Der Hausrotschwanz

Weit verbreitet von hoch in den Bergen bis tief in der Stadt!

Auch wenn es der Name nicht vermuten lässt, so kommt der Hausrotschwanz tatsächlich aus dem Gebirge. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit hat er nach und nach den urbanen Raum für sich entdeckt und bis heute nicht mehr verlassen.

So sieht er aus, der Hausrotschwanz

Der durchaus schlanke Vogel erreicht etwa eine Größe von 13 bis 15 Zentimetern. Während weibliche Exemplare und männliche Jungvögel ein eher graubraunes Gefieder aufweisen, sind die erwachsenen Männchen grauschwarz gefärbt. Weiters ziert die Flügel der männlichen Hausrotschwänze ein weißes Flügelfeld. Beide Geschlechter weisen den markanten rostbraunen, orangeroten Schwanz auf, der zum restlichen Gefieder einen eindrucksvollen Kontrast herstellt. Bei der Bestimmung eines Hausrotschwanzes sollte man trotz deutlicher Merkmale nicht allzu voreilig agieren. Es besteht durchaus Verwechslungsgefahr mit seinem selteneren Artgenossen, dem Gartenrotschwanz. Dieser ist jedoch auch auf der Brust rötlich und auf seiner Stirn leuchtend weiß gefärbt. Bei genauerem Hinsehen sollte also auch für Hobbyornithologen die Unterscheidung der Beiden gelingen.

Lebensraum & Lebensweise

Auch wenn der Hausrotschwanz mittlerweile fester Bestandteil der heimischen Gartenund Stadtvögel ist, liegt seine ursprüngliche Heimat doch fernab der menschlichen Zivilisation. Kaum vorstellbar und dennoch stammt der Hausrotschwanz aus felsigen Gebirgsregionen. Der eher scheu erscheinende Vogel wurde erst vor nicht allzu langer Zeit zum so genannten Kulturfolger und somit Begleiter des Menschen. Mitte des 19. Jahrhunderts zog es den Vogel erstmals in die Stadt. Dort erkannten sie schnell, dass vor allem Nischen, Ritzen oder etwa Spalten in Hauswänden ihrem eigentlich felsigen Zuhause ähneln und somit ausgezeichnet zum Leben und Brüten geeignet sind. Wie es zu dem Vordringen in die Städte kam oder was genau die Hausrotschwänze dazu trieb, in den neuen unbekannten Lebensraum vorzustoßen, wird wie folgt erklärt. Hausrotschwänze sind Mittel- bis Langstreckenzieher. Das bedeutet, sie verlassen unsere Heimat in der kalten Jahreszeit und kommen erst wieder zurück, wenn die Temperaturen steigen. Besonders jüngere Tiere haben eine Tendenz dazu, beim Heimflug weiter in das Herkunftsgebiet vorzustoßen als vor dem Verlassen des Gebiets. Dieses Verhalten führt dazu, dass immer wieder völlig neue Gebiete ergründet werden.

Von März bis etwa November bleiben die Hausrotschwänze bei uns und starten etwa im Mai mit ihrer Brutzeit. Diese dauert meist nur bis Juni. In diesem doch eher kurzen Zeitraum schaffen Vogelpaare meist ein bis zwei Bruten. Bei der Wahl des Brutstandorts sind Hausrotschwänze nicht besonders wählerisch und auch weniger empfindlich gegenüber Störungen als andere Arten. Im äußersten Notfall wurden Nester sogar bereits versetzt, wenn sie beispielsweise auf Baustellen entdeckt wurden. Dies sollte jedoch stets die absolute Ausnahme sein, da immer ein Restrisiko bleibt, dass die Elterntiere nach einer Umsiedelung die Jungtiere nicht mehr akzeptieren. Ist eine Verlegung des Nestes nicht vermeidbar, sollte diese im Idealfall nur unter Absprache mit Expert:innen geschehen. Am liebsten und eigentlich ausschließlich brüten sie in Nischen oder Spalten. Im Gegensatz zu vielen anderen Arten würde ein Hausrotschwanz niemals sein Nest in einem Baum bauen oder beziehen. Dies gilt sowohl für ihren alpinen Lebensraum als auch den städtischen. Bäume entsprechen schlicht und einfach nicht ihrem angeborenen Brutplatzschema.

Bei der Nahrungssuche ist der Hausrotschwanz auf die Jagd von Insekten und Spinnen spezialisiert. Gelegentlich stehen jedoch auch Beeren auf dem Speiseplan. Für die Suche nach Nahrung ist der Vogel auf offene Flächen angewiesen. Im städtischen Gebiet zählen dazu etwa Baustellen, Sandflächen oder sogar Industrieanlagen. Dabei ist wichtig, dass die Vegetation nicht zu hoch und dicht, sondern eher locker und niedrig ist. Von einer Ansitzwarte aus beobachtet der Hausrotschwanz geduldig seine Umgebung und wartet auf die geeignete Beute. Wird potenzielle Nahrung erspäht, stürzt er sich blitzschnell herab von seiner Warte. Hausrotschwänze sind äußerst flinke, wendige und talentierte Flugjäger. Gelegentlich kommt es jedoch auch vor, dass auf dem Boden hüpfend nach Nahrung gesucht wird.

Für den Hausrotschwanz außerdem typische Verhaltensweisen sind das Schwanzzittern und Knicksen. Das Zittern mit dem leuchtend roten Schwanz und sein tänzerisches Knicksen sind ebenfalls Merkmale anhand welcher man einen Hausrotschwanz erkennen kann. Ebenso auffällig ist der unverwechselbar laute Gesang, der sich aus einer Vielzahl an Lauten zusammensetzt. Dieser wird meist bereits über eine Stunde vor Aufgang der Sonne verkündet.

Hausrotschwanz einladende Maßnahmen im eigenen Garten

Ein wesentlicher Ansatz wie man Vögel im Garten unterstützen kann ist immer über das richtige Nahrungsangebot. Da Hausrotschwänze am ehesten Insekten jagen, sollte man darauf achten, dass sich diese auch im eigenen Garten wohlfühlen. Liegen gelassenes Totholz oder so genannte wilde Ecken sind hier mit Sicherheit eine gute Möglichkeit für reichlich Insektenangebot zu sorgen. Man sollte bedenken, dass Hausrotschwänze freie Flächen mit nur wenig lockerer Vegetation benötigen. Es wäre wichtig, auf eine ausgewogene Mischung von freien Flächen und etwa Blumenwiesen zu achten. Wird der Bewuchs zu dicht und überschattet den gesamten Garten, so fühlt sich auch der Hausrotschwanz nicht mehr wohl. Es erschwert ihm die Jagd nach Insekten ungemein, die er ja hauptsächlich im Flug fängt. Das ist mitunter ein Grund, weshalb besonders in neu angelegten Gärten, in denen die Vegetation erst richtig anwachsen muss, Hausrotschwänze häufiger gesehen werden.

Auch die Anbringung eines Nistkastens kann natürlich für die Art eine Unterstützung darstellen. Dabei ist wichtig, dass die Bauart natürlich zum Hausrotschwanz passen sollte. Diese bevorzugen zum Beispiel etwas größere Einfluglöcher, da sie sonst Spalten und Nischen gewohnt sind die etwas hellere Bruthöhlen bilden. Die Frage nach dem richtigen Nahrungsangebot im Futterhaus stellt man sich beim Hausrotschwanz natürlich vergebens, da er in den kalten Monaten nicht bei uns im Lande ist.

Hausrotschwanz

Lateinisch: Phoenicurus ochruros

Familie: Fliegenschnäpper (Muscicapidae) Größe: 13-15 cm

Gewicht: 16 g

Verbreitung: fast ganz Europa, Nordafrika, Mittelmeerraum

Nahrung: Insekten, Spinnen, Beeren

Lebensraum: Parks, Gärten, Industrieflächen, Tiefland bis Hochgebirge

Zugverhalten: Mittel-, Langstreckenzieher

Brutzeit: Mai – Juni

Status: nicht gefährdet (Trend: stabil)

von Jakob Kuhn


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