
Der Graureiher
Bekannter Liebhaber heimischer Gewässer!
Wo ein Graureiher ist, da ist Wasser nicht fern. Behutsam und sanft schreitet er auf der Suche nach Futter voran. Aufgrund seiner Größe ist er dabei nicht zu übersehen und äußerst interessant zu beobachten.
Neben Schwänen und Enten sind es auch Graureiher, die vielen beim Gedanken an heimische Gewässer in den Sinn kommen. Ihre Vorliebe für Gewässer hat vor allem mit ihrer Vorliebe für Fisch zu tun. Es ist genau diese, die sie jahrhundertelang als Fischereischädling hat gelten lassen. Intensive Bejagung war die Folge, von der sich die Graureiherpopulationen in Europa erst allmählich wieder erholen.
So sieht er aus, der Graureiher
Graureiher werden mehr als zurecht als Großvögel bezeichnet. Hierzulande zählen sie zu den größten gefiederten Lebewesen. Eindeutige Merkmale von Reihern sind die langen Beine, der lange Schnabel und der lange Hals. Klar ist, dass auch andere Schreitvögel wie etwa Störche oder Kraniche diese Merkmale aufweisen. Unterscheiden kann man diese jedoch vom Reiher nicht nur anhand seiner Gefiederfarbe, sondern auch anhand der Haltung von Kopf und Hals. Anders als bei Kranich und Storch zieht der Graureiher seinen Hals nämlich im Flug ein und hat den Kopf so nah am Rumpf. Das Gefieder ist, wie der Name bereits vermuten lässt, zum größten Teil gräulich gefärbt. Doch nicht der gesamte Körper ist grau. Besonders bei älteren Tieren stellt die grauweiße Unterseite einen deutlichen Kontrast zur aschgrauen, bläulich schimmernden Oberseite dar. Die Schwungfedern und die sogenannten Handdecken sind schwarz. Auch am Kopf finden sich schwarze Akzente wieder. Es sind die Scheitelfedern, die oftmals ein wenig verlängert sein können. Wer genau hinsieht, kann zudem erkennen, dass der Hals teilweise einen zarten Rosastich mit schwarzer Musterung aufweist.
Generell sind Jungtiere gut von Altvögeln zu unterscheiden. Bis in ihr zweites Lebensjahr sind Jungtiere nämlich deutlich matter und dunkler gefärbt. Ebenfalls ins Auge sticht der leuchtend gelbe Schnabel und die weiße Stirn von älteren Graureihern. Interessant ist, dass anhand der Schnabelfarbe zu erkennen ist, ob gerade Brutzeit ist. Innerhalb dieser Zeit ist der Schnabel nämlich deutlich oranger gefärbt.





Lebensraum & Lebensweise
Der Graureiher ist in der gesamten „Alten Welt“ mehr oder weniger durchgängig verbreitet. Hier bei uns in Mitteleuropa gilt er aufgrund seines flächigen Auftretens als die am weitesten verbreitete Reiherart. In Europa generell reicht das Verbreitungsgebiet sowohl bis hoch in den Norden als auch in den Süden. Aufgrund von verhältnismäßig geringeren Wasservorkommen sind Graureiher im Süden jedoch deutlich weniger verbreitet als im Rest von Europa. Die großen Vögel besiedeln unterschiedlichste Lebensräume. Auch Städte zählen seit geraumer Zeit dazu. Aufgrund ihres Fressverhaltens sind jedoch Wasserflächen mit seichten Uferzonen unverzichtbar. So kommt es, dass man sie nur allzu häufig an Ufern von Flüssen, Seen, Teichen und anderen Gewässern antreffen kann.
Auf der Suche nach Nahrung können Graureiher sich unglaublich behutsam und geduldig fortbewegen oder halten gar lange Zeit völlig still. Neben Wasserflächen werden auch Wiesen oder Äcker gerne zwecks Nahrungssuche aufgesucht. Zur Hauptnahrung zählt rein tierische Kost. In erster Linie sind es Fische und Amphibien, welche vom Graureiher am liebsten verzehrt werden. Findet die Futtersuche abseits von Gewässern statt, wird ebenso nach Mäusen, Insekten und Würmern gejagt. Auch wenn Reiher gelegentlich innerhalb von Städten gesichtet werden, sind ruhige Waldstücke für die Art unverzichtbar.
Besonders wichtig sind hierbei hohe, große Bäume, in deren Kronen der Nestbau stattfinden kann. Logisch ist, dass ein großer Vogel auch ein großes Nest für die Aufzucht der Nachkommen benötigt. Doch nicht nur aufgrund der Nestgröße selbst spielen großkronige, alte Bäume eine wichtige Rolle. Graureiher sind nämlich zudem Koloniebrüter. Dies bedeutet, dass sie sich während der Brutzeit zu Kolonien zusammenschließen. Ein Baum beziehungsweise eine Baumgruppe muss daher genügend Platz für mehrere Brutpaare bieten, welche allesamt einen eigenen großen Horst errichten. In einen Horst werden im Zeitraum zwischen März und Juni etwa drei bis fünf Eier gelegt. Die Eier sind auffällig blaugrün gefärbt.
Die Aufzucht der Jungreiher dauert in etwa acht Wochen. In diesem Zeitraum werden sie eifrig mit Futter versorgt. Kommt ein Elterntier zum Nest, entfachen bei den Jungvögeln oft heftige Rangeleien, um den besten Platz bei der Fütterung zu ergattern. Zu fressen bekommen sie Vorverdautes aus dem Kropf des Elterntiers. Dieses wird beim Eintreffen im Nest hochgewürgt und den Jungvögeln direkt im Schnabel platziert. Wenig überraschend ist, dass aufgrund dieses Verhaltens der Ausdruck „reihern“ umgangssprachlich dafür steht, sich zu übergeben. Graureiher legen ein nicht allzu ausgeprägtes Zugverhalten an den Tag. Solange Gewässer nicht zur Gänze zufrieren und somit ganzjährig das Nahrungsangebot gesichert ist, wird zumeist das Sommerquartier nicht verlassen. Bevor es jedoch zu kalt wird, reisen Graureiher gut und gerne auf der Suche nach ergiebigeren Fischgründen umher. Dabei hat er jedoch kein konkretes Ziel und versucht lediglich der Kälte zu entkommen. Aus diesem Grund bezeichnet man ihn daher auch als „Winterflüchter“.

Der Graureiher
Lateinisch: Ardea cinerea
Familie: Reiher (Ardeidae)
Größe: bis zu 100 cm
Gewicht: 1 – 2,1 kg
Verbreitung: Eurasien, Afrika
Nahrung: Fische, Amphibien, Schlangen, Mäuse, Insekten, Würmer
Lebensraum: in gewässernahe, ruhige Wälder, auch urbane Gebiete
Zugverhalten: kaum Zugverhalten („Winterflüchter“)
Brutzeit: März – Juni
Status: potenziell gefährdet
Der Graureiher in Österreich
Graureiher galten lange Zeit als Fischereischädlinge. Der Glaube daran, dass die auf die Jagd von Fischen spezialisierten Vögel die heimische Fischerei massiv schädigen würden, führte jahrelang zu einer intensiven Bejagung. Die Bestände haben sich zwar nach einem Rückgang der Bejagung ein wenig erholt. Dennoch ist erneut ein Rückgang aufgrund der immer wieder aufflammenden „Fischereidebatte“ spürbar. Problematisch ist, dass neben behördlich bewilligten Abschüssen auch viel illegale Jagd betrieben wird. Bedenklich ist dies nicht nur aus Sicht der Art selbst, sondern auch, weil Graureiher eine wichtige Rolle in komplexen Ökosystemen spielen. Es wurde nämlich festgestellt, dass sich mitten in oder am Rand von Reiherbrutkolonien gerne andere gefährdete Arten ansiedeln. Als Beispiele sind hierbei der Schwarz- und Rotmilan, der Seeadler oder etwa der Sakerfalke zu nennen.
Ein Verschwinden des Graureihers würde somit auch direkten Einfluss auf den Artbestand unzähliger anderer Tiere haben. Auch wenn schon der Graureiher selbst mehr als schützenswert ist, so sollte man insbesondere aufgrund des direkten Einflusses auf andere Arten Wert auf seinen Fortbestand legen.
Vogelportrait von Jakob Kuhn