Wenn der Marillenbaum blüht, hoffen wir, dass keine Spätfröste mehr kommen.

Saisonstart im Obstgarten

Ursachen für Schäden bei Holz- und Blütenknospen sowie Holzschäden an unseren Obstgehölzen

 

Nach einem langen Winter kann man es kaum mehr erwarten, bis die Obstbäume zu blühen beginnen. Vor allem an Marillenbäumen, die in den letzten beiden Jahren schon um Mitte März in Vollblüte standen, können aber leider durch Spätfröste Schäden entstehen.

Wenn man einige Stunden nach einer frostigen Nacht die Blüten genauer betrachtet, bemerkt man, dass die Blumenkronblätter braun verfärbt sind. Ob die Blüten wirklich geschädigt wurden, ist erst nach Kontrolle der inneren Blühorgane festzustellen. Entscheidend ist hier, ob die frostempfindlichen Narben und Fruchtknoten noch intakt sind. Sind die Fruchtknoten grün geblieben, kann davon ausgegangen werden, dass unmittelbar keine Schäden entstanden sind. Leider bleibt es bei einer sehr frühen Blüte nicht bei einem einmaligen Kälteeinbruch. Wenn aber Frostnächte bis zu den „Eisheiligen“ mehrmals auftreten, werden neben den Blüten auch die kleinen Früchte geschädigt, und so kann es zu einem totalen Ernteausfall kommen.

Es sind aber nicht alle Blütenschäden auf Spätfröste zurückzuführen, wie es schon in der Vergangenheit öfters vorgekommen ist. So musste man an Marillenbäumen, die in Vollblüte standen, einige Wochen später feststellen, dass überhaupt keiner oder nur ein äußerst bescheidener Fruchtansatz gegeben war, obwohl keine Spätfrostnächte aufgetreten sind. Ursache dafür waren Witterungsbedingungen, die im vorangegangenen Sommer, mit extrem hohen Temperaturen, die Entwicklung der weiblichen Blühorgane verhinderten. Während die Staubgefäße mit den darin befindlichen Pollenkörnern gut ausgebildet waren, musste man bei den weiblichen Blühorganen feststellen, dass sie degeneriert waren. Beim Öffnen der Blüten fand man am Blütenboden nur einen kleinen, Stecknadel großen Punkt an Stelle eines grünen Fruchtknotens mit Stempel und Narbe zur Aufnahme des Pollens.

Derartige Schäden, die 40 bis 90 % der Blüten betrafen, wurden nicht nur bei den Marillen sondern auch bei einigen Kirschensorten festgestellt.

Für die Lebensdauer der Obstbäume sind die Witterungsbedingungen im Laufe eines Jahres von entscheidender Bedeutung. Extreme Hitze im Sommer, ungewöhnlich tiefe Wintertemperaturen, Trockenheit und lange Regenperioden verursachen irreparable Schäden an den Stämmen, Ästen und Zweigen.

So kann es im Spätsommer durch anhaltende Regenfälle zum Durchtreiben der in ihrem Wachstum bereits abgeschlossenen Triebe kommen. Diese reifen dann nicht mehr aus und die nicht verholzten Triebspitzen erfrieren noch im belaubten Zustand bei einem frühen Wintereinbruch. Sicherlich bekannt sind die Johannistriebe bei den Äpfeln. Hier sind, deutlich sichtbar, die Holzknospen an den Triebspitzen schlecht entwickelt und treiben im Frühjahr zögerlich oder überhaupt nicht aus.

Neben den tiefen Temperaturen und kalten Winden, die über einen längeren Zeitraum auf die Obstgehölze einwirken, werden durch trockene und schneefreie Böden die Winterfrostschäden noch zusätzlich verstärkt.

Bemerkt werden diese Schäden aber erst mit Vegetationsbeginn. Ein schlechter Austrieb, mit kleinen Blättern und eine langsame Blütenentfaltung sind Schäden, die auf die Witterungsbedingungen des vergangenen Winters zurückzuführen sind.

Im Intensivobstbau musste man die traurige Erfahrung machen, dass tiefe Wintertemperaturen vor allem an jungen Bäumen verstärkt Schäden verursachen. Die so durch Frost geschwächten Obstbäume kränkeln über Jahre dahin. Ein Austausch derart geschädigter Obstgehölze wäre eine sinnvolle Maßnahme.

Mit einer intensiven Sonneneinstrahlung ist oft im Jänner schon zu rechnen. Diese führt dann zu einer Erwärmung der Rinden an der Südseite der Obstbaumstämme. Durch die Abkühlung in der Nacht entstehen dann Frostrisse und Frostplatten. Während man Frostrisse relativ früh als Rindenrisse feststellt und durch Anlegen von Druckverbänden die Rinden mit den Holzkörpern wieder in Kontakt bringt, damit sie verwachsen, sind Frostplatten wesentlich problematischer. Sie werden oft erst ein bis zwei Jahre später entdeckt, wenn die tierischen Schädlinge bereits mit der Zerstörung der Holzkörper begonnen haben. Hier hilft dann nur mehr ein komplettes Entfernen der abgestorbenen Rindenpartien und ein Verstreichen der Stammwunden, damit sich diese wieder schließen können.

Deshalb sollte man, um eine stärkere Erwärmung der Rinden zu vermeiden, mit einer Kalkmischung, unter Zugabe von Kaseinmilch oder Tapetenkleister, damit die Haftkraft erhöht wird, die Obstbaumstämme bestreichen. Vor allem auf die Marillen, die eine kurze Vegetationsruhe benötigen, um wieder austreiben zu können, sollte schon im November die Kalkmischung aufgetragen werden, um Schäden zu vermeiden.

Erfahrungsgemäß verursachen tiefe Wintertemperaturen beim Steinobst größere Schäden als beim Kernobst. Bei Temperaturen um minus 20 °C, können Steinobstbäume (in erster Linie Pfirsiche und Nektarinen) komplett absterben. Es treibt dann nur mehr die Unterlage durch. Aber auch einige Apfelsorten sind gegenüber tiefen Wintertemperaturen sehr empfindlich. Ontario, Roter Delicious, Boskoop, Elstar, Jonagold, Braeburn oder Fuji, um einige Sorten zu nennen, sind oft von Holz- und Knospenschäden betroffen.

Bei den Birnen sind Williams Christ, Bosc‘s Flaschenbirne und Concorde zu nennen, die die Winterkälte schlecht vertragen.

Um Winterfrostschäden im Kleingarten zu verhindern sind die Möglichkeiten eher gering. Da Stickstoff das Wachstum fördert und die Holzreife verzögert, sollte dieser nur im Frühjahr bzw. bis spätestens zu Beginn des Sommers ausgebracht werden. Stark wüchsige Obstbäume schließen die Triebbildung überhaupt später ab und sollten mit Stickstoff überhaupt nicht gedüngt werden. Auch die einjährigen Triebe sind im Sommer auf keine Fälle mehr anzuschneiden, da der neue Austrieb dann nicht mehr verholzt.

Spätfrostbekämpfung, wie wir sie aus dem Intensivobstbau kennen, sind im Kleingartenbereich nicht umzusetzen. Sicherlich bekannt ist die Überkronenberegnung, bei der in Südtirol ganze Tallagen beregnet werden. Beim Gefrieren des Wassers bei Minusgraden wird Wärme freigesetzt. Die sich bildende Eisschicht stellt für die Blüten einen wirksamen Schutz dar. Neben dieser Frostabwehrmethode gibt es u. a. auch noch das Heizen mit Paraffinkerzen, das Räuchern, die Unterkronenberegnung und Windräder, die die Luft durchmischen und so zum Schutz der Blüten beitragen. Neben Ölöfen war früher auch das Verbrennen von Autoreifen erlaubt, um so die Blüten zu schützen.

Glücklicherweise treten extreme Witterungsbedingungen nicht alle Jahre in gleicher Weise, Stärke und Dauer auf, wodurch sich die Schäden auf unseren Obstgehölzen in noch vertretbaren Grenzen halten.

 

von Dipl. Ing. Peter Modl


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