Die alten Apfelsorten
Boskoop und Kronprinz Rudolf wieder im Aufwind
Obwohl den Konsumenten ein reiches Angebot an Apfelsorten zur Verfügung steht, kommen fast jährlich neue Sorten dazu, die farblich sehr ansprechend, aber geschmacklich eher der Gruppe der süßlich schmeckenden Äpfel zuzuordnen sind, z. B. Gala, Pinova, Braeburn oder Bonita.
Alte Sorten kommen wieder
Seit einigen Jahren findet man aber auch wieder alte Sorten, deren Geschmack säuerlich bis feinsäuerlich ist. Während sie früher in jedem Obstbausortiment vertreten waren, verloren sie im Laufe der Jahrzehnte ihre Bedeutung. In erster Linie ist hier die Sorte Kronprinz Rudolf zu nennen, die dann nur mehr im Angebot der Bauernmärkte zu finden war. Heute ist diese Sorte im Apfelsortiment der Handelsketten unverzichtbar geworden. Sie sollte aber nicht die einzige bleiben, die immer häufiger in den Obstregalen der Supermärkte zu finden ist.
Die Sorte Boskoop ist aufgrund ihres säuerlichen Geschmackes und ihrer vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten für Konsumenten wieder interessant geworden.
Booskoop
Die Ausgangssorte, die mit dem vollen Namen „Schöner aus Boskoop“ heißt, wurde in der Holländischen Stadt Boskoop im Jahre 1856 entdeckt. Sie konnte sich aber aufgrund des nicht gerade attraktiven Aussehens als Tafelapfel nicht durchsetzen. Vor allem wegen seiner stärkeren Berostung und einer nur leicht orange-roten Färbung der Fruchtschale erfolgte die Verarbeitung hauptsächlich als Wirtschaftsapfel. Boskoop wurde auch oft mit der Kanada Renette verwechselt.
Aus einer Knospenmutation entwickelte sich dann viele Jahre später ein rot gefärbter Typ, der als Roter Boskoop auf den Markt kam. Vor allem war er auch weniger berostet, wodurch das Aussehen attraktiver wurde. Von Deutschland ausgehend, erfolgte 1939 die Verbreitung unter dem Namen „Roter Boskoop Typ Schmitz – Hübsch“.
Heute gibt es bereits mehrere rote Mutanten, die aus verschiedenen Anbaugebieten stammen. Aufgrund der viel zu geringen Angebotsmenge werden heute oft höhere Preise für diese Sorte erzielt, als mit den gängigen Marktsorten.
Die Pflückreife ist gegen Ende September, bei schwächerem Behang und dadurch größeren Früchten schon eine Woche früher. Bei optimalen Lagermöglichkeiten ist er bis ins neue Jahr hinein lagerfähig. Die Form der Früchte ist sehr mannigfaltig, von flach über kugelig bis hoch gebaut.
Das Fruchtfleisch ist bei Vollreife saftig, erfrischend säuerlich und mittelfest. Im Naturlager ist der Boskoop bis Anfang Jänner lagerfähig. Die Lagerräume müssten aber über eine höhere Luftfeuchtigkeit verfügen, da die rauere Schale leicht schrumpft.
Boskoop ist ein schlechter Pollenspender, kann also andere Apfelsorten nicht befruchten. Es eignen sich aber fast alle Sorten für die Befruchtung mit Ausnahme von Elstar und Golden Delicious. Das kleine Kerngehäuse enthält wenige, meistens kümmerliche Samen wie bei allen triploiden Sorten. Als stark wüchsige Sorte sollte er unbedingt auf schwächer wüchsigen Unterlagen veredelt werden, damit die Erträge früher einsetzen, die dann mittel bis sehr gut sind. Boskoop neigt aber zur Alternanz (einem ertragreichen Jahr folgt oft ein ertragsloses), die auf schwächeren Unterlagen nicht so ausgeprägt ist wie auf Sämlingen.
Fröste zur Zeit der Blüte können an den Blühorganen Schäden verursachen, die an den Früchten zu unerwünschten, ringförmigen Berostungen führen können. Die Blüten haben eine ungewöhnlich große Blumenkrone und die Blätter sind auffallend groß und breit.
Boskoop bringt die besten Ertrags- und Qualitätsleistungen im ausgeglichenen Klima. Ist der Winter lang und sehr kalt, kann es zu Holz- und Blütenschäden kommen.
Die Böden sollten humusreich, ausreichend feucht, aber durchlässig sein und windexponierte Lagen sind zu meiden.
Dank der rauen Schale ist die Sorte Boskoop gegenüber Krankheiten nur wenig anfällig. Etwas Schorf kann in Jahren mit reichlichem Niederschlag auftreten. Mit Kupfer sollte man diese Sorte nicht spritzen. Bei schwachem Behang sind übergroße Früchte manchmal auch stippig (braune, verkorkte Stellen unterhalb der Fruchtschale).
Mit dem „Roten Boskoop“ hat eine ältere Sorte wieder zurück in die Obstregale gefunden. Aufgrund des hohen Vitamin-C-Gehaltes und des erfrischend säuerlichen Geschmacks wird sie von den Konsumenten gesucht und gerne gekauft.
Kronprinz Rudolf
Die Sorte Kronprinz Rudolf, die um 1860 in der Steiermark entdeckt und bei der Weltausstellung in Wien 1873 präsentiert wurde, war über Jahrzehnte hinweg eine der wichtigsten in Österreich. Sie durfte in keinem Apfelsortiment fehlen. Jeder Obstbauer wollte diese Sorte anbieten.
Mit Beginn der maschinellen Sortierung, die nicht gerade fruchtschonend war, geriet diese Sorte aufgrund ihrer druckempfindlichen Schale etwas in Vergessenheit. Die Sortieranlagen, die heute zur Verfügung stehen, haben einen hohen technischen Standard. Mit ihnen kann man in einem schonenden Arbeitsgang eine Größen-, Gewichtsund Farbsortierung vornehmen. Dadurch haben generell wieder druckempfindliche Sorten an Interesse gewonnen.
Das gilt speziell auch für die Sorte Kronprinz Rudolf, die heute schwerpunktmäßig vor allem in der Steiermark angebaut wird, weil in den steirischen Apfelanbaugebieten offensichtlich die besten klimatischen Bedingungen gegeben sind.
Die Früchte sind mittelgroß, flachrundlich und mit einer feinen Rippung um den Kelch. Der holzige Stiel sitzt in einer engen, hellbraun berosteten Einsenkung.
Die Schale ist glatt und glänzend, dünn und grünlich, zur Zeit der Vollreife hellgelb und dann etwas fettig. Sonnseitig ist sie von hellrot bis leuchtend rot gefärbt.
Das Fruchtfleisch ist weiß, feinzellig und besonders zart, saftig und erfrischend säuerlich und aromatisch, manchmal auch weinsäuerlich.
Anfang Oktober ist die Sorte pflückreif und im Naturlager bis Dezember gut lagerfähig. Da die Schale dünn ist, muss bei der Ernte sorgfältig gepflückt werden, um Verletzungen zu vermeiden.
Die Fruchtbarkeit setzt bald ein. Durch frühzeitiges Ausdünnen ist nicht nur die Fruchtgröße und die Qualität deutlich zu verbessern, sondern auch die Alternanz kann etwas gebrochen werden.
Die Sorte blüht früh und ist ein guter Pollenspender und benötigt aber zur Fruchtbildung wie jeder Apfelbaum einen Befruchtungspartner. Die Blüten und die Triebe sind ziemlich frosthart. Um Schorfbefall zu vermeiden sind offene Lagen, die ein rasches Abtrocknen ermöglichen, zu bevorzugen. Die Böden sollten nährstoffreich und generell, wie bei allen Apfelsorten, durchlässig sein.
Problematisch ist die Baumerziehung. In der Jugend ist der Wuchs stark und bildet steil aufstrebende Äste. Deshalb muss schon in der Jugendphase durch exakte Formierund Schnittarbeiten in die Kronenerziehung eingegriffen werden, um das „Überbauen“ zu unterbinden. Regelmäßige Schnittarbeiten verhindern die Bildung verkahlter Äste. Nicht regelmäßig geschnittene Bäume führen in der Ertragsphase zu einem hängenden Wuchs. Bei den jährlichen Schnittmaßnahmen ist vordringlich altes Fruchtholz zu entfernen, damit gute Fruchtqualitäten erhalten bleiben und durch einen lockeren Kronenaufbau Pilzkrankheiten weniger Möglichkeiten geboten werden sich auszubreiten.
Kronprinz Rudolf ist eine Apfelsorte, die erfrischend säuerlich schmeckt, aber bei der Baumerziehung von der Jugend- bis zur Altersphase eine Herausforderung für jeden Kleingärtner darstellt.
von Dipl. Ing. Peter Modl