel gänzlich einfärbig braun. Besonders hübsch dagegen sind die auf der hellen Unterseite befindlichen keilförmigen Flecken. Diese sind auf Brust und Seiten mit einem sanften Ocker hinterlegt. Die beiden Geschlechter der Singdrossel unterscheiden sich nicht anhand ihrer optischen Merkmale. Beide tragen außerdem einen verhältnismäßig langen braun-schwarz gelblich gefärbten Schnabel. Die Bestimmung einer Singdrossel fällt manchmal nicht besonders leicht, da sie starke Ähnlichkeit zur Misteldrossel aufweist. Auch wenn eine Unterscheidung anhand des Gefieders nicht gelingen sollte, kann man jedoch anhand der Körpergröße erahnen, um welche Art es sich handelt. Misteldrosseln sind nämlich erheblich größer. Der Flug der Singdrossel wirkt schnell und direkt. Bei genauem Hinsehen gelingt ein Blick auf die unterhalb rostgelb gefärbten Flügel.

Lebensraum & Lebensweise

Singdrosseln gelten in Europa als weit verbreitet. Sie zählen in den meisten Fällen zu den Kurzstreckenziehern. Für die bei uns heimischen Singdrosseln liegt das Winterquartier vorwiegend im Mittelmeerraum. Als genereller Lebensraum werden Wälder bevorzugt, welche ein dichtes Unterholz aufweisen. Nicht zwingend notwendig, allerdings gern gesehen sind auch gelegentliche Freiflächen. Da die Singdrossel vorzugsweise in dichten Wäldern lebt, kann sie grundsätzlich als eher scheuer Vogel beschrieben werden. Kommt man ihr zu nah, beziehungsweise fühlt sie sich bedroht, verdeutlicht sie dies mit einem lauten und kräftigen Warnruf.

Eine Singdrossel ist stets bedacht darauf, ausreichend Deckung im nahen Umfeld zu finden. Innerhalb eines Jahres kommt es größtenteils zu zwei Bruten, welche in der Zeit zwischen April und Juli stattfinden. Die Aufgabe des Nestbaus liegt bei Singdrosseln rein bei den Weibchen. Dabei stellen sie sich äußerst geschickt an und bauen ein tiefes, stabiles, napfförmiges Nest. Besonders eindrucksvoll ist die Ausgestaltung der Nestinnenseite. Sie wird mit einer harten, glatten Schicht aus zersetztem Holz und Erde ausgekleidet und bietet den Jungvögeln so einen guten Schutz vor der Außenwelt. Ebenso besonders wie das Nest selbst sind die Eier. Die vier bis fünf Eier sind himmelblau gefärbt und mit dunklen Punkten übersät. Fast könnte man meinen, es handle sich dabei um bemalte Ostereier.

Bis die Jungvögel schlüpfen, vergehen etwa zwei Wochen. Bereits nach nur weiteren sechzehn Tagen verlassen sie das Nest und sind von diesem Zeitpunkt an auf sich gestellt. Wie man es etwa von Amseln kennt, bewegen sich auch Singdrosseln besonders auf der Suche nach Nahrung viel auf dem Boden fort. Aufrecht und mit ruckartigen, beinahe hektisch wirkenden Sprüngen, wird eifrig am Waldboden gestöbert. Für einen Augenblick wird regelmäßig pausiert, um mit seitlich geneigtem Kopf nach Würmern Ausschau zu halten. Auf dem Speiseplan stehen neben Würmern hauptsächlich Insekten oder Früchte. Außergewöhnlich ist außerdem die Vorliebe für Schnecken. Besonders spannend hierbei ist die erlernte Technik, um die begehrten Schnecken aus ihren Gehäusen zu bekommen. Singdrosseln haben gelernt, Steine als Art Werkzeug zu nutzen, um die harten Schneckenhäuser aufzubrechen. Ist ein geeigneter Stein erstmal gewählt, wird dieser nach geglücktem Schneckenfund aufgesucht, um die Beute mit Wucht gegen den Stein zu schleudern. Dabei bricht das Gehäuse auf und das heiß begehrte Schneckenfleisch kann genüsslich verspeist werden. Wer genau sucht, kann diese auch als „Drosselschmieden“ bezeichneten Steine am Waldboden finden. Sie sind daran erkennbar, dass im Umfeld die Reste der Kalkschalen verstreut sind.

Die Singdrossel trägt ihren Namen selbstverständlich nicht ohne Grund. Ihr äußerst kraftvoller Gesang ist bis zu einem Kilometer entfernt noch zu hören. Am liebsten verkündet die Sängerin ihre Lieder hoch oben von Warten aus. Ihnen lauschen kann man bereits vor Sonnenaufgang und abends bei Dämmerung. Doch nicht nur im Sitzen, sondern auch im Flug geben Singdrosseln eifrig Laute von sich. Hierbei besteht ihr Ruf allerdings nicht aus unterschiedlichen Motiven, welche die Singdrossel zwei bis viermal wiederholt. Vielmehr klingt es nach einem kurzen, aber häufigen „ziit“.

Die Singdrossel

Lateinisch: Turdus philomelos

Familie: Drosseln (Turbidae)

Größe: 20 – 22 cm

Gewicht: etwa 68 g

Verbreitung: Europa, Asien, Nordafrika (eingeführt in Australien und Neuseeland)

Nahrung: Insekten, Würmer, Schnecken, Früchte

Lebensraum: Wald, dichtes Unterholz

Zugverhalten: Kurzstreckenzieher

Brutzeit: April – Juli

Status: nicht gefährdet

Gefährdung und Schutz der Singdrossel

Glücklicherweise zählen Singdrosseln nicht zu den bedrohten Arten. Auch ihr macht der Mensch jedoch das Leben schwer. Tatsächlich werden sie vielerorts noch bejagt. Besonders auf den Flügen in ihre Winterquartiere werden sie häufig mit Netzen gefangen. In Italien gelten Singdrosseln landestypisch vereinzelt noch als Speisevogel. Nur weil eine Art nicht als gefährdet gilt, bedeutet dies außerdem nicht, dass man nicht genau beobachten muss, wie sich der Bestand verhält. Auch für Singdrosseln stellt die Intensivierung der Land- beziehungsweise Forstwirtschaft eine potenzielle Gefahr dar. Glücklicherweise ist sie jedoch noch nicht derart stark betroffen wie andere Arten. Damit sich die ansonsten scheuen Vögel mit etwas Glück auch in den privaten Garten trauen, sollte unbedingt für eine dichte und abwechslungsreiche Bepflanzung gesorgt sein. Über eine hohe Blütenvielfalt werden auch Insekten angelockt, welche der Singdrossel als Nahrung dienen. Sträucher oder Bäume, die Früchte tragen, sind ebenso ratsam, um der Singdrossel ein möglichst diverses Nahrungsangebot zu schaffen.

Vogelportrait von Jakob Kuhn


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