Mispeln, am besten vom Frost geküsst

Kaum jemand kennt noch Mispeln, denn sie sind selten geworden. Früher gab es die Bäume vermehrt in Gärten und bei Bauernhöfen, aber die mühsame Verarbeitung und die geringe Ausbeute haben die Bäume aus unserer Landschaft verschwinden lassen. Ganzjährig frisches Obst ist heutzutage ja kein Problem mehr, Äpfel, Birnen und Zitrusfrüchte sind typisches Saisonobst im Winter

Die Späte im Jahr

Abgesehen von einigen Wildobstsorten wie Sanddorn, Schlehen oder Hagebutte sind Mispeln, das letzte Obst, das im Jahr geerntet wird. Die Früchte aus der Familie der Rosengewächse sind mit Äpfeln verwandt und sind bei uns Liebhaberfrüchte. Sie werden kaum kultiviert, im Gegensatz zu anderen Ländern. In Griechenland oder Türkei sind sie gut bekannt und beliebt. Die kleinen Früchte besitzen eine braune, grobe, ledrige Haut, darin verstecken sich große Kerne und etwas Fruchtfleisch. Anfangs ist das Fruchtfleisch fest, erst durch mehrmalige leichte Fröste wird es weich und aromatisch. Daher lässt man die Früchte auch lange am Baum und erntet sie meist im November. Mispeln sind sehr anspruchslos. Die Sträucher oder kleinen Bäume kommen mit wenig Wasser zurecht und bevorzugen trockene Böden. Sie sind auch sehr gut frosthart und vertragen bis minus 20 Grad Celsius. Auch die weißen Blüten im Frühjahr erscheinen spät, erst Ende Mai nach den Spätfrösten. Inzwischen gibt es auch einige Sorten, die ertragreicher sind und größere Früchte liefern

Gut Ding braucht

Weile Auch wenn Naturkundige die Frucht erkennen, wissen sie meist nicht, was sie daraus machen können. Wer sie roh, direkt vom Baum kostet, wird vom Geschmack enttäuscht sein und sich darüber auch keine Gedanken mehr machen. Mispeln schmecken trotz völliger Reife herb, säuerlich und leicht bitter. Die Früchte werden daher reif, nach den ersten Frösten geerntet, müssen aber noch nachreifen. Sie werden dadurch weich und leicht gärig. Durch den leichten Gärungsprozess duften die Früchte mostartig und schmecken nun süß-säuerliche, leicht nach Most oder Wein. Sie enthalten nun tatsächlich eine geringe Menge an Alkohol, durch Frost und Nachreifen wird aber die Gerbsäure abgebaut und der Zuckergehalt steigt. Die braunen, weichen Mispeln sehen nun nicht mehr so schön aus, bekommen aber interessante Geschmackskomponenten dazu. Manche beschreiben den Geschmack als exotisch oder auch als erdig, aromatisch. Doch nun kann man sie weiterverarbeiten.

Was tun damit

Gegessen wird das cremig weiche, braune Fruchtfleisch, die Haut und die großen Kerne sind Abfall. Am besten gewinnt man es, durch Aufkochen der Früchte mit etwas Wasser. Die Früchte zerfallen und lassen sich abpassieren. Die Ausbeute ist sehr gering, daher mischt man gerne mit Äpfeln, Quitten oder Birnen und bereitet daraus Marmelade oder Fruchtmus. Es lässt sich aber auch Schnaps brennen oder ein Likör ansetzen. Mispelpüree kann ähnlich wie Quittenkäs zu Mispelkäs oder zu Fruchtleder verarbeitet werden. Natürlich können die Früchte auch roh durch ein Haarsieb gedrückt werden, um das Mus zu erhalten. Das ist aber bei größeren Mengen sehr mühsam und zeitaufwändig.

Mispelmarmelade

Zutaten:
  • 2kg reife, weiche Mispeln
  • ~ 1kg Gelierzucker
  • Saft einer Zitrone
  • etwas Zimt
  • etwas Calvados
Zubereitung:

Mispeln waschen, eventuell in der Mitte durchschneiden und in einen Topf geben.
Soviel Wasser dazugegeben, dass die Früchte bedeckt sind.
Das Ganze weich kochen und danach die abgekühlte Masse durch ein Haarsieb streichen.
Das Fruchtmus in einen Topf geben und abwiegen. Auf 1kg Fruchtmus die gleiche Menge Gelierzucker geben, Zitronensaft und etwas Zimt dazugeben.
Das Ganze einige Minuten leicht köcheln lassen, immer wieder umrühren.
Zum Schluss den Calvados unterrühren. Die Marmelade in Gläser füllen und diese gut verschließen.

Mispelkäs

Zutaten
  • 1,5bis 2kg Mispeln
  • 250ml Wasser
  • ~ 500g Zucker
  • Saft einer Zitrone
  • Kristallzucker zum Wälzen
Zubereitung

Mispeln waschen und halbieren, Obst mit Saft einer Zitrone und Wasser zugedeckt weich dünsten, das Wasser danach abgießen und in einem Messbecher auffangen.
Fruchtmasse durch ein Sieb passieren. Das ergibt etwa 700 g Mus.
Zucker, Mus und 250ml Wasser oder Flüssigkeit vom Dünsten 30 Minuten lang unter ständigem Rühren einkochen, bis es dicklich wird und sich dunkler färbt.
Ein Backblech mit Backpapier auslegen, die Masse 1bis 2cm dick darauf streichen.
An einem kühlen und trockenen Ort einige Tage oder schneller im Backrohr bei 60 Grad Celsius und leicht geöffneter Backofentür trocknen lassen.
Den fertigen Mispelkäse in Würfeln schneiden oder ausstechen, in Kristallzucker wälzen und verschlossen in einer Dose aufbewahren.

Tipp: Das Mispelmus kann natürlich mit Apfel- oder Quittenmus gemischt werden.

von Mag.a Andrea Jungwirth, Ernährungswissenschafterin


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