Rund und g'sund: Ein mit einer Strohmulchdecke geschütztes Gemüsebeet.

Gemüseanbau in der Sommerhitze

Ob Salat, Radieschen, Erbsen, Rucola oder Kohlrabi. Sie alle wachsen meist dankbar, bis die Hitze des Sommers sie an ihre Grenzen bringt.

Auch vor dem Garten macht der Klimawandel mit seinen Folgeerscheinungen nicht Halt. Die Sommerhitze, damit verbundene Trockenheit und vermehrter Wasserbedarf durch mehr Verdunstung machen besonders vielen (Gemüse)pflanzen zu schaffen. Aber nicht nur sie brauchen eine permanente Wasserversorgung: Selbst sonst robuste Wurzel- und Zwiebelgemüse (Karotte, Rübe, Zwiebel) oder Fruchtgemüse mit längerer Vegetationszeit, (Kürbis, Zucchini, und Paprika) reagieren heute empfindlich auf Wassermangel.

Gleichzeitig bietet der Klimawandel auch Chancen für den Gemüseanbau. Höhere Bodentemperaturen fördern besseres Wachstum, frühere Ernten und eine verlängerte Anbausaison. Neue wärmeliebende Arten oder Sorten wie die kletternde Chayote warten auf ihre Entdeckung im Garten und in der Küche.

Früh loslegen

Haben sich Pflanzen gut entwickelt, dann sind auch diese Gemüsearten relativ trockenheitstolerant. Auch früher gesäte Sommerkulturen mit tief reichenden Wurzeln, wie z.B. Karotte, Pastinake, Rote Rübe und Mangold, Kohlgemüse (außer Kohlrabi), Porree oder Speiserübe, können sich selbst lange mit Wasser versorgen. Regelmäßige Wassergaben sind aber auch für robustere Gemüsearten notwendig, um schöne Erträge lukrieren zu können.

Andere Kulturen

Mit bodenschonender und wassersparender Kulturtechnik wird Ihr Garten zusätzlich klimafit und liefert mit einem verbesserten CO2-Fußabdruck gesunde lokale Nahrungsmittel – direkt vor der Haustür. An einige Dinge ist dabei zu denken: Bei erdmodellierten Beeten in Damm- und Kraterform oder Hochbeeten helfen Einfassungen als Windschutz und um Feuchtigkeit zu speichern. Nachhaltige Anbaumethoden in Mischkultur oder mit ausgewogenen Fruchtfolgen stärken die Vitalität der Pflanzen, besonders dann, wenn die Gemüseauswahl standortgerecht und klimaangepasst erfolgt.

Eine Bewässerung sollte möglichst wassersparend erfolgen, etwa über die Sammlung in Regenwassertonnen und Zisternen. Mit dem Gießen möglichst nah an den Pflanzenwurzeln und am besten morgens wird die Verdunstung reduziert. Nicht zuletzt sind eine bodenschonende humusanreichernde Flächenvorbereitung und Mulchauflagen beste Voraussetzungen für gutes Gedeihen.

Besonders robust

Viele Gemüse profitieren sogar von den höheren Durchschnittstemperaturen im Boden und an der Luft. Als wasserreiche Lebensmittel sind aber auch diese wärmeliebenden Gemüsearten auf eine Bewässerung und Düngung angewiesen. Besonders bewährt hat sich der Anbau von robusten Gemüsen wie Roter Rübe, Mangold und Knoblauch (im Herbst). Zu den wärmeliebenden Arten zählen Artischocke, Kichererbse, Melonen, Melanzani, Okra, Pepino und Süßkartoffeln.

Boden als Wasserspeicher

Der Boden ist die Grundlage des Pflanzenwachstums. Weil gesunde Pflanzen nur in gesunden Böden wachsen können, sollte die Bodenvorbereitung und -pflege im Vordergrund stehen. Locker soll er sein, Nährstoffe und Wasser speichern und für Pflanzen bereitstellen. Im feinkrümeligen und ebenen Saat- oder Pflanzbett haben Jungpflanzen einen besseren Start. Wie gut ein Boden Wasser speichern kann, hängt von der Bodenqualität und der Bodenart ab.

Je nach Region und Standort unterscheiden sich die Böden. Leichte Sandböden, mittelschwere Lehmböden und schwere Tonböden können den Gemüseanbau erleichtern oder erschweren. Ideal für Gemüsebeete sind lockere, humus- sowie nährstoffreiche Böden. Mittlere Gartenböden aus lehmigem Sand oder sandigem Lehm eignen sich gut. Leichte Böden werden mit Kompost oder kompostiertem Pferdemist aufbereitet. Schwere Böden brauchen da mehr Arbeitseinsatz. Bei besonders schlechten Böden sind sogar Hochbeete anzudenken.

Humus-Reich

Humus ist organische Substanz, die z. B. durch Kompostgaben angereichert werden kann. Immerhin kann Humus bis zum Fünffachen seines eigenen Gewichts an Wasser speichern. Mehr Humus erhöht also die Wasserspeicherkapazität beträchtlich. Humusstoffe vergrößern das Porenvolumen, indem sie Bodenteilchen miteinander verbinden und so eine stabile fruchtbare Struktur aus 0,2–1 mm kleinen Krümeln bilden. Je größer die Oberfläche, umso mehr Wasser und Nährstoffe werden angelagert. Das zwischen den Bodenkrümeln gespeicherte Wasser ist leicht verfügbar: der Boden wirkt wie ein Schwamm.

Ob die Düngung mit reifem Kompost, mit lebenden Gründüngern oder dem Mulchen für humusreiche, feinkrümelige Erde, damit legen Sie die Basis für einen lockeren Boden, den Pflanzen tiefer durchwurzeln können.

Im Hochbeet

Für ein vermehrtes Bodenleben und damit mehr Humusanteile und eine größere Wasserspeicherkapazität sorgen auch mit Löchern durchsetzte Beetboxen und Wurmvasen. Die Würmer geben hier den Ton an und bedienen sich aus der Futterstation, die mit Bioabfällen bestückt wird. Die Kompostwürmer nehmen aber auch mit einer Fütterung aus einem einfachen versenkten Topf mit Abzugsloch vorlieb.

Kapillarkräfte stoppen

Sie können sie nicht sehen, aber sie transportieren jede Menge Wasser unter Ihren Füßen – die Kapillarkräfte! „Einmal Hacken erspart zweimal gießen“. Harter und verschlämmter Boden nimmt nicht nur Regenwasser schlecht auf. Eine oberflächliche Bodenbearbeitung unterbricht die feinen Kapillaren im Boden und mindert die Verdunstung aus dem Boden. Idealerweise wird die oberste Bodenschicht im Gemüsegarten deshalb regelmäßig gelockert und nach dem Hacken gemulcht.

 

Neue und bewährte Mulchmaterialien

Bei Heumulch als Hitzeschutz umhüllt eine etwa 30 cm hohe, lockere Schicht aus Wiesenheu die Pflanzen, die nach dem Aufbringen darin förmlich versinken. Sie überwachsen diese Deckschichte aber sehr rasch, während diese zunehmend zusammensinkt. Die Mulchdecke sorgt für ein aktives Bodenleben, für Humusaufbau und krümelig lockeren Boden. Wassersparend und unkrautabweisend schützt die Schicht optimal vor Schnecken, vor zu viel Sonne und selbst vor Gewittern. Bis zum Spätwinter baut sich die Schicht zum Großteil ab.

Für eine Aufdüngung des Bodens sorgt ebenso eine Lage mit Schafwolle: Sie ist gleichzeitig eine gute Mulchschicht. Das Mulchen mit anderen organischen Materialien wie z.B. Heu, Hanf- oder Flachsschäben, hält Feuchtigkeit im Boden.

Frischer Rasenschnitt wird nur in dünnen Schichten aufgestreut, um nicht zu faulen oder zu schimmeln.

Immer wieder gibt es neue Mulchmaterialien, die das Bodenleben aktivieren, die Vermehrung von Regenwürmern fördern, Unkrautkeimung hemmen, Erosion verhindern sowie den Boden bei Trockenheit länger feucht und Schnecken fernhalten.

Garantiert schimmelfrei sind Heupellets aus hochwertigem Heu. Speziell für Balkon, Terrasse und Hochbeete sind sie geeignet. Sie quellen im angegossenen Zustand auf und bilden kurz darauf später eine homogene sehr feinkrümelige, wasserdurchlässige Abdeckschicht.

Hanfstroh bietet Ihren Pflanzen ein etwas sanfteres Polster als kleinteiligere Hanfschäben, es ist aber ebenso lange haltbar und hat ein ausgewogenes Kohlenstoff-Stickstoffverhältnis. Auch vorkompostierter Rindenkompost bietet sich hervorragend als Mulch an.

Bio-Faser, etwa von der Fa. Sonnenerde, bietet reichlich Stickstoff und viele weitere Nährstoffe. Sie kommt in einer Schicht von 2 bis 3 cm Stärke auf offene Baumscheiben, Gehölzpflanzungen, Gemüse- sowie Staudenbeete.

Gehäckseltes Chinaschilf wird im trockenen Zustand weit weniger von Schnecken „betreten“. Es ist auch unter dem lustigen Namen Elefantengras oder Miscanthusgras bekannt. Durch die feinen Zähnchen an den Häckselrändern verzahnt es sich nach dem Gießen besonders gut und wird kaum vom Winde verweht.

Obengenannte Produkte finden Sie bei unseren Gütesiegelpartnern auf www.naturimgarten.at/guetesiegel.

Wasserhaltung im Boden

Ollas, sprich Oya, sind Tongefäße, die sowohl im Hochbeet wie im Gemüse- oder Blumenbeet zur Bewässerung verwendet werden. Dazu wird ein Loch gegraben, das so tief ausfällt, dass die Olla darin fast zur Gänze verschwindet. Wenn sie am Schluss noch ca. 2 bis 3 cm zu sehen ist, ist es ideal. Füllen Sie die Umgebung wieder mit Erde auf. Für etwa fünf Tage reicht diese Vorsorge – mit 12 cm Durchmesser zwischen zwei Paradeisern oder für jede Pflanze. Selbst gebaut werden können Ollas mit zwei unglasierten Blumentöpfen, deren Ränder an der größeren Stelle aneinandergeklebt werden. Das untere Loch wird davor mit einer Fliesenscherbe dicht verschlossen. Ebenso wie die zwei Töpfe wird es mit farblosem Silikonkleber oder mit Fliesenkleber zugeklebt. Ausgestattet mit etwas Spülmittel in einer Wasserschale kann das Silikon gut mit den Fingern verstrichen werden. Einmal getrocknet ist die selbstgebastelte Olla bereit für den Einsatz. Olla stechen auch im Fachhandel vermehrt ins Auge.

Das Loch oben wird bis zur nächsten Befüllung mit einem Korken oder einer darübergelegten Untertasse verschlossen.

Dem Substrat selbst können außerdem wasserspeichernde Materialien wie Agrobiogel mit dem Produkt namens Retentis und lite-soil, dem Bio Lite-Strips aus Zellulose beigemischt werden (www.naturimgartenat/ gütesiegel – Kategorie „Wasserspeicher“).

In einem Guss

Je nach Bodenart sind für den Gemüsebau täglich 10 bis 20 l Wasser je m² nötig – möglichst gesammeltes Regenwasser. Gießen Sie morgens und gezielt zum Wurzelbereich, ebenso seltener, dafür aber durchdringend. Noch etwas Gutes daran: Gesammeltes Regenwasser bekommt nicht nur den Pflanzen, sondern auch dem eigenen Börserl gut.

von DI Margit Beneš-Oeller, Natur im Garten


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