Trotz seiner auffälligen Gefiederfarbe ist der Pirol nur schwer zu entdecken.

Der Pirol

Exotisch anmutend, jedoch selten gesehen! 

So prächtig, leuchtend gefärbt wie der Pirol ist, könnte man meinen, er hätte sich zu uns verirrt und sollte sich eigentlich seinen Lebensraum in weitaus tropischeren Gebieten mit Papageien und Co teilen. 

Es ist immer wieder bewunderns- wert, welch wundervolle Arten un sere heimische Vogelwelt zu bieten hat. Wer glaubt, dass Meisen und Finken bereits eindrucksvoll gefärbt sind, sollte sich auch den Pirol etwas näher ansehen. Keinesfalls soll damit Meisen und ande- ren heimischen Vögeln ihre individuelle Schönheit abgesprochen werden. Alle- samt sind sie wunderbare Beispiele dafür, dass man nicht zwingend in weit entfernte Länder reisen muss, um bunte und leuch tend gefärbte Vögel erblicken zu können. Die Annahme, dass der Pirol aufgrund seines Aussehens eher in tropischeren Gebieten zu Hause ist, ist durchaus begründet. Leben doch von bekannten 28 Arten alle, bis auf den bei uns heimischen europäischen Pirol, in den Tropen Afrikas und Asiens. Sogar dieser tauscht den kalten Winter gegen den warmen Süden und ist daher nicht das ganze Jahr bei uns zu sehen. Allein diese Tatsache macht eine Sichtung dieses wunderschönen Vogels umso besonderer, sofern sie denn gelingen mag. Ein Zeichen seiner Existenz ist vor allem sein lauter Ruf, der durch dichte Wälder über weite Distanzen hörbar ist. 

So sieht er aus, der Pirol

Das wohl markanteste Merkmal des Pirols ist seine direkt ins Auge stechende gelbe Gefiederfärbung. Doch nicht sein gesamter Körper erstrahlt in dieser Färbung. Seine schwarzen Flügel, der schwarze Schwanz und ein ebenso schwarzer Augenstreif bilden einen deutlichen Kontrast zum restlichen Gefieder. Mit einer Körpergröße von rund 24 Zentimetern werden Pirole beinahe so groß wie Amseln. Männchen und Weibchen lassen sich anhand ihrer Gefiederfärbung relativ gut unterscheiden. Die Färbung der Männchen ist deutlich intensiver als die der Weibchen. Außerdem ist das Federkleid eines weiblichen Pirols nicht nur blasser, sondern weist außerdem einen grünlich graugelben Stich auf. Die Färbung der Weibchen wird jedoch mit zunehmendem Alter auch zunehmend intensiver. Ein weiteres besonders Merkmal ist der Schnabel. Dieser ist ebenso wie bei Amseln deutlich anders gefärbt wie der restliche Körper. Im Falle des Pirols erstrahlt der große Schnabel in einem kräftigen Rotton.

Lebensraum & Lebensweise

Aufgrund ihrer Verbreitung unterteilt man Pirole in zwei Unterarten. Zum einen von Nordwest-Afrika und dem Südwesten von Europa und zum anderen bis hin in den weit entfernten Osten Süd-Sibiriens, sowie den Süden Bangla Deshs. Der bevorzugte Lebensraum eines Pirols liegt bei uns in lichten Auwäldern. Man findet ihn jedoch auch in Laub-, Misch-, Nadelwäldern, sowie in Parks, Friedhöfen oder etwa auf Streuobstwiesen. Wichtig für den prächtigen Vogel sind insbesondere hohe Bäume, in denen er sich die meiste Zeit gut versteckt aufhält. Trotz seiner auffälligen Färbung ist er besonders deshalb nur schwer zu finden. Es bedarf ein scharfes Auge und im Idealfall auch einen guten Feldstecher, um einen perfekten Blick auf den Pirol zu erwischen. Die Nahrung des Pirols umfasst hauptsächlich Insekten, insbesondere deren Larven verspeist er besonders gerne. Alternativ, aber auch zusätzlich werden saftige Früchte wie zum Beispiel Kirschen gefressen. Nicht nur auf der Suche nach Nahrung, sondern generell gibt der Pirol markante Laute von sich. Dabei unterscheidet sich sein Ruf deutlich, je nach Gemütszustand. Im Flug klingt sein Ruf ähnlich wie der des Spechts.

Eine weitere Besonderheit legen Pirole beim Bau ihrer Nester an den Tag. Sobald sie Ende April bis Anfang Mai mit ihrer Jahresbrut starten, beginnen sie mit dem Bau ihrer eindrucksvollen Nester. Ihre Nester sind stabile, napfförmige Bauwerke aus Grashalmen, Stängeln, Papierresten, welche sie hoch gelegen in dichten Baumkronen errichten. Benötigt werden hierfür neben sämtlichen Baumaterialien außerdem eine stabile Astgabelung oder etwa zwei parallele Äste, welche als Trägerkonstruktion dienen. In ihr sorgsam errichtetes Nest legt das Weibchen drei bis fünf Eier, welche eine besondere Färbung aufweisen. Die Eier wirken mit ihrer creme beziehungsweise rosa-weißen Färbung inklusive kleiner Flecken beinahe wie bemalt. Die hübschen Eier werden vom Weibchen 13 bis 18 Tage lang ausgebrütet. Sind die Jungvögel erst einmal geschlüpft, verbringen sie weitere 14 bis 20 Tage im Nest und werden von den Elterntieren eifrig versorgt. Interessant ist, dass die Jungvögel beim Verlassen des Nests noch nicht gänzlich flugfähig sind.

Sobald bei uns die Tage kürzer und vor allem das Wetter kühler wird, beginnen Pirole mit ihrer Reise in wärmere Gebiete. Bei uns beheimatete Pirole ziehen in den Süden, genauer gesagt in tropische Gebiete Afrikas. Anders als bei anderen Arten folgen sie jedoch nicht einer bestimmten Route, sondern fliegen mehr oder weniger auf direktem Weg in das warme Winterquartier. Dabei kommt es nicht selten vor, dass sie etwa in Weingärten rasten, was eine Sichtung eventuell, sofern man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, einfacher machen sollte.

 

Der Pirol

Lateinisch: Oriolus oriolus
Familie: Pirole (Oriolidae)
Größe: 22 – 25 cm
Gewicht: 40 – 70 g
Verbreitung: Europa, Asien, Afrika
Nahrung: Insekten, Larven, Früchte
Lebensraum: Auwälder, Laubmischwälder, Parks, Friedhöfe, Streuobstwiesen (hohe Bäume)
Zugverhalten: Langstreckenzieher
Brutzeit: Mai – Juni
Status: Tendenz negativ (Vorwarnliste)

 

So kann der Pirol unterstützt werden

Leider sind die Bestandsentwicklungen des Pirols eher negativ. Der Pirol wurde aus diesem Grund bereits vor über zwanzig Jahren in die Vorwarnliste der sogenannten Roten Liste gefährdeter Vögel aufgenommen. Ursachen für den Rückgang sind vor allem der Verlust naturnaher Auwälder sowie der Einsatz von Bioziden. Doch nicht nur hierzulande, sondern auch in ihren Überwinterungsquartieren haben Pirole bedauerlicherweise mit einer Vielzahl an Problemen zu kämpfen. Die Rodung wertvoller tropischer Wälder, sowie die generellen Auswirkungen des Klimawandels machen dem Pirol zu schaffen. Durch diverse Schutzmaßnahmen wird versucht, aktiv gegen das Verschwinden des Pirols anzukämpfen. Dazu zählen etwa Maßnahmen wie der Erhalt geeigneter Habitate, die Auflockerung monotoner Wälder, eine Reduktion des Biozideinsatzes, sowie die generelle Entwicklung von Schutzkonzepten, sowohl national als auch international.

 

Vogelportrait von Jakob Kuhn


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