Das Braunkehlchen

Vogel des Jahres 2023! 

Auch wenn das Braunkehlchen hübsch anzusehen ist, so ist sein Aussehen nicht wesentlich für die Wahl zum Vogel des Jahres. Es sind vielmehr die rückgängigen Brutpaarzahlen die besonders unter Vogelkundler:innen Besorgnis auslösen. Die Wahl zum Vogel des Jahres gibt es bereits seit 1971 und verschafft somit zum mittlerweile 52. Mal gefährdeten Arten eine Stimme.

 

Wie jedes Jahr wurde auch diesjährig der Vogel des Jahres gewählt. Die Wahl hat unter anderem zum Ziel, den Blick auf eine bestimmte Vogelart zu legen, die aufgrund verschiedener Umstände bedroht ist. Meist sind es Gründe wie etwa die Zerstörung von Lebensräumen, die für den Rückgang einer Art verantwortlich sein können. Die Kür zum Vogel des Jahres soll gefährdeten Arten eine Bühne schaffen und so das Bewusstsein schärfen, wie man aktiv gegen ihr Verschwinden vorgehen kann. 

So sieht es aus, das Braunkehlchen 

Braunkehlchen werden bis zu dreizehn Zentimeter groß und erreichen damit eine ähnliche Größe wie die allseits bekannten verwandten Rotkehlchen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist offensichtlich auch der Grund für ihre Namensgebung. Denn auch beim Braunkehlchen ist der Name Programm. Die Kehle des Braunkehlchens ziert eine schöne rostbraune Färbung, die in Richtung Brust und Schwanzfedern immer mehr in ein cremiges Weiß verläuft. Beim Wegfliegen blitzt die weiße Schwanzbasis hervor und gilt mitunter als Erkennungsmerkmal. Ebenso markant für Braunkehlchen ist ihr in allen Altersstufen vorhandener heller Überaugenstreif. Der Streifen ist bei Männchen deutlich weiß gefärbt, während der der Weibchen eher in eine beige Richtung geht. Neben der Färbung des eben erwähnten Gesichtsstreifens lassen sich die Geschlechter des Braunkehlchens allgemein gut über die Helligkeit, beziehungsweise die Intensität der Färbung ihres Federkleids unterscheiden. Im Vergleich zu Männchen wirken Weibchen zwar nicht weniger schön, jedoch etwas verblasst. Anhand der Musterung selbst lassen sich kaum Unterschiede feststellen. Beide weisen sowohl auf Flügeln, Rücken und Kopf ähnliche braun-schwarze Flecken oder Streifen auf. 

Lebensraum & Lebensweise 

Zum Lebensraum der Braunkehlchen zählen offene Landschaften. In Mitteleuropa sind sie sowohl im Flachland als auch im Mittelgebirge anzutreffen. Wiesen, Brachflächen, Gräben, Feldränder oder ähnliches zählen zu optimalen Lebensräumen für das Braunkehlchen. Wichtig sind dabei das Angebot an diversen krautigen Pflanzen, die eine möglichst vielseitige Krautschicht bilden, sowie das Vorhandensein hoher Einzelstrukturen. Beide dienen hauptsächlich der Nahrungssuche. Braunkehlchen können oft auf Zaunpfählen oder hohen Sträuchern gesichtet werden, wo sie Ausschau nach potenzieller Nahrung halten. Zur Hauptnahrung zählen diverse Insekten, Würmer oder etwa Spinnen. Beim Ansitzen und Warten auf vorbeifliegende Insekten verhält sich das Braunkehlchen keineswegs ruhig. Beinahe nervös wirkend wippen sie mit dem Schwanz und ihrem Körper auf und ab. Diese Bewegung erinnert oftmals an einen Knicks. Geht das Hauptnahrungsangebot im Herbst zurück, fressen Braunkehlchen auch Beeren. 

Nicht nur Beeren sondern auch die Kälte dürfte Braunkehlchen wohl eher weniger schmecken. Ab September begeben sich die kleinen Vögel daher auf eine weite und erstaunliche Reise. Braunkehlchen sind Langstreckenzieher. Dies bedeutet, dass sie die kalte Jahreszeit nicht bei uns verbringen, sondern in wärmere Gebiete ausweichen. Im Falle der Braunkehlchen bedeutet das eine Reise, die sie über die Sahara in tropische Gebiete Zentralafrikas führt. Besonders Vögel, die aus den nördlichen Teilen Europas kommen, vollbringen somit jedes Jahr aufs Neue unglaubliche Leistungen. 

Ist die kalte Jahreszeit jedoch wieder überwiegend vorbei, zieht es die Braunkehlchen erneut zurück zu uns nach Europa, wo sie ab Anfang April eintreffen. Relativ bald nach dem Eintreffen beginnen Braunkehlchen bereits Ende April bis Anfang Juli mit ihrer Brut. Spannend hierbei ist, dass Braunkehlchen ihre Nester nicht in Bäumen oder Sträuchern errichten, sondern auf dem Boden. Bevorzugt jedoch in Nähe großer Sträucher oder Stauden. Hohes Gras oder überhängende Äste helfen ihnen bei der Tarnung. Ihr Gelege besteht meist aus sechs auffällig grünlich-blau gefärbten Eiern. Bereits elf bis dreizehn Tage nach der Eiablage schlüpfen die ersten Jungvögel. Diese verlassen das Nest noch flugunfähig nach nur elf bis fünfzehn weiteren Tagen. Sie halten sich jedoch bis zum flugfähigen Alter von siebzehn bis neunzehn Tagen weiterhin in der Nähe des Nests auf. 

So können Braunkehlchen unterstützt werden

Wie so oft ist auch der Gefährdungsstatus des Braunkehlchens bedingt durch die enorm stark steigende Zerstörung von Lebensraum. Der Rückgang extensiv genutzter Grünlandflächen oder die damit einhergehende Umwandlung eigentlichen Lebensraums in monotone kurz gehaltene Rasenflächen, Ackerland oder Nadelwälder führen zu einem beunruhigenden Einbruch der Brutpaarzahlen. Vor allem intensive Landwirtschaft stellt ein Problem für den Arterhalt dar. Durch den Einsatz bestimmter Düngemittel können und werden Wiesen frühzeitig und mehrmals gemäht. Weiters führen großflächig eingesetzte Insektizide sowie Herbizide zum Rückgang oder Verschwinden der für das Braunkehlchen wichtigen Nahrungsgrundlage. 

Während selbstverständlich auch im eigenen Garten versucht werden kann durch eine möglichst diverse Bepflanzung oder Flächengestaltung Lebensraum und Nahrungsangebot zu schaffen, kann außerdem auch durch das private Konsumverhalten ein Unterschied bewirkt werden. Durch den Kauf von Bio-Produkten fördert man etwa eine nachhaltige Landwirtschaft, die stets die Gesamtheit aller Kreisläufe betrachtet und so auf den Erhalt von Lebensraum und Artenvielfalt achtet. Auch die gezielte Unterstützung bestimmter Schutzprogramme stellt selbstverständlich eine Möglichkeit dar, wie man den Erhalt bestimmter Arten fördern kann.

Das Braunkehlchen

Lateinisch: Saxicola rubetra
Familie: Fliegenschnäpper (Muscicapidae)
Größe: bis 12,5 cm
Gewicht: ca. 17 g
Verbreitung: fast ganz Europa, Teile Afrikas (Winterquartier), Westasien
Nahrung: Insekten, Würmer, Spinnen, Beeren
Lebensraum: feuchte Wiesen, Brachen, Feldränder
Zugverhalten: Langstreckenzieher
Brutzeit: Mai – August
Status: stark gefährdet

Vogelportrait von Jakob Kuhn


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