Heimische Salbei-Arten

Heimische Salbei-Arten überzeugen durch ihre bunte Vielfalt.

Ob gelb, weiß oder blauviolett, die verschiedenen Salbei-Arten sind ein schöner Blickfang im Garten oder an ihrem Naturstandort!

Die sehr artenreiche Pflanzengattung (Salvia) umfasst ca. 900 Arten, ist weltweit verbreitet und gehört zu den Lippenblütlern (Lamiaceae). Die Salbei-Arten weisen die für die Lippenblütler typischen Merkmale vor: Neben den charakteristischen Lippenblüten besitzen sie einen vierkantigen Stängel und gegenständige Blätter, die wohlriechende ätherische Öle enthalten. Der für die Pflanzengattung namensgebende Garten- Salbei (Salvia officinalis) ist nicht nur eine wertvolle Heilpflanze (lat. salvus „gesund“, lat. officinalis „als Arznei verwendet“), sondern auch ein beliebtes Gewürz vor allem in der italienischen Küche. Die in den weiß filzig-behaarten Blättern enthaltenen ätherischen Öle wie Thujon, Campher und Cineol verleihen dem Salbei seinen typischen Geschmack und Geruch, aber auch seine desinfizierende und heilende Wirkung. Die mediterran verbreitete Pflanze ist auch in unseren Gärten eine beliebte Anlaufstelle für futtersuchende Insekten.

Wiesen-Salbei

Wer kennt ihn nicht, den Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), der schon von weitem mit seinen leuchtend blauvioletten Lippenblüten aus den saftig grünen Wiesen im Mai und Juni hervorblitzt. Er ist wohl der Bekannteste von den sechs heimischen Salbei-Arten Österreichs. Gemeinsam mit Margerite, Kartäuser-Nelke & Co. trifft man ihn vor allem in Magerrasen und trocken-warmen Fettwiesen, aber auch an sonnigen Böschungen und Wegrändern an.

Leider wird der Anblick des „Wülden Salver“ immer seltener. Die Hauptursache seines Verschwindens ist die Intensivierung der Magerwiesen, zu frühe und häufige Mahd, sowie die Silage-Gewinnung. Da er jedoch eine wichtige Futterpflanze für Tagfalter und Wildbienen-Arten ist, verlieren diese Tiere durch seinen Verlust eine ihrer Nahrungsquellen. So werden in einer zunehmend ausgeräumten Landschaft naturnahe gepflegte private und öffentliche Grünflächen als Rückzugsräume immer wichtiger.

Im eigenen Gartenparadies fühlt sich der Wiesen-Salbei in einer Naturwiese, im Wilden Eck oder in einem Wildstaudenbeet wohl. In Letzterem sind die Zypressen-Wolfmilch und die Wiesen-Witwenblume hübsche Nachbarn. Für die lichtliebende Pflanze sollte sich der sonnige Standort auf einem nährstoffarmen Boden befinden, denn mit seiner tiefreichenden Pfahlwurzel kann der Wiesen-Salbei Nährstoffe und Wasser gut aus tieferen Bodenschichten aufnehmen. So ist er gut gegen Trockenphasen gewappnet. Zusätzlich schützen seine Behaarung und die dicke Wachsschicht an seinen runzeligen, herzförmigen Blättern vor übermäßiger Verdunstung.

Der „Kåtznschwaf“ ist sehr beliebt bei Wildbienen, wobei er durch seinen besonderen Bestäubungsmechanismus nur von Hummeln und größeren Wildbienen wie der Schwarzen Mörtelbiene (Megachile parietina), der Vierfleck-Pelzbiene (Anthophora quadrimaculata) oder der Salbei-Schmalbiene (Lasioglossum xanthopus) besammelt werden kann.

Ist eine Hummel auf der Suche nach Nektar und landet auf der zu einem Landeplatz geformten Unterlippe der Blüte, steckt sie sofort ihren langen Rüssel hinein. Dabei versperrt die hebelförmige Basis des Staubfadens den Blüteneingang. Ist das Insekt jedoch groß genug, kann es seinen Rüssel durch ein Loch im Hebel stecken. Dies aktiviert den Bestäubungsmechanismus, die Staubfäden klappen nach unten und der Hummelrücken wird mit Pollen bepudert. Besucht das Insekt anschließend eine bestäubungsbereite Blüte, bei der die pollenaufnahmefähige Narbe nach unten gebogen ist, berührt der Insektenrücken die Narbe und überträgt so den Pollen.

Trotz der Anpassung an Wildbienen, erhalten aber auch langrüsselige Tagfalter wie Schwalbenschwanz oder Bläulings- und Scheckenfalter-Arten Zugang zu dem tief in der Blüte versteckten Nektar.

Kleb-Salbei

Bei den großen gelben Blüten des Kleb-Salbeis (Salvia glutinosa) ist der raffinierte Bestäubungsmechanismus sehr gut beobachtbar. Wer experimentierfreudig ist, nimmt einen stärkeren Grashalm oder einen Bleistift zur Hand und versucht den Hebelmechanismus wie eine Wildbiene auszulösen. Dabei werden Sie feststellen, dass der Kleb-Salbei seinem Namen alle Ehre macht! Er ist auf all seinen grünen Pflanzenteilen klebrig, sogar auf den Blütenkelchen. Seine mit dem freien Auge gut ersichtlichen Drüsenhaare, scheiden eine klebrige Absonderung aus, an der kleine Insekten kleben bleiben. Wahrscheinlich stellt dies eine äußerst effektive Schutzfunktion dar, um nicht bestäubende Insekten von den Blüten fernzuhalten. Früher wurde diese Eigenschaft genutzt, um lästige Flöhe aufzusammeln. Kein Wunder, dass er im Volksmund „Flohkraut“ oder „Harzich“ genannt wird.

Diese prächtige bis zu 80 Zentimeter hohe Waldpflanze bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Standorte und kommt gut mit Schatten klar. Ist der Wuchsort doch einmal zu sonnig und trocken, trotzen vor allem ältere Exemplare mit ihren tiefreichenden Pfahlwurzeln Trockenphasen.

Steppen-Salbei

Der aufrecht und kompakt wachsende Steppen- Salbei (Salvia nemorosa) ist mit seinen blauvioletten Blüten und den purpurn umgebenden Hochblättern ein echter Blickfang. Die Pflanze wächst im Pannonikum gerne in Halbtrockenrasen, an Wegen und Böschungen, oder ist ein hübscher Straßenbegleiter, der mit seinen Blütenständen das Bankett aufwertet. Diese robuste Pflanze ist ein Muss für den zukunftsfähigen Garten, sowie für öffentliche Grünflächen und Straßenbegleitgrün. Eine besonders hübsche insektenfreundliche Blütenpracht entsteht, wenn Sie den Steppen-Salbei gemeinsam mit Ochsenaugen, Schafgarben oder Malven in einem Staudenbeet pflanzen. Nach der Blüte im Juli regt ein kräftiger Rückschnitt den Salbei zu einer Zweitblüte im September an. Auch die hungrigen Insekten werden es Ihnen danken, wenn sie noch im Spätsommer heimische Pflanzen als Nahrungsquelle vorfinden.

Quirl-Salbei, Ungarn-Salbei, Österreich-Salbei

Der dritte violett blühende Salbei der heimischen Flora ist der Quirl-Salbei (Salvia verticillata), der mit seinen quirlförmig angeordneten blasslila Blüten überzeugt. Dieser „Wüde Salfa“ fühlt sich auf trockenen, mageren Standorten wohl. Auch die zwei weiteren in Österreich vorkommenden Salbei- Arten lieben das pannonische Klima: Der Ungarn-Salbei (Salvia aethiopis) und der Österreich-Salbei (Salvia austriaca) zeichnen sich durch hübsche weiße Blüten aus. Leider sind beide Arten stark gefährdet. Die pflegeleichten robusten Salbei-Arten sind eine Bereicherung für jeden Garten, egal ob groß oder klein!

 

von Katharina Sandler MSc, Bio Forschung Austria

 

Der Artikel ist im Rahmen des Interreg Projektes SYM:BIO ATCZ234, welches durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung kofinanziert ist, entstanden.
Weitere Informationen zum Projekt: www.bioforschung.at/projects/symbio-at-cz/


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