Der Gemüsegarten im September
Meerkohl, mal etwas Anderes
Bereits bei den Römern war der Meerkohl als allerdings wenig bekanntes Gemüse in Verwendung. Der Meerkohl wächst wild in den Küstengebieten West- und Nordeuropas sowie am Schwarzen Meer. In England wird der Meerkohl seit 1750 kultiviert und ist dort ein sehr feines und auch beliebtes Gemüse. Bei uns wird er zusehends, ausgehend von botanischen Gärten, als Gemüserarität kultiviert und von Feinschmeckern geschätzt. Als Standort eignen sich alle sonnig bis halbschattigen Stellen. Der Meerkohl gedeiht in jedem humosen Gartenboden. Die Aussaat ist schwierig, da der Meerkohl ein Kaltkeimer ist (Spezialisten simulieren im Kühlschrank die notwendige Kälte für die Samenkeimung). Besser gelingt die Vermehrung durch Wurzelabrisslinge über den Winter. Das Treiben der fleischigen Sprosse erfolgt wie beim Spargel von März bis April durch Drüberstülpen von lichtundurchlässigen Gefäßen, abdecken mit Folien oder Anhäufeln.
Meerkohl ist ein Mittelzehrer. Er ist ein ausdauernder, sehr widerstandsfähiger und robuster, reich verzweigter und offener Blattkohl. Die Pflanze wird ca. 50 bis 70 cm hoch. Die in der Regel aufrechten, langen und zwei bis drei Zentimeter dicken, kahlen Blattstiele haben große, rundliche, breit gelappte, leicht gewellte, blaugrüne, wachsbedeckte und etwas fleischige Blätter. An zirka 60 Zentimeter hohen rispig verzweigten Stängeln erscheinen im Mai und Juni die kleinen weißen, in kurzen Trauben stehenden Blüten. Die Beerntung beginnt, wie beim Spargel, im dritten Jahr nach der Aussaat und kann sieben bis zehn Jahre fortgesetzt werden.
In England gibt es zum Überstülpen der Pflanzen eigens hergestellte „sea kale pots“ mit 30 Zentimeter Durchmesser und 50 Zentimeter Mindesthöhe. Die auf diese Weise gebleichten, zarten und saftigen Stiele oder Sprosse werden abgeschnitten, wenn sie etwa 15 bis 25 Zentimeter Länge erreicht haben und sich die Blattspreiten noch nicht entwickelt haben.
Die zarten und bleichen Stängel kann man roh in Salaten essen, fast immer werden sie jedoch gekocht. Geschält und wie Spargel zubereitet, ergeben sie ein sehr wohlschmeckendes Gemüse. Der Geschmack ist angenehm süßlich-aromatisch, angenehm kohlartig.
Kohlsprossen entspitzen
Mitte September bricht man die Spitzen der Pflanzen ab, damit sich die Sprossen gleichmäßig entwickeln. Bei länger anhaltender Trockenheit unbedingt bewässern. Die Ernte erfolgt dann von Oktober bis in den Februar des Folgejahres.
Paradeiser vor Nachtfrösten schützen
Pflanzen mit Folie bei Nachtfrostgefahr schützen. Da im September nur wenige Frostnächte zu erwarten sind, können in einem sonnigen September noch viele Früchte reifen.
Gewürzkräuter
Ausdauernde Gewürzkräuter eventuell teilen und an anderer Stelle neu auspflanzen. Vorher jedoch zurückschneiden und die abgeschnittenen Triebe zum Trocknen aufhängen. Von Anis und Fenchel Samen öfter hintereinander abnehmen, damit sie nicht ausfallen, denn sie werden nicht auf einmal reif.
Schnecken
Um die Schneckenpopulation für das nächste Jahr zu verringern, die Schnecken von den Pflanzen abklauben, Schneckenfallen aufstellen oder Brettchen an feuchten, schattigen Stellen aufstellen und dann die Schnecken abnehmen.
von Univ.-Doz. Dr. Gerhard Bedlan