Der Steinläufer

Geschickter, flinker Jäger und Nützling!
Äußerst schnell bewegt sich der Steinläufer vor allem auf der Jagd nach diversen Insekten fort. Wer ein Exemplar beobachten möchte, sollte sein oder ihr Glück am ehesten nachts versuchen. Gut geschützt von der Dunkelheit der Nacht kommen sie zu später Stunde aus ihren Verstecken hervor und begeben sich auf ihre Streifzüge.

Während wohl die meisten von uns Spinnen als die unangefochtenen Jägerinnen der Krabbelwelt bezeichnen würden, stellt der Steinläufer eine nicht außer Acht zu lassende Konkurrenz dar. Neben unzähligen Insekten stehen nämlich auch Spinnen selbst auf seinem Speiseplan. Um diese zu überwältigen, ist der Steinläufer mit äußerst wirksamen Waffen ausgestattet, die eine genauere Betrachtung mehr als wert sind. Es ist besonders sein Fressverhalten, welches ihn zu einem besonderen Nützling in unseren Gärten macht. Wenn er nicht gerade Spinnen frisst, macht der Steinläufer nämlich Jagd auf diverse andere Lebewesen, die auf dem Boden umherkrabbeln, unter anderem auch Schädlinge.

So sieht er aus, der Steinläufer

Oftmals wird alles, was in der Natur krabbelt, salopp als Insekt bezeichnet. Ein wichtiges Merkmal von Insekten ist unter anderem jedoch die Anzahl ihrer Beine. Bei Insekten sind es stets sechs Stück. Der Steinläufer ist ganz offensichtlich mit mehr als 3 Beinpaaren ausgestattet, genau gesagt sind es 15, also in Summe 30 Beine. Da der Steinläufer zur Familie der Hundertfüßer gehört, könnte man meinen, dass dieser Name etwas irreführend ist. Ein weiterer Unterschied zu Insekten ist die Anzahl seiner Körpersegmente. Während der Körper eines Insekts in drei Segmente einteilbar ist, sind es beim Steinläufer deutlich mehr. Jedes dieser Segmente ist mit einem Beinpaar ausgestattet. Genauer betrachten, sollte man hierbei das erste sowie das letzte Beinpaar. Diese dienen nämlich nicht mehr der reinen Fortbewegung. Das hinterste Beinpaar ist deutlich länger als die anderen und wird vom Steinläufer genutzt, um Beutetiere effizient zu fixieren. Am anderen Körperende haben sich im Laufe der Zeit Giftklaue entwickelt. Diese dienen, um Beutetiere zu fassen und um ihnen das äußerst wirksame Gift zu injizieren. Steinläufer werden zwischen zwei und drei Zentimetern groß. Ihr Körper ist gänzlich rotbraun gefärbt, wobei die Beine etwas heller wirken als der restliche Körper. Am Kopf sitzt ein langes, dickes Fühlerpaar, welches Steinläufern bei der Orientierung hilft.

Der Steinläufer

Lateinisch: Lithobius forficatus

Familie: Lithobiidae

Größe: etwa 20 – 30 mm

Färbung: rotbraun

Verbreitung: beinahe weltweit

Nahrung: Insekten, Asseln, Larven, Spinnen, Blattläuse

Lebensraum: Wald, Streuobstwiesen, Gärten, Weingärten

Lebensraum & Lebensweise

Steinläufer sind bei uns vermehrt in Heckenlandschaften, auf Streuobstwiesen, Wald und Waldrändern, Weingärten, aber auch Privatgärten zu finden. Steinläufer sind nachtaktive Tiere. Tagsüber sind sie nur zu entdecken, wenn man auch aktiv nach ihnen sucht und dabei den ein oder anderen Stein anhebt. Um die Tiere jedoch nicht unnötig zu stören, sollte dies eher vermieden werden. Besonders gerne suchen sie unter Steinen, Borken oder in Laubhaufen sowie morschem Totholz Schutz vor der Hitze der Sonne, aber auch Fressfeinden. Zu den Fressfeinden der Steinläufer zählen vor allem Vögel. Erst im Schutz der Dunkelheit kommen sie aus ihren Verstecken hervor und begeben sich auf ihre nächtlichen Streifzüge und damit auf die Suche nach Nahrung. Zur Nahrung der Steinläufer zählt beinahe alles, was sie nachts auf dem Boden finden. Um seine Beute aufzuspüren, nutzt der flinke Jäger vor allem seine langen, dicken Fühler. Obwohl er zwei aus mehreren punktförmigen Einzelaugen bestehende Augen besitzt, sind diese bei der Jagd jedoch keine große Hilfe, da ihre Sehfähigkeit stark reduziert ist. Zur begehrten Nahrung zählen unter anderem kleine Insekten, Asseln, Larven, Würmer, Spinnen sowie Blattläuse. Sein großer Appetit ist es, der den Steinläufer zu einem äußerst nützlichen Gartenbewohner macht. Der Steinläufer trägt nämlich durch sein Fressverhalten wesentlich zu einer natürlichen Schädlingsbekämpfung im eigenen Garten bei.

Im Hinblick auf das Jagdverhalten des Steinläufers ist besonders sein Jagdwerkzeug zu erwähnen. Mit Hilfe der zu Klauen umfunktionierten, vordersten zwei Beine ist der räuberische Steinläufer nicht nur in der Lage, seine Beute zu packen, sondern auch ihnen Gift zu injizieren. Das Gift des Hundertfüßers ist stark genug, um seine Opfer in nur kurzer Zeit zu lähmen. Genau wie mit beispielsweise der Kreuzspinne haben wir also mit dem Steinläufer einen weiteren heimischen giftigen Gartenbewohner. Für den Menschen besteht jedoch keinerlei Grund zur Sorge. Auch wenn der Biss eines Steinläufers ein wenig zwicken kann, ist er gänzlich ungefährlich und kommt außerdem nur unter äußerst seltenen Umständen vor. In anderen Teilen der Welt, wie etwa Asien, gibt es jedoch sehr wohl Hundertfüßer, die auch für den Menschen potenziell gefährlich sein können. Anders als man es von einem solch kleinen Lebewesen vielleicht erwarten würde, haben Steinläufer eine beachtliche Lebenserwartung von fünf bis sechs Jahren.

Dass sie wahre Überlebenskünstler sind, bezeugen auch wissenschaftliche Funde bei Ausgrabungen. Fossilienfunde, deren Alter auf etwa 430 Millionen Jahre geschätzt wird, zeigen, dass Hundertfüßer zu den ersten Tieren zählen, welche permanent das Land besiedelten. Sich dies vor Augen zu führen, wenn man beim nächsten Mal einen Steinläufer entdeckt, löst mit Sicherheit ein gewisses Gefühl von Bewunderung und Ehrfurcht aus.

Der Steinläufer im eigenen Garten

Wo nun klar ist, dass der Steinläufer wesentlich zur Bekämpfung von Schädlingen beiträgt, sollte wohl bei jeder Gärtnerin und jedem Gärtner Interesse aufkommen, auch im eigenen Garten diese tollen Nützlinge anzusiedeln. Am besten und nachhaltigsten schafft man dies über die Herstellung des richtigen Lebensraums. Besonders wichtig für die nachtaktiven Tiere sind gute und ausreichende Versteckmöglichkeiten, in welche sie sich tagsüber zurückziehen können. Schattige feuchte Bereiche unter Steinen, Totholz oder dem Kompost stellen beispielsweise vom Steinläufer gerne angenommene Rückzugsorte dar. Wie immer unterstützt man mit einem derartigen Angebot nicht nur Steinläufer, sondern unzählige andere Arten. Eine Umsetzung lohnt sich also in vielerlei Hinsicht.

Tierportrait von Jakob Kuhn


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