Der Wanderfalke

Schnellstes Tier der Welt!

Tiere schaffen es immer wieder, uns Menschen durch ihr vermeintlich gewöhnliches Verhalten in pures Staunen zu versetzen. Sei es Kraft, Geschick oder wie im Fall des Wanderfalken atemberaubende Schnelligkeit. Viele Tiere leisten täglich, wovon wir Menschen nur zu träumen wagen.

Wenn man als Mensch nicht gerade im Profirennsport aktiv ist, wird man niemals auch nur ansatzweise in den Genuss kommen zu erfahren, wie es wohl sein mag, mit einem vergleichbaren Tempo unterwegs zu sein. Die höchstzulässige Geschwindigkeit auf österreichischen Landstraßen überschreitet der Wanderfalke nämlich nicht nur leicht, sondern um das Dreifache! Es fällt schwer zu glauben, doch auf der Jagd stürzen sich Wanderfalken mit bis zu über 300 Kilometer pro Stunde in Richtung Erde. Geschwindigkeiten dieser Größenordnung kontrollieren zu können, ist wahrlich eine Meisterleistung der Natur.

So sieht er aus, der Wanderfalke

Der Wanderfalke ist nicht nur der schnellste Vogel, sondern in Österreich auch der größte Falke. Durch seine Körpergröße von bis zu knapp einem halben Meter und seine außerdem gedrungene Gestalt hebt er sich deutlich von anderen heimischen Falken ab. Seine langen, spitz zusammenlaufenden Flügel erreichen eine Spannweite von maximal 120 Zentimetern. Das Gefieder von erwachsenen Falken ist auf der Oberseite dunkelblaugrau, und auf der Unterseite weißlich mit einer schwarzen Zeichnung gefärbt. Vordere Bereiche des Körpers, sowie Scheitel und Kopfseiten sind grau.

Ein markantes Merkmal ist der breite Bartstreif. Dieser sticht deutlich aus dem restlichen Gefieder hervor. Jungvögel sind neben der Körpergröße relativ gut auch anhand ihres Gefieders von adulten Tieren zu unterscheiden. Das Gefieder von Jungvögeln weist auf der Unterseite des Körpers nämlich einen deutlichen Rotstich auf. Hinzu kommt eine fleckig erscheinende Musterung. Die Unterscheidung zwischen Männchen und Weibchen ist etwas schwieriger, jedoch ebenso relativ gut anhand der Körpergröße möglich. Männliche Wanderfalken sind, anders als man es vielleicht erwarten würde, etwas kleiner als weibliche. Ihr Gefieder ist zudem etwas feiner gezeichnet. Hierzulande besteht beim Bestimmen von Wanderfalken kaum Verwechslungsgefahr.

Auch wenn Baumfalken aufgrund ihrer Färbung durchaus Ähnlichkeiten aufweisen, so sind sie aufgrund des deutlich kleineren Körpers dennoch gut zu unterscheiden. Hinzu kommt, dass die Flügel des Baumfalken sichtlich kürzer und schmaler sind. Auch Habicht und beispielsweise Saker falken tragen zwar vergleichbare Gefiedermusterungen, sind jedoch ebenso aufgrund von Größe und genereller Erscheinung, vor allem im Flug, durchaus gut zu unterscheiden.

Lebensraum & Lebensweise

Wanderfalken besiedeln diverse Lebensräume. Sie können daher beispielsweise an Steilküsten, im Gebirge oder in Waldgebieten angetroffen werden. Bei uns in Österreich trifft man Wanderfalken zumeist am Rand alpiner Gebiete an. Zum einen liegt dies an den vorhandenen hohen Felswänden und zum anderen auch weil diese oft angrenzend zu Naturräumen mit hohem Nahrungsangebot liegen. Hierzu zählen etwa Flusstäler, Auen oder einfach Grünland. Auch für die Brut stellen in Österreich Felswände den bevorzugten Lebensraum dar. Beinahe ausschließlich errichten österreichische Wanderfalken ihre Nester daher in Felsnischen. Diese bieten nämlich einen idealen Schutz vor teilweise rauer Witterung und rauem Wetter. Anderenorts werden deutlich häufiger auch Bruten in Waldgebieten oder gar urbanen Gebieten entdeckt.

Wo auch immer der bevorzugte Nistplatz auch sein mag, werden vom Weibchen zwischen drei und vier Eier gelegt. Zwischen der Eiablage und dem Schlüpfen der Jungtiere vergeht rund ein Monat. Etwa die gleiche Zeit, eher etwas länger, verbringen die Jungfalken im Nest und werden von den Elterntieren mit Nahrung versorgt. Als Nahrung dienen sowohl adulten als auch jungen Falken beinahe ausschließlich andere Vögel. Bevorzugt wird Jagd auf Tauben, Stare, Drosseln und sogar Rabenvögel gemacht. Einen anderen Vogel zu erlegen, mag als durchaus schwierig erscheinen. Der Wanderfalke nutzt zur Jagd jedoch seine wohl beeindruckendste Fähigkeit, und zwar seine konkurrenzlose Geschwindigkeit im Sturzflug. Um derartige Geschwindigkeiten erreichen zu können steigen Wanderfalken hoch in die Lüfte auf, wo sie geduldig warten bis unter ihnen ein Beutevogel vorbeifliegt. Ist dies der Fall, stürzen sie sich mit bis zu über 300 Kilometer pro Stunde in die Tiefe mit ihrem Ziel fest im Blick. Wanderfalken sind dabei so schnell, dass ihr Opfer gar nicht weiß wie ihm geschieht. Wird der Wanderfalke beim Sturzflug entdeckt, ist es meist bereits zu spät, um noch zu entkommen. Kommt es gelegentlich dennoch zu einem Fehlschlag nutzen Wanderfalken den Schwung direkt aus, um sich wieder weit nach oben tragen zu lassen, wo erneut nach Beute Ausschau gehalten wird. Fälschlicherweise werden Falken gut und gerne als Greifvögel bezeichnet.

Ihre engeren Verwandten sind jedoch anders als man vermuten würde, tatsächlich Papageien und Sperlingsvögel. Zu echten Greifvögeln gehören beispielsweise Adler, Geier und Bussarde. Wie der Begriff vermuten lässt, ist besonders die Tötungsmethode ausschlaggebend. Falken töten ihre Beute gezielt durch Bisse in den Nacken. Greifvögel nutzen zum Erlegen vorwiegend ihre großen, kräftigen Krallen.

Der Wanderfalke

Lateinisch: Falco peregrinus

Familie: Falkenartige (Falconidae)

Größe: 36–48cm Gewicht: 550–1.300g

Verbreitung: West- und Mitteleuropa bis zur westlichen Schwarzmeerküste, Südeuropa, Westen Kleinasiens und Nordafrika

Nahrung: vorwiegend Vögel

Lebensraum: Steilküsten, Gebirge, Waldgebiete bis ins Flachland

Zugverhalten: ganzjährig anzutreffen

Brutzeit: März – April Status: gefährdet

Der Wanderfalke in Österreich

Wer einen Wanderfalken in Österreich beobachten möchte, sollte sich am ehesten in den Alpenraum begeben. Besonders häufig sind sie in den Nordalpen anzutreffen. Wer es weniger steil und bergig bevorzugt, kann auch in niedrigeren Lagen Glück haben. Wanderfalken wurden bereits in Felswänden entlang der Donau gesichtet. Wanderfalken sind anders als ihr Name vermuten lässt ganzjährig bei uns anzutreffen.

Besonders in der kalten Jahreszeit wird oftmals sogar im Flachland Ostösterreichs gejagt. Leider fallen auch Wanderfalken immer wieder illegaler Jagd zum Opfer. Wer einen verletzten oder gar toten Vogel findet, sollte dies unbedingt melden.

Tierportrait von Jakob Kuhn


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