Die Schlupfwespe

Der wenig bekannte Nützling im heimischen Garten! 

Dass etwa Marienkäfer als biologische Schädlingsbekämpfer eingesetzt werden können, ist heutzutage kein Geheimtipp mehr. Neben den gepunkteten Glückskäfern gibt es jedoch eine Unmenge an heimischen Insektenarten, welche ebenso einen wesentlichen Beitrag bei der Bestandsregulierung von Pflanzschädlingen leisten.

Insekten, denen leider, wegen diverser Gründe, keine derartige Toleranz und Akzeptanz entgegengebracht werden, haben es oft nicht leicht. Umso wichtiger ist es genau jene Nützlinge zu beleuchten, um deren Wichtigkeit für die heimische Natur und somit auch für Gärtner:innen aufzuzeigen. Schlupfwespen haben es besonders aufgrund ihrer Lebensweise allemal verdient, mit offenen Armen im eigenen Garten begrüßt zu werden. 

So sieht sie aus, die Schlupfwespe

So sieht sie aus, die Schlupfwespe Je nach Art wird eine Körpergröße von 0,2 bis 50 mm erreicht. Auch wenn insbesondere die schlanke Taille an Wespen erinnert, gehören Schlupfwespen genauso wie auch Bienen und Hummeln zu den Hautflüglern und nicht wie ihr Name vermuten lässt zu den Wespen. Auch ihre Körperform, wenn auch dünner und länglicher, kann ebenfalls an den einer Wespe erinnern. Gerade bei den Männchen mancher Schlupfwespenarten besteht besonders große Verwechslungsgefahr, da diese Mimikry betreiben. Dies bedeutet, dass ihr Aussehen, das einer anderen, meist potenziell gefährlichen Art imitiert, umso Fressfeinde abzuschrecken. 

Die Körperfärbung ist meist dunkel in schwarz oder braun gehalten. Manche Arten zieren außerdem andersfärfbige Flecken oder Streifen. Neben den zart erscheinenden, durchsichtigen Flügeln besitzen Schlupfwespen außerdem ein langes, bewegliches Fühlerpaar. Markant für weibliche Schlupfwespen ist ihr äußerst lang erscheinender Legestachel von dem für den Menschen keinerlei Gefahr ausgeht. Die Länge des Stachels erlaubt es der Schlupfwespe selbst tief im Holz oder in Spinnmaterial verborgene Insekten zu erreichen. Es sind genau dieser Stachel gepaart mit der optischen Ähnlichkeit zu Wespen, die leider oft für Ablehnung beim Erblicken einer Schlupfwespe sorgen. 

Lebensraum & Lebensweise 

Zum Lebensraum der Schlupfwespen zählen vor allem Waldlichtungen, Waldränder, Wiesen, Parks, Gärten sowie generell Landschaften mit reichlich Buschanteil. Durch ihre Lebensweise erfüllen Schlupfwespen auf zwei Arten eine wichtige Rolle in der Natur. Durch das Fressverhalten der adulten Tiere tragen sie wesentlich zur Bestäubung einer Vielzahl an Pflanzenarten bei. Schlupfwespen ernähren sich nämlich von Nektar, Honigtau und Blütenpollen. Beim Anfliegen diverser Blüten bringen sie so Pollen von Pflanze zu Pflanze und tragen so direkt zur Verbreitung beziehungsweise dem Erhalt vieler Arten bei. Neben Schlupfwespen dienen auch unzählige andere Insektenarten als Bestäuber. Was Schlupfwespen jedoch abhebt, ist ihre zweite Rolle als Nützling, genauer gesagt ihre Vorgangsweise bei der Schädlingsbekämpfung. 

Nach der geglückten Fortpflanzung kommt es nämlich nicht zu einer herkömmlichen Eiablage auf beispielsweise Pflanzenteilen. Die Eiablage der Schlupfwespen erfolgt auf weitaus makaberere Weise. Weibliche Schlupfwespen nutzen dafür ihren Legstachel. Zuerst um das gewählte Wirtinsekt mit einem Giftsekret zu betäuben und direkt danach um die Eier in den Körper zu injizieren. Sind die Eier erst einmal im Körper des Wirtinsekts platziert, kommt es nach kurzer Zeit zum Schlüpfen der Larven. Jene Insekten, die einen Parasiten in sich tragen, sind oft an einem aufgebläht erscheinenden Körper sowie veränderter Körperfärbung zu erkennen. Den winzigen Larven dient das Wirtstier nicht nur als Kinderstube, sondern auch als Nahrung. Nach und nach fressen die Larven das Wirtstier von Innen auf. Bis zum Austreten durchläuft die Larve mehrere Stadien. Erst im letzten fängt die Larve an, auch die inneren Organe des Wirtstiers zu fressen und tötet es so endgültig, um sich anschließend in der leeren Körperhülle zu verpuppen. Namensgebend für Schlupfwespen ist die Art des Schlüpfens der fertig entwickelten Jungtiere. Dafür bohren sie nach dem Verpuppen ein Loch in den Rücken des Wirts, umso ihr Leben als adulte Schlupfwespe antreten zu können. 

Auch wenn es brutal erscheint, so ist diese Form der Arterhaltung äußerst effektiv und wichtig beim im Zaum halten verschiedener Schädlingsarten. Besonders ist hierbei außerdem, dass sich Schlupfwespen dabei nicht nur etwa auf Blattläuse spezialisiert haben. Im Laufe der Evolution haben sich nämlich verschiedene Schlupfwespenarten auf diverse Schädlingsarten spezialisiert. So hat etwa die Ameisenbläulings-Schlupfwespe besondere Jagdstrategien entwickelt, umso auf eine einzelne ganz bestimmte Art angepasst zu sein. Spezialisierungen wie diese sind es, die den Einsatz von Schlupfwespen für eine Unmenge an Schädlingen ermöglichen. Dies macht sie nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch für Gartner:innen interessant. 

Die Schlupfwespe im eigenen Garten

Da sich erwachsene Schlupfwespen beinahe ausschließlich von Nektar oder etwa Pollen ernähren, ist es ratsam für ein großes Angebot an blühenden Pflanzen im eigenen Garten zu sorgen. Schlupfwespen fliegen auf ihrer Nahrungssuche besonders gerne Doldenblütler an. Dazu zählt etwa die gelbe Schafgarbe. Doch nicht nur für Nahrung ist durch eine artenreiche Blumenwiese gesorgt, sondern auch für ein Angebot an potentiellen Wirtstieren für die Nachkommen der Schlupfwespen. 

Wer nicht nur ein breites Nahrungsangebot schaffen möchte, sondern den Schlupfwespen auch bei der Suche nach einem Unterschlupf oder einem Ort zum Überwintern helfen möchte, sollte unbedingt darauf achten, Totholz im Garten liegen zu lassen. Außerdem werden auch gerne stehen gelassene, hohe Gräser als Winterquartier genutzt. Besonders wichtig sind dies für bereits befruchtete Weibchen. Das Angebot an potenziellen Rückzugsorten unterstützt somit auch die Sicherung der nächsten Generation an Schlupfwespen in der kommenden Saison.

Die Schlupfwespen

Familie: Schlupfwespen (Ichneumonidae)
Größe: etwa 0,2 – 5 mm je nach Art
Färbung: meist dunkle Grundfärbung mit Farbakzenten (variiert nach Art)
Verbreitung: weltweit
Nahrung: (Larve) Schädlingsarten / (Adultes Tier) Pflanzensäfte, Pollen, Nektar
Lebensraum: Gärten, Parks, Wälder, Wiesen

Insektenportrait von Jakob Kuhn


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