Grüne Begleiter durch den Winter

Sie sorgen nicht nur für stimmungsvolle Wohnungen und Büros. Auch für Klima, Giftentsorgung und Psychohygiene leisten Topfpflanzen Beträchtliches. Ein Grund mehr unsere grünen Schützlinge in lichtarmen Monaten zu unterstützen.

Menschen verbringen heute bis zu 90 % ihrer Zeit in geschlossenen Räumen, die mit Schadstoffen belastet sein können. Dekorative Zimmerpflanzen sorgen dort als Augenweiden nicht nur für ein besseres Wohngefühl. Sie verbessern das Raumklima und filtern Schadstoffe aus der Luft. Pflanzen atmen und erzeugen unter Lichteinwirkung Sauerstoff. In beheizten Räumen sinkt die als angenehm empfundene 50 bis 60 %ige Luftfeuchtigkeit oft auf nur 30 %. Das Austrocknen von Mund- und Nasenschleimhäuten, Haut und Augen reizt viele Menschen. Pflanzen mit hohem Wasserbedarf wie Nestfarn oder Zypergras erhöhen die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise.

Weil die meisten der bei uns kultivierten Zimmerpflanzen aus tropischen oder subtropischen Regionen der Erde stammen, lassen sich ihre Ansprüche an die Umweltfaktoren wie Licht, Temperatur und Luftfeuchte in unseren Breiten nicht immer leicht erfüllen. Um Pflanzen gesund zu erhalten ist es aber wichtig, ihnen möglichst adäquate Lebensbedingungen zu bieten. Wohl fühlen sich die meisten Zimmerpflanzen bei 18 bis 24 °C und auch leichte Schwankungen nehmen sie nicht übel. Viele Orchideen (siehe Kasten), Azaleen, Kamelien, Alpenveilchen, Yucca mögen es mit etwa 15 °C aber deutlich kühler.

Heizperiode

Belastend wirkt für viele Zimmergewächse trockene Heizungsluft. Insbesondere Pflanzen mit zarten Blättern, wie etwa Farne, können darunter leiden. Zur Abhilfe stellen Sie Pflanztöpfe auf mit Blähton (Leca) und Wasser gefüllte Schalen, wobei die obersten Kugeln trocken bleiben. Auch gelegentliches Übersprühen oder Abduschen mit weichem Wasser und das Anbringen von wassergefüllten Verdunstern am Heizkörper erhöht die Luftfeuchte.

Marienkäfer per Post

Biologisch gesehen sind weder Nützling, noch Schädling exakte Begriffe, denn vor der Natur sind alle Tiere gleich. Umgangssprachlich versteht man unter Nützlingen natürliche Feinde der Schädlinge, die als Parasiten oder Räuber zuschlagen.

Sie sollten jetzt Ihre Zimmerpflanzen unter die Lupe nehmen: Als wahre Tarnungskünstler sind Pflanzenschädlinge mitunter in den Blattachseln oder auf den Blattunterseiten versteckt. Bei Befall heißt es sofort und umweltschonend zu handeln, damit die grünen Geschöpfe nicht zusätzlich geschwächt werden. Eine echte Alternative zur chemischen Keule bei der Schädlingsbekämpfung bieten neben dem feuchten Abwischen der Blätter und Stängel individuell auf bestimmte Schädlinge abgestimmte Nützlingszuchten.

Spinnmilben, die unter Blättern sitzen und sich durch winzige Saugstellen und feine Gespinste verraten, werden von Raubmilben gejagt. Gegen Weiße Fliegen, die sich bemerkbar machen, sobald man befallene Pflanzen berührt, helfen an deren Larven parasitierende Erzwespen. Die Nachkommenschaft der Wollläuse verbirgt sich unter Eisäcken und wird von gängigen Spritzmitteln nicht erreicht, vom Australischen Marienkäfer aber sehr wohl. Um die hilfreichen Tiere am Wegfliegen zu hindern, werden sie am besten in Dunkelheit ausgebracht, und durch lichtdurchlässige, über die Pflanzen gelegte Gardinen, zum Bleiben aufgefordert. Wichtig ist es, auf eine möglichst hohe Luftfeuchte zu achten.

Ob sich die Anschaffung der Nützlinge lohnt, hängt in erster Linie davon ab, welchen Wert die Pflanze für Sie darstellt. Eine "gewöhnliche" Zimmerpflanze kann man auch ersetzen. Die Nützlinge können selbst nicht zur Plage werden. Der natürliche Kreislauf von Fressen und Gefressenwerden dauert so lange bis den kleinen Räubern keine Nahrung mehr bleibt und sie selbst aus Nahrungsmangel zugrunde gehen. Der Tiertransport geht übrigens mit Briefexpress innerhalb von 24 Stunden über die Bühne.

Es werde Licht

Licht ist der wichtigste Energielieferant für den Aufbau von Pflanzensubstanz und Reservestoffen. Pflanzen empfinden den Faktor Licht völlig anders als wir Menschen. Wo uns die Wohnung noch hell erscheint, herrscht für unsere grünen Mitbewohner oft Finsternis. Manche Arten können hier nicht mehr die lebenswichtige Photosynthese durchzuführen. Die Bedeutung des Abstandes zum Fenster sollte deshalb nicht unterschätzt werden. Die Lichtstärke nimmt mit der Entfernung von der Lichtquelle nicht gleichmäßig, sondern überproportional ab. Bei einem Abstand von 2 m vom Fenster bekommt die Pflanze nur ¼ der Lichtmenge als direkt davor und bei 3 m Abstand ist nur mehr 1/9 der Lichtintensität vorhanden. Zwar fühlen sich einige Pflanzen in dunkleren Ecken wohl, wenn sie mit der angebotenen Lichtmenge aber nicht zufrieden sind, ist das leicht abzulesen:

 

Zuwenig Licht

  • Die Pflanzen entwickeln lange, weiche Triebe, der Abstand zwischen den Blättern wird größer als anfänglich, sie "vergeilen".
  • Das Wachstum der Pflanze bleibt stecken. Sie bildet auch in der Vegetationsphase keine Triebe oder Blüten aus.
  • Blütenpflanzen setzen oft nur spärlich Knospen an.
  • Panaschierte oder buntblättrige Sorten werden grün.

Zuviel Licht

  • zeigt sich in zunächst gelben, später braunen Flecken, das sind Verbrennungen
  • Verblassende Blüten mit verwaschenen Farben zeigen sich an sonnenzugewandten Seiten.
  • Blüten vertrocknen bzw. verwelken zu schnell.

 

Wie viel Licht die verschiedenen Pflanzenarten für ihr Wachstum brauchen, hängt von ihrer ursprünglichen Heimat in der Natur ab. Nicht alle Zimmerpflanzen brauchen volle Sonne, manche ertragen sie gar nicht. Für ihre Ansprüche geeignete Arten gibt es Ost-, Süd-, West oder Nordfenster. Dass dabei ein Südfenster mit einem davor befindlichen Nadelbaum dunkler sein kann als so manches Ostfenster, versteht sich von selbst. Pflanzen sind eine preiswerte, wirksame und lohnende Investition in die Gesundheit. Auch wenn sie keine Wunder vollbringen können, gegen die Tristesse mancher Räume helfen sie auf jeden Fall.

Orchideen-Pflege

Orchideen stammen aus unterschiedlichsten Klimazonen und Lebensräumen. Demensprechend fällt ihre Pflege aus: Für viele Orchideen ist die richtige Temperatur entscheidend. Oft als tropische Pflanzen gesehen, werden sie zu warm gehalten, wodurch die Blüte ausbleibt. Nur Phalaenopsis, Vanda-Hybriden und manche Venusschuhe mögen ganzjährig über 20 °C. Viele Arten, darunter die meisten "Cambrias", Oncidiinae bevorzugen es ganzjährig hell und mild um die 20 °C mit deutlicher Nachtabsenkung. Jahresrhythmen zeigen die kälteliebenden Dendrobien der Nobile-Gruppe. Sie mögen es im Sommer heiß und hell, im Winter bevorzugen sie 5 bis 10 °C kalte Nächte und tagsüber Wärme.

Wer von Kakteen auf Orchideen umsteigt, wird oft beste Erfolge haben. Denn die Epiphyten bewohnen relativ trockene Lebensräume. Selbst wenn es täglich zwei Stunden regnet, trocknen die Wurzeln rasch ab und müssen 22 Stunden Trockenheit ertragen. Allerdings wollen die wenigsten Orchideen ganz austrocknen. Ein bis zwei Mal wöchentliches Gießen reicht meistens, für dickwurzelige Arten gilt eher nur einmal. Zehnminütiges Tauchen mit nachfolgendem Abtrocknen ist die beste Methode. Häufiges Besprühen führt häufig zu Verbrennungen, Fäulnis, Grauschimmel oder kalkfleckigen Pflanzen.

Orchideen sollten regelmäßig mäßig gedüngt werden. Denn nicht nur zu wenig Nährstoffe schaden der Pflanze, sondern auch zu viel auf einmal. Beides führt zu Kümmerwuchs. Mit organischer Düngung lassen sich Mängel relativ rasch beheben, wobei die Pflanzenwurzeln nicht staunass stehen sollten. Cymbidium braucht viel Nahrung, während Phalaenopsis oder Vanda als Hungerkünstler gelten.

Lieber kühler über den Winter bringen (16 bis 20 °C)

 

Schattenverträglich (bis 2 – 3 m vom Fenster entfernt):

Baumfreund, Efeutute, Fensterblatt, Glücksfeder, Grünlilie, Juwelenorchidee (Ludisia), Kentiapalme, Schusterpalme, Tradescantia

Geringer Lichtanspruch (Nord-Ost bis Nord-West):

Bergpalme, Dieffenbachie, Drachenbaum, Efeuaralie, Flamingoblume, Frauenhaarfarn, Keulenlilie, Nachtfalterorchidee, Pfeilwurz, Phalaenopsis Schwertfarn, Usambaraveilchen, Zimmeraralie, Zimmertanne, Zwergpfeffer

Mittlerer Lichtanspruch (Ost-West):

Clivie, Cypergras, Efeu, Kokospälmchen, Kranzschlinge, Lanzenrosette, Leuchterpflanze, Osterkaktus, Wachsblume, Weihnachtskaktus, Weihnachtsstern, Zierspargel, Zimmerlinde, Zimmerrebe, Vriesea

Hoher Lichtanspruch (Süd-West bis Süd):

Affenbäumchen, Agave, Amaryllis, Bogenhanf, Brutblatt, Dickblatt, Euphorbia-Arten, Kakteen, Sukkulenten, Vanda-Orchidee, Yucca, Zimmerahorn

von DI Margit Beneš-Oeller (Natur im Garten)