Der Grünspecht

Prächtig wie ein Papagei!

Wenig andere heimische Vertreter der Vogelwelt tragen ein derart hübsches Federkleid! Beim Anblick eines Grünspechtes könnte man doch glatt glauben, dass es sich um einen entflohenen Papagei handelt. Nicht nur sein Gefieder hebt ihn jedoch von seinen Artgenossen ab, sondern auch sein Verhalten.

Auch wenn Vögel wie Stiglitz oder Buntspecht ebenfalls außerordentlich eindrucksvoll gefärbt sind, so bleibt der Grünspecht mit seiner deutlichen Grünfärbung dennoch etwas ganz Besonderes. In Kombination mit seiner Körpergröße wird der Grünspecht so zu einem beeindruckenden Gast im eigenen Garten. Hinzu kommt noch, dass er sich im Vergleich zu seinem Artgenossen, dem Buntspecht, deutlich seltener sehen lässt und daher ein Besuch als umso besonderer wahrgenommen wird.

So sieht er aus, der Grünspecht

Mit seiner beachtlichen Körpergröße von 30 bis 36 Zentimetern macht der Grünspecht sogar Eichelhäher und Elster Konkurrenz. Ebenso auffällig wie seine Größe selbst ist sein Gefieder. Sowohl Rücken als auch Schwanz sind leuchtend grün gefärbt. Beim Bürzel mischt sich noch ein Gelbstich hinzu. Auf den Flügelrändern weisen seine Federn eine schwarz-weiße Musterung auf, die bei ausgebreiteten Flügeln besonders gut zur Geltung kommt. Seine Flügelspannweite von 45 bis 51 Zentimetern ist aufgrund des schnellen Flugs oftmals gar nicht richtig zu erfassen jedoch dennoch beachtlich. Neben seinem leuchtend rot gefärbten Scheitel ziert den Kopf des Grünspechts eine so genannte Gesichtsmaske. Der schwarze Streifen zieht sich vom Schnabel bis über die Augen und ist Grund weshalb man Grünspechten auch den Spitznamen des „Fliegenden Zorro“ verliehen hat. Männchen und Weibchen kann man anhand ihres Bartstreifs erkennen. Männchen haben einen roten und Weibchen einen schwarzen.

Lebensraum & Lebensweise

Während zum Lebensraum der Grünspechte einst eher offene Laub- und Mischwälder angehörten, trifft man sie heutzutage schon weit verbreiteter an. Parks, Obstwiesen, Friedhöfe aber auch Gärten zählen mittlerweile zu seinem Revier. Wichtig dabei sind dem Grünspecht eine ausgewogene Kombination zwischen freien, kurzrasigen Wiesenflächen und alten, hohen Bäumen. Vor allem in alten dicken Bäumen beziehen Grünspechte Höhlen, um unter anderem ihre Brut aufzuziehen.

Die Brut der Grünspechte beginnt zwischen April und Mai. Weibliche Grünspechte legen bis zu acht weiße Eier in eine Nisthöhle die mit einer dünnen Schicht aus Sägespänen ausgelegt ist. Wie bei anderen Spechten auch, wird auf anderweitiges Nistmaterial verzichtet. Männchen und Weibchen teilen sich die Arbeit und unterstützen sich gegenseitig bei der Nestpflege. Kommt es zu Brutausfällen wird sie ein bis zweimal wiederholt. Vom Schlüpfen bis zum ersten Ausflug vergehen in Summe etwa 40 Tage. Doch auch nach dem ersten Ausfliegen ist es noch nicht vorbei mit der elterlichen Fürsorge. Auch noch einige weitere Wochen werden die Jungvögel von den Eltern begleitet und mit auf Nahrungssuche genommen.

Was seine Nahrung angeht, ist der Grünspecht wahrlich ein Spezialist. Unter allen anderen Spechtarten ist er am meisten auf das Fressen von Ameisen spezialisiert. Aktiv ist er dabei zwischen den frühen Morgenstunden und der Abenddämmerung. Besonders hierbei ist auch, dass er seinem Revier äußerst treu bleibt und täglich gleiche Routen und Plätze abfliegt, um Nahrung zu finden. Während andere Spechtarten ihre Nahrung vorzugsweise auf Bäumen suchen, ist er gezielt auf lockeren Böden auf der Jagd. Was ihm besonders dabei hilft ist eine Besonderheit des Grünspechts. Unter allen europäischen Spechten hat er nämlich die längste Zunge. Seine bis zu zehn Zentimeter lange Zunge setzt er gekonnt ein, um gezielt Ameisen aus Ritzen oder Löchern zu erwischen. Geschickt setzt er zusätzlich dabei seinen Spitzen langen Schnabel wie einen Meißel ein und kann so unter anderem Löcher in Ameisennester schlagen. Je nach Angebot fressen Grünspechte jedoch auch zu einem verhältnismäßig geringen Teil andere Insekten, Würmer, Schnecken oder Beeren. Im Winter bedeutet die Nahrungssuche aufgrund gefrorener Böden mehr Aufwand für den Grünspecht, weshalb er oft auf Waldameisen ausweicht, da deren Hügel leichter zu durchwühlen sind. Besonders in der kalten Jahreszeit kommt auch die enorme Intelligenz der Vögel zu Vorschein. Grünspechte sind in der Lage sich Ameisenhügel punktgenau unter der Schneedecke zu merken und graben sogar Tunnel durch den Schnee, um diese zu erreichen. Äußerst harte Winter können so aber durchaus zum Problem werden. Da der Grünspecht im Gegensatz zum Buntspecht schlechter an das Bearbeiten von Holz angepasst ist, sucht er nur selten in morschen Bäumen nach Nahrung. Im Winter sucht er daher oft in Ritzen und Spalten von Mauern nach Insekten und Spinnen. Dies erspart ihm viel Energie, die bei der Suche nach tief im gefrorenen Boden sitzenden Ameisen aufgewendet werden müsste.

So kann der Grünspecht unterstützt werden

Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen kurzgehaltenen Rasenflächen und hohen Baumbeständen ist für den Grünspecht der ideale Lebensraum. Bei der Baumartwahl mag der Grünspecht besonders gerne Weiden, Pappeln und Obstbäume. Speziell Pappeln werden aufgrund der Verkehrssicherheit oft aus den Städten entfernt, da diese bei Sturm leichter brechen als andere Baumarten. Oft wäre jedoch ein präventiver Rückschnitt ausreichend, um diese zu erhalten.

Wie unzählige andere Vogel- und Insektenarten profitiert auch der Grünspecht von Totholz im Garten. Es lässt sich sowohl für den Nestbau als auch bei der Nahrungssuche leichter bearbeiten und bietet außerdem oft für spezielle Ameisenarten ein Zuhause die wiederrum eine wesentliche Nahrungsgrundlage für den Grünspecht darstellen. Da Grünspechte allerdings überwiegend im Boden nach Ameisen suchen sollte weiters unbedingt darauf verzichtet werden, kleine Ameisenhügel auf der Rasenfläche zu entfernen. Es ist verständlich, dass man nicht Barfuß auf einen Ameisenhügel treten möchte, da dies zu kleinen unangenehmen Bissen führen kann. Es sollte dennoch versucht werden auf ein vernünftiges Gleichgewicht zu achten damit alle Seiten davon profitieren können.

Der Grünspecht

Lateinisch: Picus viridis
Familie: Spechte (Picidae)
Größe: 30 – 26 cm
Gewicht: ca. 180 g
Verbreitung: fast ganz Europa
Nahrung: insbesondere Ameisen, Insekten, Würmer, Spinnen, Beeren
Lebensraum: Parks, Gärten, Wiesen, Wälder
Zugverhalten: Standvogel
Brutzeit: April – Mai
Status: nicht gefährdet

Vogelportrait von Jakob Kuhn


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