Blütenreiche, offene Landschaften sind für Goldammern unverzichtbar.

Die Grauammer

Vogel des Jahres 2024!

Pünktlich zum Jahresende wurde wie üblich der Vogel des Jahres gewählt. Den ersten Platz belegt dieses Mal die Grauammer. Mittlerweile sollte bekannt sein, dass die Vogelart, welche hier den ersten Platz belegt, diesen nicht rein aufgrund von einzigartigem Aussehen oder besonderem Verhalten verliehen bekommt. Es geht vielmehr darum, bedrohten Arten eine Bühne zu schaffen, um geschlossen gegen ihr Verschwinden vorzugehen.

So sieht sie aus, die Grauammer

Auch wenn das Federkleid der Grauammer keinerlei leuchtende Farben aufweist, so machen sie Musterung und verschiedene Brauntöne dennoch zu einer hübschen heimischen Vogelart. Auf der Oberseite ist sie gräulich braun gestreift. Ihre Unterseite ist hellbeige und mit dunklen Streifen gefärbt. Ihr vergleichsweise monotones Gefieder macht sie mit ihrer Größe wett. Unter den heimischen Ammern ist sie nämlich die Größte. Der Schnabel eines Vogels dient oft als Indiz dafür, was er frisst. Ihr kräftiger rosa-gelb gefärbter und kegelförmiger Schnabel ist wie auch bei Finken bestens geeignet, um Sämereien und Körner zu knacken. Ihre großköpfige Gestalt dient ebenfalls als Erkennungsmerkmal. Zwischen den Geschlechtern bestehen keinerlei von außen erkennbare Unterschiede. Während Männchen anderer heimischer Ammernarten leicht von der Grauammer zu unterscheiden sind, besteht mit der weiblichen Gold- und Rohrammer durchaus Verwechslungsgefahr. Sie alle tragen ein ähnliches Federkleid. Es ist somit etwas Erfahrung und vor allem genaues Hinsehen gefragt, um die exakte Art zu bestimmen. Doch nicht nur mit anderen Ammern ist eine Verwechslung möglich. Auch wenn optische Unterschiede vorliegen, so könnte man aus der Ferne wohl auch einen Sperling für eine Ammer halten.

Lebensraum & Lebensweise

Bei der Grauammer handelt es sich um einen generell recht weit verbreiteten Vogel. Man findet sie etwa in Europa, Nordafrika, Teilen der Arabischen Halbinsel sowie Asiens. Als Lebensraum bevorzugt sie lockere, offene Kulturlandschaften. Ganz besonders wichtig hierbei sind Brachen mit einer großen Blütenvielfalt, kleine Gehölze, einzeln stehende Büsche sowie Bäume. Wichtig ist, dass der größte Teil ihres Lebensraums niedrig und locker bewachsen ist. Dies ist besonders für die Nahrungssuche unverzichtbar. Hauptsächlich verspeisen Grauammern nämlich Gras- und Kräutersamen. Vor allem im Sommerhalbjahr fressen Grauammern auch eine Vielzahl an Insekten und Spinnen. Wie bei vielen anderen Vogelarten werden auch die Jungvögel der Goldammern zum größten Teil mit Insekten gefüttert. Nicht nur bei der Nahrungssuche spielt niedrige Vegetation eine wichtige Rolle, sondern auch beim Nestbau. Grauammern bauen ihre Nester nämlich in Bodennähe in dichter krautiger Bepflanzung oder in niedrigen Büschen. Doch auch hohe Hecken sowie einzelne Bäume werden von Grauammern angeflogen, allerdings nicht für den Nestbau, sondern vielmehr, um von hoch oben ihren Gesang zu verkünden. Der Gesang von Grauammern klingt etwas metallisch. Der Klang ihrer Stimme hat ihnen heute den Spitznamen „Schlüsselbundvogel“ beschert, da ihr Ruf dem Geräusch eines raschelnden Schlüsselbunds ähnelt. Während Grauammern im Winterhalbjahr als gesellige Vögel gelten, und auch oft in Gruppen unterwegs sind, so legen insbesondere die Männchen während der Brutzeit ein stark territoriales Verhalten an den Tag. Auch zwischen Männchen und Weibchen entwickelt sich keine sonderlich romantische Beziehung. Es findet keine dauerhafte Paarbindung statt. Dies ist Grund dafür, weshalb die Anzahl der brütenden Weibchen innerhalb eines Reviers oftmals schwankt. Passend zur fehlenden Romantik ist auch, dass das Männchen nicht beim Nestbau und nur äußerst selten bei der Aufzucht der Jungvögel hilft. Grauammern zählen je nach Population zu Teil- beziehungsweise Kurzstreckenziehern. Ende September bis Ende Oktober brechen sie in Richtung Überwinterungsgebiet auf. Oft reicht dieses nur wenig über das eigentliche Brutareal hinaus.

Gefährdung und Schutz der Grauammer

Die Bestandssituation der Grauammer ist bei uns leider äußerst ernst. Unfassbare neun von zehn Vögeln sind laut BirdLife Österreich innerhalb der letzten fünfundzwanzig Jahre verschwunden. Wie so oft ist dies auf die Zerstörung wichtiger Lebensräume zurück zu führen. Besonders die Intensivierung der Landwirtschaft sowie der steigende Einsatz von Pestiziden machen der Grauammer ernsthaft zu schaffen. Um die Populationszahlen hierzulande und auch generell nach oben zu treiben, muss darauf geachtet werden, wichtige Strukturelemente in der Landschaft zu erhalten beziehungsweise erneut zu schaffen. Weiters muss der Einsatz von Pestiziden reduziert werden, da dieser einen direkten Einfluss auf das Nahrungsangebot für Grauammern hat. Wer im eigenen Garten unterstützen möchte, sollte, sofern es die Fläche zulässt, auf große, offen und locker gestaltete Bereiche achten. Diese sollten ein möglichst arten- und blütenreiches Angebot an samenbildenden Kräutern und Gräsern aufweisen. Sie dienen nicht nur selbst als Nahrungsgrundlage, sondern locken auch Insekten an.

Die Grauammer

Lateinisch: Emberiza calandra

Familie: Ammern (Emberizidae)

Größe: 16 – 19,0 cm

Gewicht: etwa 49 g

Verbreitung: Europa, Asien, Arabische Halbinsel, Nordafrika

Nahrung: Samen, Körner, Insekten, Spinnen

Lebensraum: lockere, offene Kulturlandschaften, Brachen

Zugverhalten: Teilzieher, Kurzstreckenzieher

Brutzeit: April – Juli Status: stark gefährdet

Vogelportrait von Jakob Kuhn


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