
Die Hornviper
Die giftigste heimische Schlange!
Zu den populärsten in Österreich beheimateten Schlangen zählen wohl Ringelnatter, Kreuzotter oder etwa die Äskulapnatter. Obwohl sie nicht nur die giftigste Schlange Österreichs, sondern auch Europas ist und dazu noch besonders aussieht, genießt die Hornviper bei uns kaum Bekanntheit.
Dass Österreich nicht gerade aufgrund seiner heimischen Reptilienwelt bekannt ist, scheint offensichtlich, wobei auch hierzulande viele besondere wechselwarme Tiere leben. Neben vielen Eidechsen, wie zum Beispiel der prächtig gefärbten Smaragdeidechse, können nach aktuellem Wissensstand auch sieben Schlangenarten als heimisch bezeichnet werden. Die einzigen beiden giftigen Vertreterinnen sind die Kreuzotter und die Hornviper. Obwohl die Hornviper die giftigere von beiden ist, ist sie kaum bekannt. Um dies zu ändern und vor allem auch, um größtenteils unbegründeten Vorurteilen entgegenzuwirken, lohnt sich ein genauerer Blick auf die besondere Schlange.
So sieht sie aus, die Hornviper
Im Vergleich zu manch anderer heimischen Schlangenart ist die Hornviper durchaus groß. Der bis zu zwei Meter langen Äskulapnatter kann sie zwar nicht ganz das Wasser reichen, allerdings ist ihre Körperlänge mit bis zu einem Meter dennoch durchaus beachtlich.
Ähnlich der Kreuzotter trägt auch die Hornviper, die auch als Hornotter, Sandviper und Sandotter bezeichnet wird, ein für die Art typisches dunkles Zickzackmuster auf dem Rücken. Dieses Muster wird auch Rautenband genannt. Die generelle Färbung ihres Körpers variiert verhältnismäßig stark. Die Farbpalette reicht von Grautönen über gelblich bis hin zu rotbraun gefärbten Schuppen.
Ebenso arttypisch ist der deutlich breite und dreieckförmige Kopf der Hornviper. Auf diesem, genauer gesagt auf der Spitze des Mauls, trägt sie den für die giftigste heimische Schlange namensgebenden Fortsatz, der als Horn bezeichnet wird. Es ist mit kleineren, als der restliche Körper, Schuppen bedeckt. Welche Funktion dieses markante Merkmal haben soll, ist bisher noch nicht erforscht und somit momentan noch ein Geheimnis der Hornviper.




Lebensraum & Lebensweise
Die Europäische Hornviper besiedelt ausschließlich wärmere Regionen Europas und somit tendenziell den Süden. Ihre Verbreitung reicht hierbei von dem südöstlichen Balkan nach Griechenland bis hin zum Kaukasus. Auch in nordöstlichen Gebieten Italiens sowie im Süden Österreichs können Hornvipern beobachtet werden. Anzutreffen ist sie vor allem in und an Waldrändern, Geröllfeldern, trockenen, steinigen Hängen und beispielsweise Steinmauern. Etwas irreführend kann eine weitere Bezeichnung der Schlange, nämlich Sandviper, sein. Anders als dieser Name vermuten lässt, trifft man sie nur äußerst selten in tatsächlich sandigen Lebensräumen an. Typischerweise finden im Frühling, nachdem die Tiere aus ihren Winterquartieren hervorkommen, Revierkämpfe statt. Hierbei messen sich die männlichen Schlangen miteinander, und zwar ohne dabei ihre Giftzähne zu benutzen. Die Rangelei gewinnt das Männchen, welches in der Lage ist, das Gegenüber niederzudrücken und so von seiner Unterlegenheit zu überzeugen. Das siegreiche Männchen erlangt so nicht nur Anspruch auf das Revier, sondern auch die Paarung mit darin lebenden Weibchen.
Die Paarung findet zwischen April und Mai statt. Spannend hierbei ist, dass vom Weibchen keine Eier gelegt werden, sondern diese im Körper des Weibchens bis zur Geburt der Jungtiere verbleiben und auf diese Weise ausgebrütet werden. Erst im Sommer kommen zwischen sechs und zwölf kleine Hornvipern auf die Welt. Diese sind bei ihrer Geburt bereits zwischen fünfzehn und zwanzig Zentimeter lang. Die Größe ist vor allem hilfreich, da sie ab ihrer Geburt sofort auf sich selbst gestellt sind und alleine zurechtkommen müssen. Wie vielen sicherlich bekannt ist, muss sich eine Schlange häuten, um zu wachsen. Das Abstreifen der zu klein werdenden Haut passiert rund zwei bis drei Mal im Jahr. Hornvipern erreichen ein Alter von rund zehn bis fünfzehn Jahren.
Während sich die Jungtiere vor allem aufgrund der Körpergröße noch von Eidechsen und beispielsweise Insekten ernähren, wächst mit zunehmender Körpergröße auch der Speiseplan. Ältere Tiere ernähren sich immer mehr von kleinen Nagern, aber auch Vögeln. Bei der Jagd nach Nahrung kommt das für diesen Zweck äußerst wirksame Gift zum Einsatz. Durch einen Biss wird es dem Beutetier verabreicht und infolgedessen gelähmt. Das nun reglose und vor allem wehrlose Tier kann so in aller Ruhe verspeist werden. Generell ist hierbei zu sagen, dass das Gift der Hornviper zwar stärker als das der Kreuzotter ist. Für einen Menschen führt ein Biss jedoch nicht unausweichlich und generell äußerst unwahrscheinlich zum Tod. Selbstverständlich sollte im Falle eines Bisses dennoch immer eine notfallmedizinische Abklärung erfolgen. Bisse einer Hornviper sind glücklicherweise eine absolute Seltenheit. Dies liegt zum einen daran, dass sie nur äußerst schwer zu finden sind und zum anderen, dass es sich bei den Tieren um äußerst scheue und nicht aggressive Schlangen handelt. Wenn sie können, wird immer die Option des Rückzugs anstelle des Angriffs bevorzugt. Tatsächliche Angriffe kommen nur vor, wenn die Tiere überrascht werden oder sie sich ernsthaft bedrängt fühlen und kein anderer Ausweg mehr gesehen wird.

Die Hornviper
Lateinisch: Vipera ammodytes
Familie: Viperidae (Vipern)
Größe: ca. 70 – 100cm
Färbung: braun, grau, gelblich, rötlich
Verbreitung: warme Regionen Europas, Südost Europa
Nahrung: Nagetiere, Vögel, Eier, Amphibien, Insekten, Reptilien Lebensraum: Waldränder, trock steinige Hänge, Steinmauern
Die Hornvipern in Österreich
In Österreich kommen Hornvipern nur an wenigen Orten vor. Dazu zählen vor allem Bereiche der südlichen Seite des Alpenhauptkamms. Hinsichtlich der Bundesländer bedeutet dies Kärnten und die Steiermark. Auch im Burgenland und in Niederösterreich dürfte es bereits vereinzelte Sichtungen gegeben haben. Generell, jedoch immer, wenn Tiere in nur wenigen speziellen Lebensräumen vorkommen, ist es besonders wichtig, diese entsprechend zu schützen, um den Arterhalt zu sichern. In Österreich laufen glücklicherweise bereits einige Bemühungen, um genau dies zu tun. Mindestens genauso unverzichtbar ist zudem die Aufklärung der Bevölkerung. Der Ruf von Schlangen als gefährliche oder gar boshafte Tiere muss durch positive Wissensvermittlung beseitigt werden, um so im schlimmsten Fall sogar Tötungen der Tiere und damit einhergehend das Verschwinden von Arten zu verhindern.
Mit den richtigen Maßnahmen muss verhindert werden, dass neben der Wiesenotter, der ehemals dritten Giftschlangenart in Österreich, weitere Arten aussterben und so eine große Lücke im heimischen Ökosystem hinterlassen.
Tierportrait von Jakob Kuhn