Schafgarbe – ein prächtiges Blütenmeer in Weiß

Die vielseitige Wildstaude ist nicht nur ein hübscher Anblick im Staudenbeet und der Wiese, sondern auch eine bewährte Heilpflanze sowie ein beliebtes Anflugsziel für nahrungssuchende Insekten.

 

Die Eigentliche Echt-Schafgarbe (Achillea millefolium) ist ein absoluter Liebling gemütlicher Gärtner. Sie ist eine anspruchslose, robuste Pflanze und überzeugt mit ihrer langen Blütenpracht von Mai bis Oktober. Ihre weißen, in der Sonne leuchtenden Blütenschirme sind ein wohlbekannter Anblick in europäischen Wiesen, an Wegrändern und Böschungen.

Von der Ferne ist ihr Blütenstand mit dem der Doldenblütler zum Verwechseln ähnlich. Doch bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die Infloreszenz aus ganz vielen kleinen Blütenkörben mit verschiedengestaltigen Einzelblüten besteht. So eine Scheinblüte setzt sich aus fünf weiblichen zungenförmigen Randblüten und 15 bis 20 zwittrigen Röhrenblüten zusammen, die von Hochblättern umgeben sind. Dieser komplizierte Blütenaufbau ist für die Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae) typisch, denen die Schafgarbe angehört. Um anziehend auf Insekten zu wirken und so eine Bestäubung zu garantieren, sind die kleinen Scheinblüten zu einer auffälligeren Schirmrispe angeordnet. Wandert nun ein nahrungssuchendes Insekt über den Blütenstand, berührt es mit der Körperunterseite die Blüten und kann so den am Körper haftenden Pollen auf die Narben anderer Blüten übertragen. Als Belohnung stehen den Insekten reichlich Pollen und Nektar zur Verfügung.

Die weißen Blütenschirme sind ein super Landeplatz für Tagfalter. Über 46 verschiedene Arten wie z. B. der Kleine Fuchs, das Ochsenauge oder das Schachbrett wurden beim Nektar trinken auf den Blüten beobachtet. Kurzrüsselige Insekten wie Schwebfliegen und andere Fliegen haben ebenfalls Zugang zu dem Nektar, der am Grund der zwei Millimeter kurzen Kronröhre ausgeschieden wird. Aber auch Käfer trudeln gerne ein, um sich am nahrhaften Pollen der Schafgarben- Blüte die Bäuche voll zu schlagen.

Die Schafgarbe ist eine wichtige Pollenquelle für die verschiedensten Wildbienenarten, vor allem für diejenigen, die sich auf den Pollen der Korbblütler (Asteraceae) spezialisiert haben wie z. B. die Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus) oder die Buckel-Seidenbiene (Colletes daviesanus). Die Weibchen sammeln zur Versorgung ihrer Brut nur den Pollen von Korbblütlern und sind somit von deren Vorkommen abhängig.

Grab-, Lehm- und Wegwespen, aber auch Wespenbienen sind ebenfalls am zuckerreichen Gold interessiert. Letztere sind gefinkelte und bequeme Kuckucksbienen, welche ihrem Namen alle Ehre machen. Sie legen ihre Eier in die Nester anderer Wildbienen und überlassen diesen die Brutfürsorge. So können sie sich genüsslich auf die Eigenversorgung mit Nektar konzentrieren.

Die weiß bis rosa blühende Schafgarbe ist nicht nur bei Insekten sehr beliebt, sondern wird schon seit der Antike als Heilpflanze verwendet. Das gesammelte Kraut wurde damals zur Wundheilung verwendet. Der griechische Held Achilles, dem sie ihren wissenschaftlichen Gattungsnamen verdankt, wusste seinerzeit die wertvollen Heilkräfte der Schafgarbe erfolgreich zu nutzen. Im Mittelalter war sie neben Engelwurz und Baldrian die dritte im Bunde, die zur Behandlung der Pest verwendet wurde. In der heutigen Volksheilkunde wird das „Bauchwehkraut“ wegen seiner entzündungshemmenden, blutstillenden, entkrampfenden und adstringierenden Wirkung sehr wertgeschätzt. Als Allheilmittel findet die Schafgarbe, wie die Kamille, Anwendung bei Magen- und Darmbeschwerden oder Fieber, aber auch bei Menstruationsbeschwerden. Ihr Volksname „Augenbraue der Venus“ ehrt sie außerdem als beliebtes Frauenheilkraut.

Darüber hinaus werden die zarten jungen Blätter gerne in der Wildküche in Aufstrichen, Suppen, oder Salaten verarbeitet. Beim Zerreiben geben die langen, schmalen Laubblätter der Schafgarbe schon ihren aromatischen Duft frei. Am besten sammelt man die jungen, weichen Blätter, die noch hellgrün sind, denn die älteren Blätter schmecken bitter und herb.

 

Die doppelt gefiederten Blätter der Schafgarbe setzen sich wie eine Feder aus Einzelblättchen zusammen. Der lateinische Name „millefolium“, was „Tausendblatt“ bedeutet, bezieht sich treffend auf ihre feinuntergliederten Blätter. Die leiter- bzw. rippenähnliche Anordnung der Einzelblättchen hat ihr im Volksmund die Namen „Mausloatter“ und „Schafrippchen“ verliehen. Die Funktion dieser Reduzierung der Blattspreite ist in Kombination mit dem zähen Stängel ein sehr effektiver Verdunstungsschutz, mit dem die Pflanze gut gegen Trockenphasen gewappnet ist. Zusätzlich hilft ihr das ausgeprägte, bis zu 90 cm tief reichende Wurzelnetz ausreichend Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Somit ist die Schafgarbe ein absolutes Muss für trockenheitstolerante Gärten!

Im eigenen Gartenparadies pflanzt man die einfache Schönheit somit am besten auf sonnige magere Standorte, wo sie sich, dank ihrer guten Anpassungen, prächtig entwickeln kann. Trotz ihrer Vorliebe für sonnige Plätze verträgt sie auch Halbschatten gut. Bezüglich des Bodens ist sie eine Allrounderin – egal auf welchen Böden sie gepflanzt wird, sie kommt überall gut zurecht. Das Einzige was sie nicht mag, sind staunasse und vollschattige Standorte. Vorsicht ist geboten bei zu nährstoffreichen Böden, dort wächst sie üppig und tendiert dazu, auseinanderzufallen. Düngegaben sind deshalb auch nur in kleinen Mengen ratsam. Hat sich die Schafgarbe einmal angesiedelt, breitet sie sich sehr erfolgreich über Ausläufer aus und kann den Boden gut festigen.

Gestalterisch ist sie vielseitig einsetzbar, egal ob als Bestandteil in einer Naturwiese, neben Wegrändern, in Schotterrasen oder Staudenbeeten. Sie wertet mit ihrer Blütenpracht den Garten auf. Besonders hübsch ist die Weißblühende in Kombination mit blau-violetten Pflanzen wie Lavendel, Blauraute oder Storchschnabelarten. Wer sich ein paar Pflanzen selbst heranziehen möchte, vermehrt sie ganz einfach über ihre Ausläufer, die gerne im Gartenrasen gemeinsam mit Gänseblümchen oder Gundelrebe wachsen. Lässt man ein Rasenstück ungemäht, kann das „Tausendblatt“ auch seinen Blütenstand entwickeln.

Wem die weißen Blütenschirme zu unscheinbar sind, kann sich eine der bunten Zierformen in den Garten holen oder eine andere Schafgarbenart wie z. B. die hübsch gelb blühende Goldgarbe (Achillea filipendulina) auswählen. Diese Pflanze fühlt sich auf sonnigen Plätzen mit trockenen bis frischen Böden wohl. Für feuchte Gartenböden empfiehlt sich die bis zu 1 m hohe Bertram-Schafgarbe (Achillea ptarmica), die von Juli bis September mit ihren weißen, großen Blüten beeindruckt. Um das Blütenangebot der verschiedenen Schafgarben-Arten zu verlängern, hilft ein Rückschnitt nach der Blüte. Zahlreiche Insekten werden es Ihnen danken, vor allem im Spätsommer!

 

 

von Katharina Sandler MSc, Bio Forschung Austria

 

Der Artikel ist im Rahmen des Interreg Projektes SYM:BIO ATCZ234, welches durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung kofinanziert ist, entstanden.
Weitere Informationen zum Projekt: www.bioforschung.at/projects/symbio-at-cz/


Das könnte Sie auch interessieren