Manche mögen’s heiß

Der Klimawandel macht sich immer mehr bemerkbar, und viele Gärtnerinnen und Gärtner versuchen ihren Garten darauf einzustellen. Man sucht sich also Pflanzen, denen anhaltende Hitze und Wasser- mangel wenig ausmachen, und die kann man oft schon an äußeren Merkmalen erkennen – etwa am behaarten oder sukkulenten Laub.

Trockenheitsverträgliche Pflanzen haben sich unterschiedlich an diese Bedingungen angepasst, sie vermeiden zum Beispiel trockene Zeiträume. Blumenzwiebel etwa beenden ihren jährlichen Zyklus schon im Frühjahr, um die sommerliche Trockenheit zu überstehen. Sie ziehen sich ins Erdreich zurück, ihre oberirdischen Teile sterben ab, während ihre Zwiebeln in der Erde reifen, um im Folgejahr wieder neu auszutreiben.

Eine andere Strategie ist ein besonders weitläufiges Wurzelsystem, um auch an die letzten Wasservorräte zu gelangen. Gerade Präriepflanzen haben ein unglaublich ausgedehntes Wurzelwerk. So können sie Hitze und Trockenheit gut überstehen.

So kondensiert in den kühleren Morgenstunden die Luftfeuchtigkeit an den feinen Trieben der Disteln oder Steppengräser, das Wasser läuft in kleinen Tröpfchen zu den Wurzeln hinab und versorgt so die gesamte Pflanze. Dann gibt es Stauden mit silbernem und grauem Laub, die schützen sich durch feine Härchen vor intensiver Sonneneinstrahlung und Hitze. Aufgrund der feinen Behaarung wird der Wind um die Blattoberfläche gebremst, dadurch hält sich eine dünne, mit Wasserdampf gesättigte Luftschicht um die Pflanze herum und verhindert die Verdunstung. Viele hartlaubige mediterrane Pflanzen, etwa Lorbeerarten, haben sich mit einer dünnen Wachsschicht auf den Blättern, die die rasche Verdunstung der Feuchtigkeit verhindert, an Hitze und Trockenheit angepasst.

Sukkulenten oder dickfleischige Pflanzen wie Fetthenne (Sedum) oder Mittagsblume (Delosperma) können ihre Wasserreserven im Gewebe speichern. Sie haben eine feinporige, glatte und ebenfalls leicht gewachste Blattoberfläche, die nicht schnell austrocknet. Deshalb sind diese Pflanzen ideal für heiße Gartenplätze.

Gartenböden

Mit heißen und trockenen Gartenplätzen sind aber nicht die unseligen Kiesgärten gemeint, wo sackweise Schotter und Kies aufgebracht werden und dazwischen einige kümmerliche Stauden ihr Dasein fristen müssen. Mit kiesigem, sandigem Boden ist etwas anderes gemeint, das sollte sich schön langsam herumgesprochen haben. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen leichten Sandböden, mittelschweren Schluff- und Lehmböden sowie schweren Tonböden.

Der Boden im Garten gibt den Wurzeln der Pflanzen Halt. Er speichert Wasser und Nährstoffe und gibt diese nach und nach frei, sodass sie von den Pflanzen aufgenommen werden können. Je nach Herkunft haben sich Pflanzen nicht nur an sonnige, halbschattige oder schattige Standorte angepasst, sondern auch an unterschiedliche Bodenarten. Der ideale Gartenboden ist sowohl reich an Humus und Nährstoffen als auch durchlässig – das ist bei Sandböden schwierig zu erreichen, aber dafür gibt es ja auch diese angepassten speziellen Pflanzen.

Einen extremen Standort schafft die pralle Sonne in Verbindung mit sandigen, durchlässigen Böden. Hier überdauern nur gut angepasste Spezialisten wie die heimische Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus). Ihre im ersten Jahr erscheinenden Blattrosetten sind dicht behaart – ein Indiz für die Anpassung an trocken-heiße Standorte. Im zweiten Jahr wächst ein verzweigter, gut 150 cm hoher, gelb leuchtender Blütenstand. Ebenso hoch wird die Kandelaber-Königskerze (Verbascum olympicum) mit ihren reich verzweigten Blütenständen. Verpflanzungen sind nur in sehr jungem Stadium möglich: Königskerzen bilden tiefe Pfahlwurzeln. Werden sie verletzt, wachsen die Pflanzen nicht mehr an.

Auch Steppenkerzen (Eremurus spec.) sind gegen Hitze und Trockenheit gewappnet. Sie brauchen im Gegensatz zu den Königskerzen aber einen Boden, der nährstoffreicher ist. Ihre an Seesterne erinnernden Rhizome kommen im Herbst oder im zeitigen Frühjahr in die Erde. Aus der Mitte ihrer Blattrosette wächst ein imposanter Stiel mit kerzenförmigem Blütenstand empor. Im Lauf der Jahre entstehen Tochterrhizome, und die Zahl der Blütenkerzen steigt. Ihre Blüten leuchten gelb, orange oder orangerot.

Wer reinweiße Blüten liebt, holt sich die Himalaya-Steppenkerze (Eremurus himalaicus) in den Garten. Bis zu 180 cm hohe Stiele tragen ihre eleganten Blütenstände. Steppenkerzen wirken vor dunklem Hintergrund am eindrucksvollsten.

 

Mediterranes Flair

Auch viele Disteln gedeihen an heißen und trockenen Standorten, etwa die heimische Wollköpfige Kratzdistel (Cirsium eriophorum). Ihre rotvioletten Blütenköpfe und ihre Samen bieten Nahrung für Insekten und Vögel, unter anderen dem bunten Distelfink. Eine weitere „stachelige“ Schönheit ist die bis zu zwei Meter hohe Gewöhnliche Eselsdistel (Onopordum acanthium). Ihre weiß-filzigen, ausladenden Blätter und die purpurroten Blüten machen sie zur eindrucksvollen Solitärpflanze. Die genannten Distelarten lassen sich – wie die Königskerzen – nur sehr jung verpflanzen. Sie sind zweijährig, sichern ihren Fortbestand aber durch Selbstaussaat.

Auch die Wollköpfige Kratzdistel liebt heiße und sonnige Standorte, auch sie bietet Nahrung für Insekten und Vögel. Die stattliche und doch anspruchslose Kugeldistel (Echinops ritro) erscheint jedes Jahr aufs Neue. Ihre blauen Blütenkugeln ziehen Bienen und Hummeln an. In Kombination mit Kleinem Mädesüß (Filipendula vulgaris) und Gräsern ist sie ein wertvolles Element für die naturnahe Gestaltung trocken-sonniger „Problemzonen“.

An solche hat sich auch der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) angepasst. Die zweijährige heimische Pionierpflanze kommt mit durchlässigen, sandig-lehmigen und humusarmen Böden gut zurecht. Ihre Blüten stehen in bis zu 80 cm hohen Ähren und verfärben sich von Rosa nach Blau. Der Muskateller-Salbei (Salvia sclarea) – ebenfalls zweijährig – bildet im zweiten Jahr etwa 120 cm hohe Blütenstände. Übrigens: Muskateller-Salbei und Lavendel bilden ein wunderbares Duo!

Sie haben die Wahl

Das Pflanzenreich ist groß und brachte im Laufe der Evolution Anpassungen auch an extreme Bedingungen hervor. Wenn Sie sich im Angebot der Natur ein wenig umschauen, finden sich für vermeintliche Problemstandorte schnell passende Lösungen – oft in Gestalt attraktiver Wildstauden, die ganz nebenbei zur naturnahen Gestaltung unserer Gärten beitragen.


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