Der Gimpel
Großer Fink in prächtigem Federkleid!
In den Sommermonaten sind Gimpel nur äußerst selten in den heimischen Gärten zu sehen. Die Tatsache, dass sie die meiste Zeit des Jahres gut versteckt in dichten Wäldern leben, macht ihr Auftreten nicht nur aufgrund seines leuchtend gefärbten Gefieders zu einer echten Besonderheit.
Tief versteckt in dichten Wäldern und in hohen Lagen im Berg- und Hügelland fühlt sich der Gimpel in den warmen Monaten des Jahres am wohlsten. Erst der Schnee, welcher die Nahrungssuche erschwert, treibt ihn hinunter in tiefer gelegene Landschaften und damit gelegentlich auch in unsere Gärten. Wer den Gimpel auch im Sommer zu Gesicht bekommen möchte, sollte sich auf eine ausgiebige Tour durch den Wald begeben. Mit etwas Geduld und vor allem einem guten Auge sollten selbst im dichten Wald, die leuchtenden Farben des Gimpels zu erkennen sein.
So sieht er aus, der Gimpel
Mit seiner Körperlänge von 15 bis 17,5 Zentimetern zählt der Gimpel eindeutig zu den größeren Finkenarten. Mit den leuchtenden Farben ihres Gefieders machen Gimpel selbst Stieglitz, Rotkehlchen, Blaumeise und Co auffällig gefärbten Vögeln durchaus Konkurrenz. Markant sowohl für Weibchen als auch Männchen ist die tiefschwarze Kappe, welche ihre Köpfe ziert.
Interessant ist hierbei, dass die sonst so typische Kappe bei Jungvögeln noch nicht ausgeprägt ist. Bei erwachsenen Vögeln reicht sie sowohl über Augen als auch Schnabel und stellt einen starken Kontrast zur leuchtend gefärbten Brust beziehungsweise Unterseite des Finken dar. Bei männlichen Gimpeln erstrahlt dieser Bereich des Gefieders rot-orange und bei weiblichen eher grau-rosa. Die kontrastreiche Erscheinung des Gimpels wird weiters durch seinen schwarzen Schwanz, den weißen Bürzel, die schwarzen Flügel und den grauen Rücken verstärkt. Wie für alle Finken typisch haben auch Gimpel einen kräftigen sogenannten Kegelschnabel. Trotz des besonderen Gefieders besteht bei weiblichen Gimpeln dennoch Verwechslungsgefahr. Sowohl in Größe als auch Gefiederfarbe ähneln sie nämlich den weiblichen Kernbeißern. Interessant ist, dass dem Gimpel sein Aussehen den Spitznamen „Dompfaff“ beschert hat. Grund dafür ist, dass mit ein wenig Fantasie sowohl die schwarze Kappe als auch das rote Federkleid an das Gewand eines Domherrn erinnert.
Lebensraum & Lebensweise
Der bevorzugte Lebensraum von Gimpeln liegt vor allem in dichten Nadel- und Mischwäldern. Generell wurden sie allerdings auch schon in Parks, Gärten oder auf Friedhöfen gesichtet. Die Bedingung, welche Gimpel an ihren Lebensraum stellen, ist, dass es einen dichten Baum- beziehungsweise Strauchbestand gibt. Vor allem im Winter sind sie häufiger im menschennahen Umfeld zu sehen, da sie aufgrund der erschwerten Futtersuche durch den winterlichen Schneefall in wärmere Gebiete ausweichen. Gerade deshalb werden Gimpel auch gut und gerne als Schneeboten bezeichnet. Generell sind besonders die Männchen, der glücklicherweise nicht gefährdeten Finken, Standvögel. Weibchen und Jungvögel ziehen dafür gelegentlich für kurze Strecken umher. Unterwegs sind Gimpel dabei zumeist paarweise oder gar in Familienverbänden.
Zur Hauptnahrung zählen wie bei anderen Finken auch Knospen, Sämereien, Beeren und andere Früchte. Als perfektes Werkzeug dient ihnen hierbei selbstverständlich ihr kräftiger, ideal angepasster Schnabel. Stoßen sie auf ihrer Suche nach Nahrung auf potenzielle Gefahren, suchen die flinken Finken rasch Unterschlupf in dichtem Gehölz. Darin sind selbst die leuchtend und auffällig gefärbten Vögel nur äußerst schwer zu entdecken. Besonders für die Aufzucht ihrer Jungvögel begeben sich Gimpel auch auf die Jagd nach nährstoffreicher tierischer Nahrung in Form von Insekten und Spinnen.
Der sonst schon schwer zu entdeckende Vogel ist in der Brutzeit umso unauffälliger. Gimpel verhalten sich generell äußerst ruhig. Wenn überhaupt ist es der Lockruf des Männchens, welcher leise aus dichtem Gehölz ertönt. Diesen nutzt es entweder, um die Aufmerksamkeit eines Weibchens zu bekommen oder um in Kontakt mit anderen Schwarmmitgliedern zu treten. Konnte das Männchen ein Weibchen mit seinem Gesang überzeugen, wird bis zu zweimal im Jahr, nämlich in der Zeit von Mai bis Juli, gebrütet. Gut versteckt im dichten Unterholz werden die Nester aus Zweigen, Wurzeln und Flechten errichtet. In das Nest werden behutsam vier bis sechs Eier gelegt, die vom Weibchen allein ausgebrütet werden. Das Männchen ist sich jedoch seiner Pflichten bewusst und übernimmt die Nahrungsversorgung des Weibchens. Nach etwa vierzehn Tagen schlüpfen dann die ersten Jungvögel. Ab diesem Zeitpunkt fliegt das Brutpaar gemeinsam aus, um ihre Nachkommen für etwa siebzehn Tage mit Futter zu versorgen.
Leider hat der Gimpel immer wieder mit starken Einbußen zu kämpfen aufgrund der seiner vielen Fressfeinde. Dazu zählen etwa Vögel wie Sperber, Elstern, Krähen, aber auch andere wie zum Beispiel Katzen, Marder und sogar Eichhörnchen. Trotz der vielen Gefahren, die auf einen Gimpel und seine Nachkommen lauern, zählen Gimpel jedoch nicht zu den bedrohten heimischen Arten. Ihr seltenes Erscheinen ist lediglich auf ihr ruhiges und unscheinbares Verhalten zurückzuführen.
So kann der Gimpel unterstützt werden
Auch wenn der Gimpel nicht allzu häufig Gärten aufsucht, so lohnt es sich dennoch einige Maßnahmen zu treffen, die ihn und auch andere Arten unterstützen können. „Wilde Ecken“ im Garten helfen dem Gimpel bei der Nahrungssuche sowie beim Verstecken vor Fressfeinden. Es lohnt sich, Stauden zu pflanzen und diese auch nach dem Verblühen noch stehenzulassen. Auch das Pflanzen vieler dichter heimischer Sträucher, die ausreichend Beeren und Früchte ausbilden, helfen dem Gimpel sehr. Insbesondere im Winter, wo ein Besuch im eigenen Garten umso wahrscheinlicher ist, lohnt sich außerdem das Angebot von geeignetem Vogelfutter. Wie viele andere Finken hat auch der Gimpel eine Vorliebe für Sonnenblumenkerne und andere Samen.
Der Gimpel
Lateinisch: Pyrrhula pyrrhula
Familie: Finken (Fringillidae)
Größe: 15,5 – 17,5 cm
Gewicht: ca. 24 g
Verbreitung: Europa, Vorderasien, Ostasien
Nahrung: Samen, Beeren, Knospen, Früchte, Insekten und Spinnen (Jungvögel)
Lebensraum: dichte Nadel- und Mischwälder, Gärten, Parks, Friedhöfe
Zugverhalten: Standvogel (gelegentlich Kurzstrecken)
Brutzeit: Mai – Juli
Status: nicht gefährdet
Vogelportrait von Jakob Kuhn