Die Mönchsgrasmücke

Unscheinbarer Vogel mit irreführendem Namen

Ihre Bezeichnung lässt anfänglich gar nicht vermuten, dass es sich bei der Mönchsgrasücke um einen Vogel handelt. Interessant ist, was hinter dem auffälligen Namen steckt, beziehungsweise was etwa Mönche und Mücken mit dem heimischen Vogel zu tun haben könnten.

Neben dem im letzten Monat vorgestellten Neuntöter ist auch die Mönchsgrasmücke ein ideales Beispiel dafür, dass der Name nicht immer zur Gänze Aufschluss über das Aussehen oder das Verhalten eines Tiers geben muss, wie etwa beim Rotkehlchen. Bei ihm ist der Name Programm. Beim Neuntöter wiederum geht der Name eher auf erfundene Erzählungen zurück, welche jedoch dennoch in gewisser Weise seine Lebensweise widerspiegeln. Im Falle der Mönchsgrasmücke ist es ähnlich. Wieso der Name heute ist, wie er ist, lässt glücklicherweise kaum Spielraum für Spekulationen und kann zur Gänze erklärt werden.

So sieht sie aus, die Mönchsgrasmücke

Mönchsgrasmücken erreichen eine Größe von rund dreizehn bis fünfzehn Zentimetern und sind damit ähnlich groß wie etwa Kohlmeisen. Anders als Kohlmeisen weisen Mönchsgrasmücken jedoch ein eher unscheinbares und monotones Gefieder auf. Sowohl Männchen als auch Weibchen sind beinahe zur Gänze in einem recht einheitlichen Grauton gefärbt. Im Bereich der Kehle und des Steißes kann der Grauton jedoch etwas heller ausfallen. Trotz gleicher Körperfarbe sind die Geschlechter äußerst gut an ihrem zugleich teilweise namensgebenden Merkmal zu unterscheiden. Die Rede ist von der Färbung ihrer Scheitelkappen. Während die wie eine Kappe wirkende Kopfoberseite der Männchen schwarz ausfällt, ist die der Weibchen rotbraun gefärbt. Bei Jungvögeln dieser Art ist die Farbe der Kappe ebenso rotbraun und verfärbt sich im Falle der männlichen Exemplare erst ein wenig später zu einem satten Schwarz. Namensgebend ist dieses Merkmal deshalb, weil sie an die Kopfbedeckung von Mönchen erinnert. Volkstümliche Namen, welche gleichermaßen auf diesem körperlichen Merkmal beruhen, sind etwa Klosterwenzel, Kardinälchen oder Plattmönch. Aufgrund ihrer „Kopfbedeckung“ besteht bei Mönchsgrasmücken grundsätzlich kaum Verwechslungsgefahr. Am ehesten kann dies noch mit anderen Grasmückenarten passieren, wie beispielsweise der Gartengrasmücke oder der Klappergrasmücke. Neben der Kappe zieren den Kopf des Vogels außerdem zwei kleine schwarze Augen sowie ein spitzer, eher kurzer Schnabel.

Lebensraum & Lebensweise

Bei der Mönchsgrasmücke handelt es sich um einen Kurz- und Langstreckenzieher. Sie ist daher zumeist nicht das ganze Jahr über in Österreich zu beobachten. In den Monaten zwischen März und Oktober ist sie bei uns anzutreffen. Es wurde jedoch bereits beobachtet, dass in äußerst milden Wintern Mönchsgrasmücken sogar ganzjährig bleiben und nicht fortziehen. Generell ist die Mönchsgrasmücke ein im Vergleich zu manch anderer Art ein verbreiteter Vogel. Man findet sie in fast ganz Europa sowie an der afrikanischen Mittelmeerküste. Wichtigstes Merkmal, welches der für den Vogel ideale Lebensraum aufweisen muss, ist das Vorhandensein diverser dichter Sträucher. Vor allem Wälder oder Hecken an Feldrändern und Kulturlandschaften werden hierbei bevorzugt. Auch im urbanen Raum ist der kleine graue Vogel jedoch längst etabliert. Antreffen kann man ihn zumeist in Parks, auf Friedhöfen oder naturnahen Gärten. Dichte Brombeerhecken werden gerne als Lebensraum und Rückzugsort genutzt. Sie dienen jedoch nicht nur als Rückzugsort, sondern auch als wichtige Nahrungsquelle.

Mönchsgrasmücken ernähren sich nämlich zu einem großen Teil von Beeren und Früchten, welche auf dichten Sträuchern zu finden sind. Auch tierische Nahrung in Form von Spinnen und Insekten steht auf dem Speiseplan. Zu dieser wird insbesondere bei der Jungtieraufzucht gegriffen. Die Brut findet meist nur einmal im Jahr statt. Hierfür wird vom Männchen ein Nest in dichten Hecken gebaut. Bevorzugt werden auch hierbei Brombeeren oder Laubgehölze. Gelegentlich werden auch Nadelbäume herangezogen.

In das fertige Nest werden vom Weibchen drei bis sechs Eier gelegt. Die Brutdauer beträgt zwischen zehn bis sechzehn Tagen. Das Ausbrüten sowie das Füttern übernehmen beide Elterntiere gleichermaßen. Mönchsgrasmücken gehen sogenannte Saisonehen ein. Dies bedeutet, dass sich ein männlicher und ein weiblicher Vogel innerhalb einer Saison treu bleiben und keine Partnerschaften mit anderen Individuen eingehen. Diese Bindung wird aber in den folgenden Jahren nicht zwingend erneut eingegangen. Während der Ursprung des ersten Namensteils bereits geklärt ist, ist die des zweiten noch ausständig. Die heutige Bezeichnung des Vogels kommt nämlich keineswegs von einer überdurchschnittlichen Vorliebe für Mücken, sondern von der ursprünglichen althochdeutschen Bezeichnung. Diese hat sich über die Jahre immer weiter abgeändert. Man geht davon aus, dass das Wort „gra“ beziehungsweise „Gras“ eigentlich „Grau“ bedeuten soll. Der letzte Namensteil stammt aller Vermutung nach vom Wort „smücke“. Es beschreibt auf gewisse Art die Lebensweise des Vogels und steht für „schmiegen“ oder „ducken“ und beschreibt die Art des Vogels, sich geschickt durch das Unterholz zu bewegen.

Die Mönchsgrasmücke

Lateinisch: Sylvia atricapilla

Familie: Grasmückenartige (Sylviidae)

Größe: etwa 13,5 – 15 cm

Gewicht: bis zu 22 g

Verbreitung: Europa, Afrika

Nahrung: Insekten, Spinnen, Früchte, Beeren

Lebensraum: Wälder, Parks, Friedhöfe, Kulturlandschaften, hoher und dichter Strauchanteil nötig

Zugverhalten: Kurz- und Langstreckenzieher

Brutzeit: April – Juli

Status: stabil, positiv

Bestände der Mönchsgrasmücke in Österreich

Leider kämpfen heutzutage viele Arten um ihren Fortbestand. Der Trend der Mönchsgrasmücke ist jedoch glücklicherweise äußerst stabil, auch wenn selbst sie mit Lebensraumverlust und dem Rückgang an Nahrungsangebot zu kämpfen hat. Unter allen bei uns auftretenden Grasmücken kommt die Mönchsgrasmücke am häufigsten vor. Doch nicht nur unter den Grasmücken selbst liegt die Mönchsgrasmücke ganz weit vorne. Sie ist in Österreich generell unter den Top fünf der häufigsten Brutvögel. Umso interessanter erscheint, dass sie noch keine entsprechende Bekanntheit genießt.

Um den Fortbestand bestmöglich zu sichern und zu unterstützen, lohnt es sich trotz positiver Zahlen immer, hilfreiche Maßnahmen im eigenen Garten zu setzen. Im Falle der Mönchsgrasmücke sollte dies über das Pflanzen von Sträuchern passieren, welche Beeren oder generell Früchte ausbilden. So wird nicht nur Lebensraum, sondern auch wichtige Nahrung zur Verfügung gestellt. Außerdem erwähnenswert ist, dass notwendige Schnittarbeiten der Sträucher so durchgeführt werden sollten, dass die Brut der Vögel nicht gestört wird. Dies bedeutet, dass Pflegemaßnahmen ehest zwischen Oktober und Februar stattfinden sollten.

 

Vogelportrait von Jakob Kuhn


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