Winterling

Leuchtendes Gelb treibt den Winter aus

Winterlinge kamen in meinen Garten mit einem guten Kubikmeter Erde. Purer Zufall also. Und bemerkt habe ich das im Jahr darauf, als einige spärliche Pflänzchen auftauchten und Ende Februar dann in leuchtendem Gelb erstrahlten.

Geduld ist angesagt

Es war ein zaghafter Beginn, denn nach kurzer Zeit waren die Blüten vom halbschattigen Beet verschwunden und Ende Mai war von den Pflanzen nichts mehr zu sehen. Das passiert ja öfter einmal, dass Blümchen auftauchen und wieder verschwinden. Aber in diesem Fall war das anders: Unbeachtet von mir hatten sie wohl Samen angesetzt und sich fortgepflanzt – was dazu führte, dass viele Jahre später Jahr für Jahr, je nach Witterung, gegen Ende Februar bis in den späten März hinein ein blühender gelber und durchaus duftender Blütenteppich diesen Gartenteil schmückte.

Es geht auch bewusst

Wollen Sie Winterlinge in Ihrem Garten haben, dann brauchen Sie das nicht dem Zufall überlassen, sie sind natürlich auch käuflich zu erwerben. Allerdings müssen die von Ihnen erstandenen Knöllchen rasch in die Erde, sie trocknen nämlich an der Luft schnell aus, und da hilft auch Einweichen nur manchmal. Ab da müssen Sie sich gedulden, jahrelang, denn erst in gut 10 bis 15 Jahren wird es eng im Beet, aber dann ist der Bestand so groß, dass Ihre Nachbarn über die gelbe Blütenfülle staunen und um Ableger bitten. Und diesen Bitten können Sie dann gerne nachkommen, vom Abstechen einiger blühender Pflanzen, über abgeblühte etwas später bis hin zu noch später abgesammelten Samen – die allerdings sollten ebenfalls sofort ins neue Beet kommen.

In welches Beet?

Am besten unter laubabwerfende Sträucher und Bäume, die die Frühlingssonne durch das Geäst lassen. Dort können sich Winterlinge ausbreiten ohne andere Pflanzen zu beeinträchtigen. Liegt kein Schnee, kann Ihr Nachbar die Pflänzchen schon Ende Januar entdecken, denn die ausgestreuten Samen keimen im Winter. Wird allerdings unter den Gehölzen der Boden regelmäßig aufgelockert und geharkt, dann wird das nichts, denn wo Winterlinge stehen, sollte überhaupt nicht geharkt werden! Keimlinge brauchen übrigens zwei bis drei Jahre bis zur ersten Blüte.

Was ist noch zu beachten

Winterlinge gemeinsam mit sogenannten Prachtstauden in ein Beet zu setzen, ist nicht angebracht, sie werden hinderlich bei der Pflege und sie sind nicht wieder wegzukriegen. Auch ein nicht zu schwerer, etwas kalkhaltiger und nicht zu trockner Lehmboden sagt den Winterlingen zu. Licht brauchen sie nur während der Vegetationszeit, und die endet mit dem Vergilben und Einziehen der Pflänzchen im Juni.

Erstes Bienenfutter

An einem milden, sonnigen Vorfrühlingstag werden die Blüten mit Begeisterung von den Bienen besucht, sie gehören zu den ersten Nektarquellen des Jahres. Oft sind noch nicht einmal die Schneeglöckchen ganz geöffnet. Und damit die Bienen wissen, dass es Futter gibt, haben die Winterlinge neben ihrer Signalfarbe auch mit einem überwältigend süßen und frischen Duft aufzuwarten.

Woher kommen sie?

Die ursprüngliche Heimat ist in Südeuropa, wo der Winterling vor allem in feuchten Laubwäldern oder auch in Gebüschen und Weinbergen wächst. Sein Verbreitungsgebiet reichte von Südostfrankreich über Italien und Ungarn bis nach Bulgarien und die Türkei. Eranthis hyemalis wird in unseren Breiten schon lange als Zierpflanze besonders in Parkanlagen kultiviert und ist von dort aus auf für ihn günstigen Standorten verwildert. Und es gibt noch eine zweite Art: Eranthis cilicica. Diese aus der Türkei stammende Art hat feinere, fiedrige Blättchen und einen roten Stiel. Eranthis cilicica blüht etwas später als der einfache Winterling und hat einen nicht ganz so großen Drang zur Ausbreitung.

Es gibt auch Hybriden

Gar keinen Samen bilden die Hybriden beider Arten, wobei es sich um besonders großblütige und noch später blühende Sorten von Eranthis x tubergenii, z.B. die Sorten ‚Glory‘ und ‚Guinea Gold‘ mit leicht bronzefarbenen Blättern handelt. Diese Sorten können nur vegetativ, durch Teilen, vermehrt werden und haben den Vorteil, dass es mit ihnen im Laufe der Jahre keine Winterlings-Invasion gibt – man kann sie sogar im Steingarten ansiedeln. Außerdem sind sie gärtnerische Kultursorten, während der echte Winterling die Tätigkeiten

Winterling (Eranthis hyemalis)

  • Der Winterling ist eine ausdauernde, krautige Pflanze.
  • Er bildet eine in der Erde liegende Knolle als Überdauerungsorgan aus und wird daher zu den Knollengeophyten gezählt.
  • Die glänzend gelben, etwa 2,5 cm im Durchmesser großen Blüten stehen am Ende eines dicken Stängels.
  • Die Blüte enthält meist sechs Blütenkronblätter und viele Staubblätter.
  • Zwischen Kronblättern und Staubblättern befinden sich die Nektarblätter.
  • Unter der Blüte sitzt ein Wirtel aus drei waagerechten Hochblättern, die handförmig aufgeteilt sind.
  • Das grundständige Blatt ist auch handförmig und lang gestielt, erscheint aber erst nach der Blüte.
Zur Gartengeschichte

Wissenschaftlich wurde der Winterling erstmals im Jahre 1807 durch den englischen Botaniker Richard Anthony Salisbury beschrieben. Die Verwendung des Winterlings als Zierpflanze im Garten begann in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In den ersten drei Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts wurde der Winterling zunehmend in den Pflanzenverzeichnissen diverser Gärten aufgeführt. Populär wurde die Pflanze vor allem, als gegen Ende des 18. Jahrhunderts großzügig angelegte Landschaftsparks in Mode kamen. Der Winterling eignete sich gut für die Verpflanzung in weitläufigen Wiesen. In klimatisch begünstigten Gebieten breitete er sich stark aus.

Und zum Abschluss

Der Winterling zählt zu den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae). Wie bei den anderen Vertretern dieser Art handelt es sich auch beim Winterling um eine giftige Pflanze. Dabei sind alle Teile des Winterlings stark giftig, da sie Glykoside enthalten, die auf das Herz wirken können und etwa Herzrhythmusstörungen hervorrufen können. Weitere Symptome einer Vergiftung durch den Winterling sind Übelkeit oder Erbrechen, auch Atemnot, Koliken, Sehstörungen sowie unregelmäßiger und verlangsamter Puls können auftreten. Kinder und Haustiere sollten deshalb lieber vom Winterling ferngehalten werden. Nutzen Sie außerdem Handschuhe, wenn Sie Winterlinge setzen oder vermehren.

 

Ziergarten von Friedrich Hauk


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