Auf der Suche nach dem perfekten Obstbaum

In Obstbaubüchern und Fachzeitschriften sind immer wieder Obstbäume abgebildet, die in ihrem Wuchs und Fruchtbehang ein optimales Bild abgeben. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus und lässt nach einiger Zeit die Kleingärtner oft verzweifeln. Um zumindest halbwegs dem Idealbild eines Obstbaumes näher zu kommen, müssen schon beim Kauf der Obstbäume einige wichtige Punkte berücksichtigt werden.

Die Frage, warum man sich überhaupt die Mühe macht, Obstbäume zu pflanzen, ist leicht zu beantworten. Man pflanzt vor allem deshalb Obstbäume, weil die Früchte aus dem eigenen Garten immer besser schmecken als die gekauften, weil sie länger auf den Bäumen hängen bleiben und so ihr volles Aroma ausbilden können.

Vorbereitung

Aber schon vor dem Kauf eines Obstbaumes tauchen viele Fragen auf, die selbst bei einer Beratung nicht vollständig zu beantworten sind. Oft entsteht dadurch eine noch größere Unsicherheit und so verzichtet man auf Neupflanzungen; auch deshalb, wenn man daran denkt, die Obstbäume zukünftig ohne fremde Hilfe zu formieren und zu schneiden. Daher wäre es von Vorteil, sich schon vorher umfangreich zu erkundigen und sich auch im Internet, soweit es möglich ist, zu informieren.

Obstbaumkauf

Begibt man sich dann selbstbewusst in eine Baumschule, um einen oder mehrere Obstbäume zu kaufen, muss man auf alle Fälle zwischen jenen Obstbäumen unterscheiden, die für die intensive Obstproduktion und jene, die für die Kleingärten geeignet sind. Im intensiven Bereich wird Pflanzgut bevorzugt, das schon in der Baumschule Blütenknospen angesetzt hat. Das bedeutet, dass diese Obstbäume ohne jeglichen Pflanzschnitt gesetzt werden, damit sie schon im zweiten Standjahr die ersten Früchte tragen. Man spricht dann von den beruhigten Obstbäumen, da diese nur mehr schwach wachsen. Werden derartige Obstbäume nicht intensiv gepflegt, vergreisen sie sehr rasch und sind nach einem überschaubaren Zeitraum durch Neupflanzungen zu ersetzen; eine Vorgehensweise, die in den Kleingärten erfahrungsgemäß nicht das erwünschte Ziel ist. Hier wird versucht, nach erfolgtem Pflanzschnitt ein Kronengefüge aufzubauen, das in Form von Hecken, Hohlkronen oder Spindeln zu erziehen ist. Das bedeutet, dass man schon beim Kauf von Obstbäumen auf die geplante Erziehungsform Rücksicht nehmen sollte.

Platzbedarf

Das größte Problem ist der Platzbedarf der Obstbäume in den Kleingärten. Jeder, der sich mit Obstbäumen beschäftigt hat, weiß, dass Obstsorten die auf arteigenen, schwachwüchsigen Unterlagen veredelt wurden, sich zu kleinkronigen Obstbäumen erziehen lassen. Aber nicht jede Unterlage – Sortenkombination führt dann zu der gewünschten Baumgröße und einer optimalen Trieb-, Blüten- und Fruchtbildung.
Wird ein Halb- oder Hochstamm gekauft, ist damit schon festgelegt, dass die Obstbäume auf kräftig wachsenden Unterlagen veredelt wurden und daher auch dementsprechend mehr Platz benötigen. Der kräftige Wuchs führt in weiterer Folge auch dazu, dass es mehrere Jahre dauern kann, bis sich Blütenknospen bilden.

Wichtige Punkte, die bei der Neupflanzung von Obstbäumen zu beachten sind
  1. Die Böden müssen unbedingt noch frostfrei sein.
     
  2. In Wind und Kälte exponierten Lagen ist das Stein- und Beerenobst eher im Frühjahr zu pflanzen, um Rindenschäden zu vermeiden. Als Alternative bietet sich das Einpacken der Stämme mit Papier an, um sie vor Austrocknung zu schützen.
     
  3. Der Austausch der Erde ist dort notwendig, wo an gleicher Stelle wieder ein Obstbaum gepflanzt werden soll. Gut verrotteter Kompost verbessert die Bodenstruktur.
     
  4. In den ersten Standjahren benötigt jeder Obstbaum einen Pfahl, der noch vor der Pflanzung einzuschlagen ist. So ist ein sicherer Halt der Bäume im Boden garantiert.
     
  5. In der Nacht vor der Pflanzung sind die wurzelnackten Obstbäume in einen Behälter mit Wasser zu stellen.
     
  6. Der Rückschnitt der Wurzeln sollte sich auf angebrochene beschränken, da durch das Roden in der Baumschule schon Wurzelmasse verloren gegangen ist.
     
  7. Nur feinkrümelige Erde ist beim Befüllen des Pflanzloches zu verwenden, damit keine Hohlräume im Boden entstehen.
     
  8. Durch kräftiges Einschlämmen wird ein guter Bodenschluss erzielt.
     
  9. Nach den Pflanzungen sollten die Veredlungsstellen ca. 10 cm über dem Boden liegen.
     
  10. Der endgültige Pflanzschnitt sollte im Frühjahr erfolgen, da über die Wintermonate dünnere Triebe, aber auch Knospen erfrieren können.
     
  11. Bei Wühlmausgefahr sind Mäusegitter in die Pflanzgruben so einzulegen, damit die Wurzeln der Obstbäume nicht angefressen werden können.
Auf die Unterlage kommt es an

Sollen die Obstbäume klein bleiben, müssen sie, wie schon erwähnt, auf schwächer wachsenden Unterlagen veredelt sein. Hier sollte man in den Baumschulen nach Spindelbäumen fragen, die prinzipiell auf solchen Unterlagen stehen. Beim Apfel sind es die M 27 Unterlagen, die für stark wachsende Sorten wie Gravensteiner, Jonagold, Boskoop oder Kanadarenette geeignet sind. Die Universalunterlage ist aber M 9. Auf dieser können fast alle Apfelsorten zu kleinkronigen Obstbäumen erzogen werden.

Während man bei den Äpfeln mit M 9 eine schon seit Jahrzehnten bekannte Unterlage zur Verfügung hat, gibt es bei den Birnen nur die Quittenunterlagen, die schwach wachsend sind. Darauf veredelte Birnensorten ermöglichen die Erziehung von Obstbäumen mit kleinen Kronen. Leider sind aber einige Sorten, wie Williams Christ, Packhams Triumph oder Gräfin von Paris auf Quitten unverträglich. Hier ist durch eine Zwischenveredlung mit Gellerts Butterbirne diese Unverträglichkeit zu überbrücken. Außerdem kann es auf Böden mit einem hohen Kalkgehalt bei Verwendung von Quittenunterlagen zur Chlorose kommen. Darunter leidet aber das Wachstum der Birnenbäume und auch die Qualität der Früchte lässt zu wünschen übrig. Da es aber im Birnenanbau noch keine schwach wachsenden Unterlagen gibt, können Birnenbäume nicht mit kleinen Kronen erzogen werden, wie wir sie bei den Äpfeln bei Verwendung der M 9 Unterlagen kennen.

Im Steinobstbereich hat sich erst in den letzten vier Jahrzehnten die Situation deutlich verbessert. Bei den Kirschen und Weichseln haben sich einige Unterlagen für die Erziehung kleinerer Kronenformen bereits bewährt. GiSelA 5 ist hier als die wichtigste Unterlage zu nennen. Trotz intensiver Schnitt- und Formierarbeiten sind Kirschen- und Weichselbäume, die auf dieser Unterlage stehen, nicht unter 3 Meter Höhe zu erziehen. Schwächer wachsen nur GiSelA 3 und Weiroot 72.

Für Marillen, Zwetschken und Pflaumen sind die Wagenheimsunterlagen WaxWa und Wavit geeignet. Während WaxWa aus einer Kreuzung Wangenheims x Wangenheims entstanden ist, wurde Wavit meristematisch vermehrt. Die auf ihnen veredelten Sorten werden nur halb so groß wie auf den starkwüchsigen Sämlingsunterlagen.

Bei den Pfirsichen und Nektarinen sind die schwach wachsenden Unterlagen kaum ein Thema, da diese Obstart jährlich kräftige Fruchttriebe mit Knospendrillingen entwickeln soll, damit diese im nächsten Jahr Früchte tragen. Hier sind die Pfirsichsämlingsselektionen Montclar und GF 305 zu nennen, die in Böden mit hohem Kalkgehalt etwas zur Chlorose neigen. Passender sind hier die Pfirsich-Mandelbastarde, die auch für den Nachbau, ohne Bodenaustausch, geeignet sind. Für feuchtere Standorte und etwas schwerere Böden sind Zwetschkenunterlagen wie St. Julien zu verwenden.

Im Bereich der Unterlagen werden in den Baumschulen immer wieder neue angeboten. Diese sollten aber vorher erst mehrere Jahre in den Versuchsanstalten unter den verschiedenen Anbau- und vor allem auch Klimabedingungen geprüft werden, ob sie überhaupt dafür geeignet sind. Ein derart langer Zeitrahmen wird aber für die Vermarktung neuer Unterlagen nicht akzeptiert. So kommt es immer wieder vor, dass Unterlagen nur einige Jahre in den Baumschulen zu finden sind und dann wieder verschwinden, weil sie den erhofften Erwartungen nicht entsprochen haben. Kleingärtner, denen Obstbäume mit den zu wenig geprüften Unterlagen verkauft wurden, haben dann mit dem Wuchsverhalten, der Blüten- und Fruchtbildung dieser Obstbäume so lange ihre Probleme, bis sie diese roden und zukünftig auf neue Pflanzungen verzichten.

von Dipl. Ing. Peter Modl


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