Die Feldwespe

Das heimische Insekt mit unbegründet schlechtem Ruf!

Der Tisch ist gedeckt, die Sonne scheint und alles ist bereit für eine ruhige Jause an der frischen Luft. Doch mit der Ruhe ist es schnell vorbei. Nicht lange lassen ungebetene Gäste auf sich warten und stürzen sich auf Speisen und Getränke. Dabei ist egal, um welche Art von Wespe es sich handelt. Beim Anblick eines gelb-schwarzen Insekts ist Panik meist leider die erste Reaktion.

 

Von den vielen heimischen Wespenarten sind es hauptsächlich zwei Vertreterinnen, die durch ihr aufdringliches Verhalten das gesamte Image aller Wespen trüben. Die Feldwespe zählt jedenfalls nicht dazu. Die meisten Wespen haben weder Interesse an unserem Marmeladebrot, geschweige denn daran uns völlig grundlos zu stechen. Bei dem meist zufälligen Aufeinandertreffen von Menschen und Wespen ist die Reaktion in beinahe allen Fällen jedoch dieselbe. Es wird mit hektischen Armbewegungen versucht das unerwünschte Insekt zu vertreiben oder gar zu töten. Dass die meisten Wespen grundsätzlich friedliche Tiere sind, von denen keinerlei Gefahr ausgeht, ist vielen nicht klar. Ganz im Gegenteil, Wespen sind äußerst nützliche Insekten, bei welchen sich eine genauere Betrachtung lohnt.

So sieht sie aus, die Feldwespe

Die Feldwespe gehört zur Familie der Faltwespen. Dies bedeutet, dass sie ihre Flügel zweimal in Längsrichtung faltet während sie auf Boden, Blättern oder Ästen verweilt. Dadurch wird leicht der Eindruck erweckt, dass ihre Flügel zu schmal zum Fliegen sind.

Das wohl markanteste Erkennungsmerkmal der Feldwespe ist die Länge ihrer Beine. Die deutlich, als bei anderen Arten, längeren Beine sind besonders gut im Flug zu erkennen, da sie die Feldwespe hierbei nach unten hängen lässt. Dies führt dazu, dass ihr Flug oft als etwas träge und schwerfällig wahrgenommen wird. Außerdem sind ihre Beine genauso wie ihre Flügel ab dem dritten Glied auffällig orange gefärbt. Allgemein ist ihr Körper sichtlich schlanker als der vieler anderer Wespen. Ihr gelb-schwarz gefärbter Hinterleib ist tropfenähnlich und ihre Facettenaugen nierenförmig geformt. Die Gesamtkörperlänge beträgt bei Arbeiterinnen zwischen elf und fünfzehn Millimeter. Königinnen werden mit bis zu achtzehn Millimeter nochmals um ein Stück größer.

Lebensraum und Lebensweise

Der Lebensraum der Feldwespen beschränkt sich meist auf offene, trockene Landschaften, wobei sie mittlerweile auch aus urbanen Gebieten nicht mehr wegzudenken sind. Anders als in der Bevölkerung angenommen sind Feldwespen von Grund auf äußerst friedliche Lebewesen. Niemals würden sie, ohne vorher deutlich bedrängt worden zu sein, grundlos einen Menschen stechen. Genauso wenig Interesse haben Feldwespen außerdem an den von uns verzehrten Speisen und Getränken. Sollte sich eine Feldwespe also einmal in die Nähe der Picknickdecke verirren, handelt es sich dabei mit Sicherheit um einen Zufall. Neben Blütennektar stehen auf dem Speiseplan der Feldwespe Fliegen, Raupen, kleine Spinnen und etwa Gelsen. Allein für die Eindämmung letzterer, sollte man Wespen zu schätzen wissen.

Der Grundstein für ein neues Wespenvolk wird durch die Begattung der Königin im September durch eine männliche Wespe, die auch Drohne genannt wird, gelegt. Anschließend suchen sich junge Königinnen gemeinsam einen Platz, an dem sie die kalte Zeit überdauern können, bevor sie im kommenden Jahr wieder eigene Völker gründen. Für die Errichtung des Nests im Frühjahr sind allein die Jungköniginnen verantwortlich. Dass ihnen dabei keine Arbeiterinnen behilflich sind, hat einen einfachen Grund. Königinnen sind die Einzigen, die den Winter überleben. Zusammen beginnen so dieJungköniginnen in kleinen Gruppen den Bau des neuen Nests. Im Zuge dessen setzt sich eine von ihnen durch und wird so zur tatsächlichen Königin, während alle anderen zu Arbeiterinnen degradiert werden. Das Nest der Feldwespen ist meist nur handtellergroß und besteht aus 50 bis 150 Waben. Die an einer Seite offenen Waben werden aus verwittertem Holz, Pflanzenfasern sowie Speichel errichtet. Aufgrund von Aussehen und Konsistenz des Nests tragen die Wespen auch den Namen Papierwespen.

Um den Fortbestand zu sichern, kommt es im Spätsommer beziehungsweise Herbst zur erneuten Begattung. Die Auswahl des Männchens passiert hierbei nicht zufällig. Drohnen balzen aktiv um fruchtbare Weibchen. Dabei nutzen sie sowohl Farbintensität als auch Form und Größe der schwarzen Flecken auf ihrem Körper. Je kleiner und ansprechender die Form ist, desto besser stehen die Chancen von einer Königin ausgewählt zu werden. Drohnen sind anhand ihrer eingerollten Fühlerspitzen sowie der grünlich schimmernden Augen von weiblichen Wespen zu unterscheiden.

Die Feldwespe im eigenen Garten

Neben den bereits erwähnten Beutetieren der Feldwespe zählen auch Blattläuse zur Hauptnahrung von Feldwespen. Aufgrund ihres Fressverhaltens ist die Feldwespe somit durchaus als Nützling anzusehen. Sie, sowie viele andere Insekten, machen es möglich, auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten und auf natürliche Art einem Schädlingsbefall entgegenzuwirken.

Neben ihrer Hilfe bei der Schädlingsbekämpfung ist sie außerdem interessant zu beobachten. Die offene Bauweise ihrer Waben macht es möglich, den Feldwespen bei der Aufzucht ihres Nachwuchses zuzuschauen. Grundsätzlich sei gesagt, dass von Feldwespen keinerlei Gefahr ausgeht. Sollte also ein Nest entdeckt werden, kann dies ohne Probleme an Ort und Stelle belassen werden. Auch wenn es sich um absolut friedliche Insekten handelt, sollte hierbei dennoch ein gewisser Abstand zum Nest eingehalten werden. Um Feldwespen in den Garten zu locken, empfiehlt sich eine naturnahe Gestaltung sowie eine insektenfreundliche Bepflanzung. Neben allen anderen Insekten, die dadurch unterstützt werden, bietet man so vor allem für die Feldwespe den idealen Lebensraum sowie reichlich Nahrungsangebot. Neben dem Nahrungsangebot empfiehlt es sich außerdem eine kleine Schale mit Wasser bereitzustellen. Dabei ist es wichtig, nicht darauf zu vergessen einen kleinen Stein darin zu platzieren, um Insekten allgemein einen ideale Anflugstelle zu bieten.

Die Feldwespe

Lateinisch: Polistes dominula
Familie: Faltenwespen (vespidae)
Größe: ca. 11 – 18 mm
Färbung: gelb-schwarz
Verbreitung: meisten Arten in den Tropen und Subtropen aber auch Mitteleuropa
Nahrung: Blattläuse, Nektar, kleine Spinnen, Gelsen
Lebensraum: trockene, offene Gebiete, aber auch urbaner Raum
Lebensdauer: Arbeiterinnen je nach Art von 12 bis 22 Tage, Königinnen etwa ein Jahr

Insektenportrait von Jakob Kuhn


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