Der Garten im Winter

Wenn sich das Gartenjahr dem Ende zuneigt und die Natur in eine wohlverdiente Winterruhe geht, beginnt eine besondere Zeit für Gartenliebhaberinnen und Gartenfreunde.

Der Wintergarten zeigt sich still und reduziert, doch gerade diese Ruhe lädt dazu ein, innezuhalten und den Blick für das Wesentliche zu schärfen. Jetzt ist der Moment, um zurückzublicken auf das, was gewachsen ist – und sich zugleich auf das zu freuen, was kommen wird. Mit kleinen Handgriffen lässt sich auch in der kalten Jahreszeit viel Gutes für den Garten tun. Empfindliche Pflanzen können geschützt, Werkzeuge gepflegt und Pläne für das kommende Frühjahr geschmiedet werden. Auch das Dekorieren mit Naturmaterialien bringt Leben und Symbolkraft in Haus und Garten. Mit kurzen Informationen, praktischen Tipps zum Saisonabschluss und stimmungsvollen Impressionen aus unseren Gärten möchten wir Sie durch diese besondere Zeit begleiten. Wir wünschen Ihnen einen besinnlichen Advent, ruhige Momente im Grünen und viel Vorfreude auf ein neues Gartenjahr voller Blüten, Düfte und Farben.

Draußen im winterlichen Garten

Gerade (noch) gibt’s im Garten einige ganz besondere Blütenschätze zu entdecken. Robuster Rosmarin, resche Ringelblumen und rote Rosen(hetscherl) gehören dazu.
Am 4. Dezember, dem Barbaratag, ist es Tradition, Zweige von Kirschbaum zu schneiden. Blühen sie zu Weihnachten, gilt das als gutes Zeichen fürs neue Jahr. Damit die Zweige, alternativ auch von Apfel, Mandel oder Zwetschke, treiben, legen Sie sie bei mildem Wetter eine Nacht in die Gefriertruhe, danach einen Tag in einen kühlen Raum. Vor dem Einstellen in die Vase hilft ein lauwarmes Wannenbad über Nacht – idealerweise in Zeitungspapier gewickelt. Täglich frisches Wasser fördert die Blüte.
Am Weltbodentag (World Soil Day), am 5. Dezember wollen wir unsere Gedanken auf das lenken, was oft mit Füssen getreten wird: den Boden. Damit der Gemüsegarten und sein Bodenleben den Winter gut überstehen, sollten sie schon jetzt in eine Laubdecke eingepackt sein. Liegen bleibt die Laubdecke mit Hilfe von etwas Erde obenauf.

Immergrüne im Garten sind echt Evergreens – allseits gern gesehen und im Laufe des Winters auch immer wieder mal durstig. Vor allem wenn sie im Topf stehen, kann eine Wassergabe an frostfreien Tagen hilfreich sein. Aber Achtung, besser die Untersetzer entfernen, denn Staunässe in der kalten Jahres­­­­­­­­­­­­­­­­­zeit mögen sie gar nicht.
Ob im Kübel oder Garten an sonnigen bis schattigen Stellen als Solitär oder in der Gruppe – Pfarrerkapperl (bisweilen als Rotkehlchenbrot bezeichnet) und Sibirischer Hartriegel sind auch im Winter dekorativ. Mit einem wolkigen Schnitt auf verschiedene Ebenen gebracht stechen die bunten Triebe besonders ins Auge.
Sie müssen nicht glänzend wie rote Nikolo-Äpfel sein. Auch Hagebutten, ob nun groß oder klein, sind ein Schmuck für den Naturgarten und ein ansprechender Festschmaus für die Vogelwelt, für Marder, Mäuse und andere mehr.
Asperl, Aschperln oder Mispeln? Die kleinen Früchte, die schon die Römer liebten, sind zwar heute seltener, bei KennerInnen aber sehr beliebt. Wenn sie dunkler braun und weich werden, sind sie genussreif. Mit der Erdäpfelpresse wird das Mus herausgeholt und dann mit Apfelsaft zur vitaminreichen Beilage oder in köstliche Marmelade verwandelt.

Für die Winterernte finden sich am Hochbeet gschmackige Asiasalate, Brokkoli, Kohl, Kohlrabi, Kohlsprossen und Palmkohl ein – allesamt Kohlgewächse. Schnittknoblauch und Winterheckenzwiebel verlängern jetzt als Lauchgewächse ebenfalls die Gartensaison.

Winterhilfe für Vögel & Co.

Von geübten FährtenleserInnen und SpurensuchernInnen geht eine Faszination aus. Erzählt doch eine einzige Spur ganze Tiergeschichten. In einer Fährte verharrt vor unseren Augen eine Abfolge von Trittsiegeln, bei Vögeln nennt man diese Spur auch Geläufe. Ob Reh, Fuchs, Hase oder Reiher. Da ist man gerne neben der Spur.

Wenn Krähen krächzen und in der Abendsonne in langen Schwärmen zu ihren Schlafplätzen fliegen, ist das immer wieder beeindruckend. Die Gemeinschaft bringt Schutz, man tauscht sich hörbar über Nahrungsquellen aus und kann einen Brutpartner kennen lernen. Echt sozial.
Die Weinbergschnecke mag weder Hitze noch Kälte. Schon im Herbst bereitet sie sich auf den Winter vor. Sie gräbt ein Erdloch, zieht zur Isolierung Pflanzenteile hinein. Aus Drüsen des Mantels wächst ein Sekret zum harten Kalkdeckel. Die Schnecke überwintert in ihrem Haus, wobei ihre Atemluft für noch mehr Isolierung sorgt. Dass sie nun 10 bis 15% ihres Ausgangsgewichts verliert, macht uns in der Adventzeit neidisch.
Für die heimische Vogelwelt beginnt jetzt die schwierige futterarme Zeit. Wer Vögel unterstützen will, sollte beim Einsetzen der ersten Fröste Erdnussketten und Meisenringe bereitstellen – katzensicher und nicht in Fensternähe (um Vogelanprall zu verhindern) – aber das versteht sich von selbst.
Eichhörnchen versus Vögel, heißt es, wenn es ums Vogelfutter geht. Kaum ist der Winter da, scheint den Akrobaten dafür keine Position unmöglich. Auf der GARTEN TULLN ist deshalb einmal ein Eichhörnchen im Vogelhaus stecken geblieben und musste vom Team zum Weiterfuttern befreit werden.
Viele Tiere leben unter uns, doch wir sehen sie kaum. Der Maulwurf etwa. Denkt man daran, dass er bis zu 7m pro Stunde graben kann, ist so ein Hügel nur ein Klacks. Außerdem sagt er uns damit voraus, wenn es kälter oder im Sommer heißer wird. Denn dann taucht der Maulwurf eben unter, 1,50m tief! Bitte nicht wecken, heißt es jetzt und in den nächsten Monaten für Igel, Molch und andere Gartengäste auf Ruhepuls. Die Stille ruht in trockenen Gartenbereichen, wo sie sich jetzt ein Bett zur Rast bereitet haben.

Natur ins Haus holen

Der Kaltwintergarten bietet jetzt Frostfreiheit. Für uns Menschen stellt er mit Maximaltemperaturen von 12 °C zwar keinen gemütlichen Platz zum Verweilen dar, frostempfindlichere Gartenschätze, die spätestens im Frühling auch unsere Herzen wieder erwärmen, freuen sich umso mehr über dieses helle Quartier.

Vitaminbomben gesucht – und gefunden. Ab einer Temperatur von 15°C ist es besonders für Kinder ein kleines Wunder, den Samen von Alfalfa, Kresse und Co. beim Keimen zuzusehen. Diese sollten in einer Ausstechform lückig verteilt liegen, damit sie genug Luft bekommen und täglich mindestens zweimal gespült werden. Andernfalls droht Schimmel.

Zeigen die Barbarazweigerl schon Blüten? Nein. Macht nichts. Das vermeintliche Wunder der Natur, die Blüten im Winter – sollen ja das Wunder der Heiligen Nacht verdeutlichen – und das übernehmen auch duftende Schneebälle & Co.

Winterliche Dekorationen

Wer für seine Lieben lieber einen Zwetschkenkrampus als die Rute ins Fenster stellt, kann am 3. Dezember Material besorgen, morgen basteln, übermorgen schenken. Ein solcher Teifel ist herzlich willkommen. Der echte Krampus darf gerne draußen bleiben.

Wer passt zu uns? Horoskop: Bringen Sie mehr Leben in Ihren Beziehungsalltag und probieren Sie neue Dinge aus. Schneebeere und Schönbeere sind in jedem Fall ein beeriges Couple für die Vase.
Bitterorangen aus dem Garten eignen sich bestens für duftige Pomander. Diese bleiben mit Gewürznelken bestückt und in einer gemahlenen Gewürzmischung aus viel Zimt, etwas Gewürznelken und wenig Nelkenpfeffer, Muskatnuss und Iriswurzel gewälzt lange haltbar.

„Advent, Advent ein Lichtlein brennt…“ Kerzen, aber bitte sicher! Wer nicht darauf verzichten will, kann auf „Sicherheitskerzen“ vertrauen, bei denen der Docht nicht bis unten durchgezogen ist. Ganz gefahrlos geht das auch mit einem Stützpunkt im Sand.
Nicht dunkle Gestalten in der Taverne, nein helle Erscheinungen im Garten. Über eine winterliche Hülle aus Vlies oder Jute freuen sich frostempfindliche Pflanzen und treten die Nachfolge von Christo als Gartenkunstwerke an.

Flitter und Glitter, Glitzer und Glamour. Legen sich Reif oder Pulverschnee auf ihre Halme und Wedel, verwandeln sich Gräser im Nu zu bezaubernden Winterlandschaften. Genießen Sie die Zeit.

 

von DI Margit Beneš-Oeller und DI Anna Leithner, Natur im Garten


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