Obstbauliche Arbeiten im Oktober

Unsere Obstgehölze mussten das heurige Jahr unter extremen Bedingungen überstehen. Nicht nur Kälte, Hitze, Trockenheit und übermäßige Feuchtigkeit verursachten Stress sondern auch tierische Schädlinge, wie artenspezifische Blattläuse, Spinnmilben, Sägewespenund Wicklerarten aber zusätzlich pilzliche Schaderreger, vor allem die Blüten- und Triebspitzenmonilia und der Schorf setzten der Vitalität der Obstbäume enorm zu. Dadurch kam es schon im Sommer zu einem partiellen Absterben auch stärkerer Äste. Ob weitere Schäden auftreten, wird man erst im Frühjahr des kommenden Jahres sehen.

Beerenobst

Wie schon im Sommer darauf hingewiesen, sind nach dem Blattfall die schwach gewachsenen Johannis- und Stachelbeersträucher zu schneiden, damit sie nächstes Jahr im Frühjahr so kräftig wie nur möglich austreiben. Die Schnittmaßnahmen im Herbst sind nur bei trockener Witterung durchzuführen und die entstehenden Wunden mit einem Wundverschlussmittel zu behandeln, damit die Rotpustelkrankheit, die bei Feuchtigkeit optimale Bedingungen vorfindet, nicht über die Schnittwunden eindringen kann.

Himbeeren und Brombeeren bevorzugen saure Böden. Sind die Blätter gelblich verfärbt, ist das ein Hinweis dafür, dass der Kalkgehalt zu hoch ist und das Element Eisen in einer Form vorliegt, welches die Pflanzen nicht aufnehmen können. Durch Ausbringung eines Eisendüngers, mittels Lanzendüngung oder in granulierter Form, ist die als Chlorose oder auch als Gelbsucht bezeichnete physiologische Krankheit, zu bekämpfen. Die Düngung sollte im ausgehenden Winter erfolgen, wenn die Böden frostfrei sind.

Erdbeeren

Im Oktober ist darauf zu achten, dass an den Erdbeerpflanzen bei zu hoher Feuchtigkeit keine Faulstellen entstehen. Durch eine oberflächliche Bearbeitung des Bodens kann das verhindert werden. Kontrollen auf Schädlingsbefall, vor allem durch Nacktschnecken, sind weiterhin durchzuführen.

Steinobst

Obwohl die Ernten bereits abgeschlossen sind, sollte auf die Baumpflege nicht vergessen werden. Spätfröste, Hagel und Regen haben auf den Steinobstbäumen ihre Spuren hinterlassen. Dabei sollten die Äste bis in das gesunde Holz hinein zurückgeschnitten werden. Die noch auf den Bäumen hängenden Fruchtmumien sind unbedingt zu entfernen, da sie an den Zweigen und Ästen Holzschäden verursachen. Außerdem sind sie Infektionsherde für die Blüten- und Triebspitzenmonilia im nächsten Jahr.

Eine wichtige vorbeugende Maßnahme gegen die Kräuselkrankheit wäre eine Kupferspritzung an den Pfirsich- und Nektarinenbäumen. Da bei wärmerer und feuchterer Witterung bereits im Jänner die ersten Infektionen erfolgen können, wäre eine sogenannte Depotspritzung sinnvoll.

Mit dem Schnitt von Marillen-, Pfirsichund Nektarinenbäumen sollte man in Lagen, in denen es im Winter öfter zu Blütenschäden kommt, bis zum Frühjahr zuwarten. Zu diesem Zeitpunkt kann man auch schon deutlich die intakten von den geschädigten Blüten unterscheiden.

Stein- und Kernobst

Kalkanstrich an den Obstbaumstämmen ist in den nächsten Wochen vorzunehmen. Dadurch wird die Erwärmung der Obstbaumstämme verringert und der Saftanstieg verzögert. Das Entstehen von Frostplatten und Frostrissen kann durch einen Kalkanstrich deutlich verringert werden. Zur besseren Haftbarkeit ist der Kalklösung Kaseinmilch oder auch Tapetenkleister, der leichter zu besorgen ist, beizumischen. Wird der Kalk– anstrich erst im Jänner nach einer bereits wärmeren Periode durchgeführt, ist der gewünschte Erfolg nicht mehr gesichert, da der Saftanstieg, vor allem bei den Marillen, bereits begonnen hat und es bei einem Kälterückfall zu Schäden an den Blütenknospen kommen kann.

Das Anlegen von Leimringen sowohl an Kern- als auch an Steinobstbäumen sollte schon im Oktober erfolgen, da die ersten Frostspannerweibchen bereits schlüpfen. Diese Ringe müssen fest um die Stämme angebracht werden, damit die Weibchen dahinter nicht durchschlüpfen können. Auch die Baumpfähle sollten einen Leimring erhalten. Zur Eiablage müssen die Weibchen die Bäume hinaufwandern, da sie, im Gegensatz zu den Männchen, nur Flügelstummel besitzen. Vorzugsweise sind grüne Leimringe zu verwenden, da bei weißen die Gefahr besteht, dass sie Nützlinge anlocken. Sie sind in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren, da Blätter, Staub und Pflanzenreste, die darauf kleben bleiben, ihre Wirksamkeit reduzieren.

Der Baumschnitt sollte in den nächsten Wochen bis in den Winter hinein nur bei trockener Witterung vorgenommen werden, da es sonst zu Infektionen über Wunden und Risse kommen kann.

Aber auch bei zu tiefen Temperaturen oder einem zu erwartenden stärkeren Temperaturabfall nach dem Schnitt, sollten Obstbäume nicht geschnitten werden, da die Triebe sonst geschädigt werden können. Die Baumscheiben, die bis zu den Stämmen mit Mähgut oder Rindenmulch abgedeckt wurden, um eine Austrocknung des Bodens zu verhindern, ist dieses zumindest im Bereich der Stämme zu entfernen, damit sich Mäuse im Herbst auf der Suche nach einem Winterquartier dort nicht einnisten und dabei die noch dünnen Rinden der jungen Obstbäume anfressen können. Auch abgefallenes Obst gehört entfernt, da es ein beliebtes Nahrungsmittel für diese Nager darstellt.

Kernobst

Durch die feuchte Witterung im Frühjahr trat der Frucht- und Blattschorf und beim Steinobst die Sprühfleckenkrankheit sehr stark auf. Da die Schorfpilze im Falllaub überwintern, ist dieses einzusammeln und zu entsorgen, um die Schorfgefahr für das nächste Jahr zu verringern. Die Früchte, die für eine mehrwöchige Lagerung vorgesehen sind, sollten bei der Ernte trocken sein und keine Verletzungen aufweisen. Damit sich die Obstgehölze von Beginn an optimal entwickeln können, soll auch heuer wieder darauf hingewiesen werden, welche wichtigen Punkte bei der Pflanzung zu beachten sind:

wichtigen Punkte bei der Pflanzung von Obstgehölz
 
  1. Die Böden müssen unbedingt noch frostfrei sein.
  2. In Wind und Kälte exponierten Lagen ist das Stein- und Beerenobst eher im Frühjahr zu pflanzen, um Rindenschäden zu vermeiden.
  3. Der Austausch der Erde ist dort notwendig, wo an gleicher Stelle wieder ein Obstbaum gepflanzt werden soll.
  4. In den ersten Standjahren benötigt jeder Obstbaum einen Pfahl, der noch vor der Pflanzung einzuschlagen ist.
  5. In der Nacht vor der Pflanzung sind die wurzelnackten Obstbäume in einen Behälter mit Wasser zu stellen.
  6. Der Rückschnitt der Wurzeln sollte sich auf angebrochene beschränken, da durch das Roden in der Baumschule schon Wurzelmasse verloren gegangen ist.
  7. Nur feinkrümelige Erde ist beim Befüllen des Pflanzlochs zu verwenden, damit keine Hohlräume im Boden entstehen.
  8. Durch kräftiges Einschlämmen wird ein guter Bodenschluss erzielt.
  9. Nach den Pflanzungen sollten die Veredlungsstellen ca. 10 cm über dem Boden liegen.
  10. Der endgültige Pflanzschnitt sollte im Frühjahr erfolgen, da über die Wintermonate dünnere Triebe, aber auch Knospen erfrieren.
  11. Bei Wühlmausgefahr sind Mäusegitter in die Pflanzgruben einzulegen, damit die Wurzeln der Obstbäume nicht angefressen werden können.

Obstgarten von Dipl. Ing. Peter Modl


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