Die Wild- und Heckenrosen
Wenn man den Titel dieses Artikels liest, würde man nicht vermuten, dass es sich hier um ein obstbauliches Thema handelt. Die Wild- und Heckenrosen sind auch unter dem Namen Hundsrose, der sich aus dem lateinischen Wort canina (hundsgemein) ableitet, bekannt. Damit ist gemeint, dass sie weit verbreitet sind. In Österreich wird sie volkstümlich Hätscherl, Hetschn oder Hetschipetsch genannt. In Deutschland auch Heiderose oder Hagrose.
Von Vitamin- oder Fruchtrosen spricht man, wenn diese in der Küche oder in der Medizin verwendet werden. Sie bestehen aus einer kaum überschaubaren Anzahl von Arten. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Rosen mit ungefüllten Blüten zu den wild wachsenden gezählt. Es gibt aber Unterschiede in der Blütenfarbe, der Anzahl und der Form der Dornen, der Blatt- und der Fruchtformen.
Die Blüten sind meistens rosa bis rot gefärbt und oft mit einem weißen Herzen. Aber auch weiß- und sogar gelb blühende gibt es und einige mit halbgefüllten Blüten, die sogar duften. Fast alle sind nur einmal blühend. Sie blühen in der Zeit von Mai bis Juli.
Die Früchte sind orange, hell, oder leuchtend rot, glattschalig, rundlich oval oder eierförmig. Sie sind kaum länger als zwei Zentimeter.
Neben der Hundsrose sind sicherlich die Gebirgs-, die Kartoffel- und die Weinrose auch noch bekannt. Ihre ursprüngliche Heimat war Asien, Nordafrika und fast ganz Europa. Heute sind sie auf der ganzen Welt verbreitet. In England ist die Heckenrose sogar eine Nationalblume. Die Hundsrose, zu der der Name Gemeine Heckenrose eher passt, stellt an den Boden nur geringe Ansprüche. Sie gedeiht auf steinigem Untergrund, genauso wie auf tiefgründigen oder auf Auböden. Sie ist Licht liebend, wächst an Weg- und Waldrändern und tritt dort als Pionierpflanze auf. Sie ist aufgrund ihrer Wurzelausläufer ein guter Bodenfestiger für Hänge und Böschungen. Sie wird auch für Wiederbegrünungen von Sand- und Schottergruben verwendet. Dort ist sie wegen ihres kaum einzudämmenden Wurzelsystems wünschenswert. Sie erreicht eine Höhe von bis zu 3m.
Da die Blüten ungefüllt sind, wird sie als blühender Zierstrauch kaum gepflanzt. Sie dienen den Baumschulen als Veredlungsunterlage für unsere Edelrosen.
Verwendung
Neben den Blüten und Blättern, die seit Bestehen der Menschheit als Naturheilmittel Verwendung fanden, sind es vor allem die Früchte, die sogenannten Hagebutten, die Verwendung finden und ab Mitte September bis Anfang Oktober reifen. Aus den Früchten werden Marmeladen, Säfte und Teemischungen gewonnen. Sie regulieren den Hautstoffwechsel und sind für Regeneration der Haut nützlich. Nicht zu vergessen die Abwehr stärkende Wirkung bei Erkältung durch den Hagebuttentee, sowie gegen Blasenleiden und Magenbeschwerden.
Gegen Rheuma und Gicht sollen die Früchte auch eine Wirkung haben. Früher wurde sogar behauptet, dass Bandwürmer damit bekämpft werden können. Der Verzehr von frischen Früchten ist aber nur in kleinen Mengen möglich, da sie sehr sauer sind. Aus den Kernen wird das Hagebuttenöl gepresst, das u.a. gegen Brandwunden hilft. Wichtig ist, dass die Früchte rechtzeitig geerntet werden. Eine späte Ernte oder auch Frühfröste verringern den Vitamingehalt.
Verstärkt hat sich das Interesse für diese Früchte, als man herausfand, dass der Vitamin C-Gehalt sehr hoch ist. Daneben enthalten sie noch Vitamin A und mehrere Vitamine der Gruppe B. Ein hoher Anteil an Fruchtsäure, Zucker und Pektin machten die Hundsrosen auch für den industriellen Anbau interessant. Aufgrund dieses Wissens über die vielen natürlichen Wirkstoffe, begann man vor über 70 Jahren im ehemaligen Ostblock mit gezielten Züchtungsarbeiten. Zuerst in Russland und dann in der DDR. So entstanden Sorten, die den mehr als Zehnfachen Vitamin CGehalt haben, als Orangen.
Das Obstbauinstitut in Pillnitz bei Dresden, das vor allem durch die Züchtung von resistenten Apfelsorten, wie Retina, Reglindis, Rebella und Remo sowie den Pi- Sorten wie Piros, Pirella, Pilot oder Pinova , um nur einige zu nennen, züchtete die Vitaminrose Pirosa mit einen hohen Vitamin C – Gehalt. Der Vorteil bei dieser Selektion ist die schwache Bedornung im Bereich der Früchte. Diese sind karminrot, walzenbis flaschenförmig und bis zu 3cm lang. Sie reifen Ende September. Der Strauch wird 2m hoch, die Blüten sind rosa und ungefüllt. Sie ist als Heckenpflanzung ideal zu verwenden. Beim Rückschnitt sind die Haupttriebe um ca. ein Drittel einzukürzen. Nach Bildung von jungen Bodentrieben sind die mehrjährigen laufend herauszuschneiden und die Nebentriebe auf zwei bis drei Augen einzukürzen, damit diese kräftig durchtreiben.
Artenvielfalt
Gebirgs- oder Bergrose
Die Gebirgs- oder Bergrose, ist fast ohne Dornen. Sie ist winterhart und auf bis zu 2.000m Seehöhe zu finden. Sie ist aber nicht verwandt mit der Alpenrose, die zu den Erikagewächsen gehört.
Kartoffelrose
Die Kartoffelrose, deren Blätter so ähnlich aussehen, wie die der Kartoffelstauden, ist im 18. Jahrhundert aus Japan nach Europa eingeführt worden. In Norddeutschland wurde sie zur Dünenbefestigung gepflanzt. Dadurch erhielt sie auch den Namen Dünenrose. Sie blüht öfter und die Blüten sind weiß, rosa oder rot gefärbt und manchmal sogar halb gefüllt und duftend. Je gefüllter aber eine Sorte ist, desto schwieriger ist dann die Befruchtung durch Insekten. Die Sträucher erreichen eine Höhe von maximal 2m. Die Hagebutten der Kartoffelrose sind weicher, dickfleischiger und leichter zu verarbeiten. Es gibt schon Sorten, die kaum einen halben Meter hoch werden, dadurch auch als Bodendecker geeignet und außerdem winterhart sind.
Weinrose
Zu erwähnen wäre noch die Weinrose, die aufgrund ihrer fein duftenden Blüten als Kreuzungspartner verwendet wurde. Aus den Samen wird das Wildrosenöl hergestellt. Im Mittelalter wurden die Weinrosen als Pflanzen gegen den Tod gesetzt.
Heckenrosen, deren Früchte nicht geerntet werden, sind eine wichtige Nahrungsquelle im Winter für unsere Singvögel und außerdem mit den roten Früchten sehr dekorativ. Im Sommer bieten sie Ihnen zur Zeit der Jungvogelaufzucht zusätzlich einen ausgezeichneten Schutz vor Feinden.
von Dipl. Ing. Peter Modl