Die Waldohreule
Lautlose Jägerin im Schutz der Nacht!
Wie für Eulen üblich ist auch die Waldohreule ein wahres Talent darin, sich scheinbar ohne einen einzigen Laut durch die Lüfte zu schwingen. Diese Fähigkeit sowie ihre äußerst geschärften Sinne machen Eulen zu wahren Meisterinnen der Jagd.
Neigt sich der Tag dem Ende zu und die letzten Sonnenstrahlen verschwinden hinter dem Horizont, beginnt für Eulen die aktive Zeit. Um möglichst unauffällig jagen zu können, begeben sie sich im Schutz der Dunkelheit auf ihre Streifzüge durch den Nachthimmel. Beutetiere sind oftmals erst in der Lage, die Jägerin zu entdecken, wenn es längst zu spät ist. Ihr verstecktes Leben bei Tag, sowie ihre lautlose Art der Fortbewegung machen es sogar für uns Menschen schwer, Waldohreulen zu beobachten. Wer es dennoch möchte, kann jedoch sicher sein, dass sich die Geduld allemal auszahlt
So sieht sie aus, die Waldohreule
Waldohreulen erreichen eine Größe von etwa 35 bis 37 Zentimeter. Breitet sie ihre Flügel aus, erreichen diese sogar eine Spannweite von bis zu 100 Zentimeter. Es handelt sich hierbei also nicht gerade um einen kleinen Vogel. Umso beeindruckender ist wiederum die Fähigkeit der Eulen, derart unscheinbar zu leben. Entsprechend der Körpergröße bringen Waldohreulen maximal 400 Gramm auf die Waage. Auch bei Tag derart schwer erkennbar zu sein, ermöglicht die spezielle Gefiederfärbung. Diese ist nämlich in verschiedenen Weißund Brauntönen gehalten, welche ihren Körper oft augenscheinlich mit der Rindenfarbe von Baumstämmen verschwimmen lässt.
Besonders auffällige Merkmale der Waldohreule sind auf dem Kopf des Vogels zu finden. Zum einen zieren ihr Gesicht zwei leuchtend orangefarbene Augen, welche wie eingebettet in dem weiß umrandeten Gesichtsschleier liegen. Zum anderen trägt sie auf dem Kopf die namensgebenden Federohren. Spannend ist, dass sie deren Ausrichtung je nach Gemütslage verändert. Bei geringem Interesse an der Umgebung sowie im Flug werden sie beispielsweise eng angelegt und sind kaum noch zu erkennen. Männliche und weibliche Waldohreulen weisen zwar optische Unterschiede auf, sind allerdings dennoch eher schwer zu unterscheiden. Männchen sind in der Regel etwas kleiner und leichter sowie generell etwas heller gefärbt. Bei weiblichen Waldohreulen überwiegt eine dunkle, rostbraune Färbung. Leichter fällt das Erkennen von Jungeulen. Diese weisen nämlich erst nach und nach die typische Gefiedermusterung auf und wirken die erste Zeit eher wie graue, flauschige Plüschtiere.
Lebensraum & Lebensweise
Waldohreulen sind fast in ganz Europa, aber auch in Mittelasien, Nordamerika sowie vereinzelt auch in Nordafrika anzutreffen. Ihren Lebensraum finden sie dabei hauptsächlich in Wäldern, aber auch in urbanen Gebieten, etwa auf Friedhöfen, in Parkanlagen oder Alleen. Wichtig für die Waldohreule sind offene Flächen, da sie auf diesen bevorzugt jagt. Besonderen Wert legt sie außerdem auf Nadelbäume und Feldgehölze, auf denen sie tagsüber ruhen und nachts auf ihre Beute ansitzen kann. Wälder mit besonders dichtem Baumbestand werden eher gemieden, um nicht in Konkurrenz mit dem Waldkauz zu geraten.
Die wohl beeindruckendste Fähigkeit der Eulen ist ihre Art zu fliegen. Sie sind in der Lage, so gut wie lautlos durch die Lüfte zu gleiten, um so mit ihrem exzellenten Gehör Beutetiere zu orten. Auf ihren nächtlichen Jagdzügen stehen für Waldohreulen vor allem Nagetiere auf der Nahrungsliste. Dabei werden fast zur Gänze Feldmäuse gejagt und das zu einer beachtlichen Menge. So werden innerhalb eines Jahrs knapp zwanzig Kilogramm Mäuse verspeist. Bei einer Knappheit wird gut und gerne beispielsweise auf Wühlmäuse oder kleine Vögel zurückgegriffen. Wer nachts jagt, muss tagsüber ruhen, dies gilt auch für Eulen. Am liebsten tun sie das dicht an einem Baumstamm sitzend. Aufgrund ihrer besonderen Gefiederfärbung sind sie so beinahe nicht zu erkennen. Waldohreulen gelten als Teilzieher. Dies bedeutet, dass ein Teil der Vögel ganzjährig hierzulande zu sehen ist und ein Teil in wärmere Gebiete zieht. Jene, die ganzjährig in Österreich verweilen, brüten selbstverständlich auch hier.
Die Brut geschieht zwischen März und April. Im Gegensatz zu vielen anderen Vogelarten bauen Waldohreulen ihr Nest nicht selbst. Was vielleicht für manche als faul erscheinen könnte, ist im Grunde genommen einfach nur die effiziente Nutzung bereits bestehender Ressourcen. Am liebsten beziehen Waldohreulen die bereits verlassenen Nester von Krähen, Elstern, Ringeltauben, Eichhörnchen oder etwa anderen Greifvögeln. Ist ein Nest gefunden, werden darin drei bis sechs rundliche weiße Eier gelegt. Während das Weibchen circa dreißig Tage mit dem Ausbrüten der Jungeulen beschäftigt ist, wird es vom Männchen eifrig mit Nahrung versorgt. Nach dem Schlüpfen wird weiterhin von beiden Elterntieren Brutpflege betrieben. Nach etwa drei bis vier Wochen beginnen die Jungeulen bereits damit, im umliegenden Geäst umherzuklettern. Ihr Aussehen ähnelt dabei, bis auf die Flaumfedern auf dem Kopf, bereits dem der Eltern. Typischerweise bleibt es bei einer Brut im Jahr. Ausnahmen kann es bei besonders begünstigenden Faktoren, wie einem hohen Nahrungsangebot, geben. Neben dem Beobachten von Jungtieren ist es außerdem besonders jetzt im Winter interessant, Waldohreulen an ihren Schlafplätzen zu beobachten. Hier gebliebene Waldohreulen bilden nämlich in der kalten Jahreszeit sogenannte Schlafgemeinschaften. Nicht selten kommt es dabei vor, dass bereits um die zwanzig Waldohreulen dicht aneinandergedrängt gesichtet wurden. Besonders im Winter ist jedoch ein besonders behutsames Vorgehen wichtig, da ein Aufschrecken der Eulen zu hohen Energieverlusten führen kann, welches durch die mühsamere Nahrungssuche nur schwer ausgeglichen werden kann.
Die Waldohreule
Lateinisch: Asio otus
Familie: Eigentliche Eulen (Strigidae)
Größe: etwa 35 – 37 cm
Gewicht: bis zu 400 g
Verbreitung: Europa, Afrika, Mittelasien Nahrung: Nagetiere, Kleinvögel
Lebensraum: Wälder, Parks, Friedhöfe, Alleen
Zugverhalten: Standvogel, Teilzieher
Brutzeit: März – April
Status: innerhalb Österreichs mancherorts potenziell gefährdet
Die Waldohreule in Österreich
Die Waldohreule steht in Österreich unter strengem Naturschutz. Leider gilt sie in manchen Bundesländern wie etwa der Steiermark oder Tirol dennoch als potenziell stark gefährdet. Es ist unter anderem die intensive Forstwirtschaft, welche mancherorts zur Verdrängung der Waldohreulen führt. Dabei leisten Eulen besonders aufgrund ihres Fressverhaltens einen unglaublich wichtigen Beitrag bei der Bestandsregulierung von Nagetieren. Davon profitiert nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch Gärtner und Gärtnerinnen, welche mit Feldmäusen oder Wühlmäusen im Garten zu kämpfen haben. Der Fortbestand der Eulen sollte also allen ein persönliches Anliegen sein. Auch wenn im eigenen Garten die Sichtung von Waldohreulen nur mit sehr viel Glück gelingen mag, ist sie dennoch nicht unmöglich. Begünstigt wird eine Sichtung mit Sicherheit durch vorhandenen Altbaumbestand sowie angrenzende Freiflächen.
Vogelportrait von Jakob Kuhn