Die Haubenmeise

Die unverwechselbare, heimische Meise!
Zu den vermutlich allseits bekannten Blau- oder Kohlmeisen stellt die Haubenmeise wahrlich eine nette Abwechslung dar. Schade ist, dass man sie im Gegensatz zu ihren Artgenossinnen nur eher selten am Futterhaus zu Gesicht bekommt. Um eine Haubenmeise zu erspähen, muss man sich wohl eher auf die Suche in dichte Nadelwälder begeben.

Wie auch bei manch anderem Vogel hilft beim Bestimmen einer Haubenmeise ein markantes optisches Merkmal. Was bei der Schwanzmeise beispielsweise die langen Schwanzfedern sind, sind bei der Haubenmeise die niedlich und wuschelig erscheinend abstehenden Kopffedern. Wenig überraschend ist, dass auch genau dieser Kopfschmuck wesentlich verantwortlich für die Namensgebung der kleinen heimischen Meise ist.

So sieht sie aus, die Haubenmeise

Mit ihren zehn bis zwölf Zentimetern Körpergröße ist die Haubenmeise um ein gutes Stück kleiner als ihre Artgenossin, die Kohlmeise. Was die Haubenmeise nicht nur von der Kohlmeise, sondern auch von allen anderen europäischen Meisenarten unterscheidet, ist ihr namensgebendes Merkmal, der Kopfschmuck. Die gräulich schwarz gestreiften, nach oben abstehenden Federn lassen die Haubenmeise trotz kleiner Körpergröße zwischen allen Meisen herausstechen. Der restliche Kopf ist weiß, grau und schwarz gefärbt und deutlich vom restlichen Körper durch eine schwarze Linie abgetrennt. Der schwarze Bereich zwischen Schnabel und Brust, aber auch der sichelförmige Streifen hinter den Augen stellen schöne Details des Federkleids dar. Den Kopf zieren außerdem ein eher kurzer, spitzer schwarzer Schnabel, welcher sich ideal zum Verspeisen von Insekten und Sämereien eignet, sowie kastanienbraun-rötliche Augen. Auf der Oberseite der Haubenmeise mischt sich zu Grau auch noch ein eher dunkles Braun hinzu. Die Unterseite ist weißlich mit einem hellbraunen Stich. Jungvögel unterscheiden sich von ihren Eltern einerseits durch ihre deutlich blassere Färbung, aber auch durch das Fehlen der sonst so markanten Haube. Diese bildet sich nämlich erst etwas später aus. Zwischen männlichen und weiblichen Exemplaren gibt es keinerlei äußerliche Unterscheidungsmerkmale. Sie ähneln sich sowohl in Größe als auch in Musterung des Gefieders.

Lebensraum & Lebensweise

Im Gegensatz zu manch anderer Meisenart ist die Haubenmeise eher selten zu sehen. Glücklicherweise ist dafür jedoch nicht ihr Gefährdungsgrad verantwortlich. Der Bestand der heimischen Haubenmeisen ist nämlich positiv einzuschätzen. Grund für ihr seltenes Auftreten ist schlicht ihr scheues Gemüt. Bevorzugt leben Haubenmeisen in dichten Fichten- und Fichtenmischwäldern. Gelegentliche Besuche in Parks oder Gärten sind eher die Ausnahme und außerdem stark vom Baumangebot abhängig. Besonders das Vorhandensein von Nadelbaumgruppen kann den Besuch im eigenen Garten wesentlich begünstigen. Grund für die Nadelholzvorliebe ist das Brutverhalten der Haubenmeisen. Die kleinen Meisen sind nämlich Höhlenbrüter und bevorzugen für den Bau ihrer Bruthöhle morsches Nadelholz. Meist bauen die Weibchen die Höhlen selbst. Es kann jedoch vorkommen, dass Brutpaare auch verlassene Höhlen von anderen Tieren beziehen, sofern sie den Ansprüchen genügen. Ist die perfekte Höhle erst einmal gefunden oder gezimmert, wird sie vom Brutpaar bezogen. Spannend und zudem niedlich ist, dass Haubenmeisen, wie viele andere Meisen auch, monogame Dauerehen eingehen. Gebrütet wird nur einmal im Jahr und das zwischen April und Juni. Das Weibchen legt in diesem Zeitraum etwa fünf bis sieben Eier in die Bruthöhle. Die Brutdauer beschränkt sich auf etwa sechzehn bis achtzehn Tage. Nach etwa weiteren zwanzig Tagen verlassen die Jungvögel die Höhle. Oft kommt es vor, dass sie sich in lockeren Verbänden, mit manchmal sogar anderen Meisenarten, zusammenschließen. Haubenmeisen sind Standvögel und legen daher kein Zugverhalten an den Tag. Hierzulande sind sie somit das ganze Jahr über zu beobachten. Sie sind außerdem sehr standorttreue Vögel. Das bedeutet, dass sie meist das ganze Jahr über im gleichen Revier anzutreffen sind. In ihrem Revier machen sie je nach Jahreszeit Jagd auf diverse Leckereien. Im Sommer wird proteinreiche Nahrung in Form von Insekten, deren Larven, aber auch Spinnen bevorzugt.

Am liebsten stöbern Haubenmeisen im Flechtenbewuchs auf Nadelbäumen nach den begehrten Leckerbissen. Gelegentlich wird auch auf dem Boden hüpfend gejagt. Sobald sich die sommerlichen Temperaturen verabschieden und damit auch ein Rückgang des tierischen Nahrungsangebots spürbar wird, suchen Haubenmeisen bevorzugt nach Sämereien. Vor allem Samen von Koniferen, aber auch Nüsse werden hierbei besonders gerne verspeist. Beim Fressverhalten zeigt sich auch die Intelligenz der kleinen Vögel. Es ist generell ein unter Meisen verbreitetes Verhalten, Nahrung zu sammeln und beispielsweise im Geäst zwischen Flechten zu verstecken. Diese Verstecke dienen jedoch keineswegs als langfristiges Depot über den gesamten Winter, sondern werden zumeist innerhalb von nur wenigen Tagen bereits wieder geleert. Spannend ist außerdem die vergleichsweise hohe Lebenserwartung von Haubenmeisen. Mit bis zu neun Jahren werden die kleinen Vögelchen deutlich älter, als man wohl erwarten würde. Es wird vermutet, dass dies mit ihrer Standorttreue zusammenhängt.

Unterstützung für die Haubenmeise

Auch wenn Haubenmeisen nicht direkt als bedroht gelten, so ist es dennoch wichtig, den Bestand genau zu beobachten und mit bestimmten Maßnahmen ein Angebot zu schaffen, das die Vögel und damit ihre gesamte Population unterstützt. Hinsichtlich des Lebensraums bedeutet dies etwa einen Schutz und den Erhalt von Nadelgehölzen. Dies ist einerseits für die Nahrungssuche, aber auch für den Bruthöhlenbau besonders wichtig. Morsche Bäume werden für den Bau von Bruthöhlen benötigt. Glücklicherweise können bei mangelndem Angebot an Totholz, welches sich für den Höhlenbau eignet, wirksame Maßnahmen ergriffen werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass Haubenmeisen von Menschen angebrachte Nisthilfen durchaus gerne annehmen. Auch beim Thema Nahrungsangebot konnte beobachtet werden, dass sich zufüttern lohnt. Speziell in der kalten Jahreszeit werden Futterstellen liebend gerne angeflogen. Bevorzugt werden hierbei jedoch immer noch eher abseits angebrachte Futterplätzchen, da sich die Haubenmeise im städtischen Raum nicht besonders wohlfühlt. Sämereien, Nüsse, aber auch Fettprodukte sowie die allseits bekannten Meisenknödel werden liebend gerne verspeist.

Vogelportrait von Jakob Kuhn


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