Kräuter mit Doppelnutzen
Am Wegesrand gefunden:
Frische Kräuter bringen einen wunderbaren Duft in die Küche. Vor dem Winter sollten wir für Vorrat sorgen, Kräuter sammeln, trocknen oder einfrieren.
Wenn man von einem Spaziergang etwas nicht Alltägliches mitbringt, ist die Freude groß. Abseits von befahrenen Straßen gefunden, kann man sich nicht nur über Feldblumen, sondern vor allem über Kräuter freuen. Meist weiß man noch aus Kindheitstagen, wie die Wildkräuter aussehen und heißen. Zum Nachdenken kann man ein Blatt abreißen, zerdrücken und daran riechen. Noch wichtiger ist in diesem Moment die Frage, ob die Grünfläche unter Naturschutz steht und wem sie gehört. Das Sammeln von Wildpflanzen ist in privaten Anlagen, auf Nutzflächen und Parkplätzen sowie in Arten- und Naturschutzzonen nicht erlaubt. Das Pflücken in Wäldern ist laut Forstgesetz erlaubt, solange es eine Hinweistafel nicht ausdrücklich untersagt. Beim „Ernten“ muss man daran denken, dass man nie alle Wildkräuter an einem Ort abschneiden oder abreißen darf, um die Biodiversität und die Klima-Resilienz zu erhalten. Findet man Kräuter außerhalb des Gartens, sollte man beim Pflücken darauf achten, dass sie nicht auf landwirtschaftlich gedüngtem Grünland stehen.
Zu Hause angekommen sollte man die mitgebrachten Schätze sofort verlesen und dafür sorgen, dass sie rasch trocknen.
Löwenzahn
gehört zur Familie der Korbblütler und stammt ursprünglich aus den zentralasiatischen Gebirgen. Man pflückt am besten an sonnigen Tagen, wenn die in der Mitte dicht stehenden Blütenblätter ganz geöffnet sind und die Kelchblättchen ein frisches Grün zeigen. Der Gewöhnliche Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) sollte nicht mit sehr ähnlichen Pflanzen der gleichnamigen Gattung in der Familie der Korbblütler verwechselt werden, was man feststellen kann, weil bei der verwandten Pflanzenart die Blütenstandstiele nicht hohl sind.
Die Blüten werden gern als Salat und als Zutat von Presssaft und Smoothies verwendet, mit Orangen- und Zitronensaft sowie Zucker vermischt kann man wohlschmeckende Gelees daraus kochen. Aus der im Herbst geernteten Wurzel entsteht ein Tee, indem man sie klein schneidet, zwei Teelöffel voll in 250 ml Wasser aufkocht und zehn Minuten ziehen lässt. Aus einigen Wurzeln, begossen mit Apfelessig, entsteht innerhalb von zwei Wochen ein Spezialessig, der Salaten einen neuen Geschmack gibt. Löwenzahnhonig ist ein süßer Aufstrich, der aus 200 g über Nacht in ein Liter Wasser eingeweichten Blüten, einem Kilo Kristallzucker sowie dem Saft einer Zitrone durch längeres Kochen entsteht.
Kamille
Die Echte Kamille gehört ebenfalls zur Familie der Korbblütler, ursprünglich in Süd- und Osteuropa heimisch, inzwischen in ganz Europa zu finden. Sie hat den Status einer Heilpflanze für Magen- und Darmbeschwerden sowie bei Entzündungen.
Die Echte Kamille hat einen deutlich aufgewölbten Blütenboden, der innen hohl ist, wächst bis zu einem halben Meter hoch und gibt beim Zerreiben von Pflanzenteilen ihren charakteristischen Geruch frei.
Bei der Ernte an einem sonnigen Tag um die Mittagszeit sollten die vielen gelben Röhrenblüten auch geöffnet sein. Während man sie möglichst wenig berührt, schneidet man die Blüten kurz unterhalb des Blütenstandes ab. Damit die Inhaltsstoffe bestmöglich erhalten bleiben muss man sie sofort nach der Ernte in einem dunklen, trockenen Raum bei Temperaturen zwischen 21 und maximal 27 Grad auf Papier auflegen. Sind sie nach zwei bis drei Wochen trocken, gibt man sie in ein luftdicht verschließbares Gefäß, wo sie bis zu einem Jahr wirksam bleiben. Man könnte sie im Backrohr bei 30 Grad und einen Spalt offener Tür trocknen, was jedoch einen gewissen Abbau ihrer Wirkstoffe nach sich zieht. Einfrieren ist theoretisch auch möglich, aber für eine Teezubereitung nicht optimal.
Brennnessel
In der Familie der Brennnesselgewächse kommen weltweit bis zu 70 Arten vor. Als Lebensmittel und Heilmittel kommt die Große Brennnessel in Frage. Die Brennnessel wird aufgrund ihres hohen Gehalts an Flavonoiden, Mineralstoffen, Vitamin A und C, Eisen und wegen ihres hohen Eiweißgehalts geschätzt. Das ganze Jahr über werden die jungen Blätter und grünen Pflanzenteile für Gemüsegerichte verwendet. Damit man nicht von den Brennhaaren der Pflanze verletzt wird, erntet man die Stängel am besten mit Handschuhen. Man bindet sie zu nicht zu großen Bündeln zusammen, schüttelt sie kräftig ab und hängt sie kopfüber in einem trockenen, gut belüfteten, dunklen Raum auf. Wenn nach ungefähr zwei Wochen die Blätter beim Zerreiben rascheln, sind sie trocken und man hebt sie am besten in Papiersäcken auf. Will man die Samen, reibt man sie mit der Hand aus den Samenständen und verwendet sie zur Ergänzung von Müslis, Smoothies oder als Butterbrot-Belag.
Hirtentäschel
Diese unauffällige Pflanze ist weit verbreitet und wird schon seit dem Altertum als vorwiegend blutstillendes Hausmittel verwendet. Neben anderen Namen wie Herzkraut oder Bauernsenf, trägt sie bei uns den Namen Hirtentäschel, weil früher die Hirten eine Tasche mit sich trugen, die den kleinen Früchten am Stiel ähnlich sah. Das ganze Jahr über findet man das zarte Hirtentäschel mit seiner bodennahen Blattrosette und dem langen Stängel, auf dem nur oben winzige weiße Einzelblüten stehen. Alle Teile der Pflanze sind essbar und werden getrocknet als Tee, roh im Salat, wobei die herzförmigen Früchte ein feines Nussaroma haben, sowie gegart in Gemüsegerichten genossen. Die reifen Samen kann man wie Pfeffer verwenden und wenn man die im Frühjahr vor der Blüte geerntete Wurzel trocknet und reibt, erhält man ein Gewürzpulver, das geschmacklich an Ingwer erinnert.
Kräutergarten von Brigitte Mramor