
Kräuter im Bauerngarten
Der Bauerngarten ist eine traditionsreiche Gartenform, die die Landschaft seit Jahrhunderten in vielen ländlichen Regionen prägt. Neben Gemüse, Blumen und Obst spielten in diesen Gärten Kräuter eine zentrale Rolle, die nicht nur als Heilmittel, sondern auch als Gewürze und Duftstoffe verwendet wurden.
Der ursprüngliche Bauerngarten war ein eigener Nutzgarten vor dem Haus, der mit einem Zaun vor Wild und Weidetieren geschützt wurde. Die handwerklich unterschiedlichen Zäune prägten dabei jeweils ganze Landschaften.
Für Küche und Hausapotheke
Der Bauerngarten hat seine Ursprünge im Mittelalter, als Menschen begannen, kleine Flächen rund um ihre Höfe für den Anbau von Nahrungsmitteln zu nutzen. Kräuter wurden im Bauerngarten hauptsächlich für ihre heilenden Eigenschaften angebaut. Die Menschen vertrauten auf die Heilkraft der Natur und nutzten Kräuter zur Behandlung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit. Einen Arzt konnten sich viele nicht leisten und moderne Medikamente gab es noch nicht. Kamille, Pfefferminze, Schafgarbe, Ringelblume und Johanniskraut sind nur einige der vielen Kräuter, die in Bauerngärten angebaut wurden, um Wunden zu heilen, Verdauungsprobleme zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Neben ihrer Verwendung als Heilmittel hatten Kräuter im Bauerngarten auch eine spirituelle Bedeutung. Viele Kräuter wurden mit bestimmten Symbolen und Bräuchen in Verbindung gebracht. Thymian galt als Symbol der Tapferkeit und wurde daher oft um Häuser gepflanzt, um böse Geister fernzuhalten. Und natürlich wurden auch die Speisen damit gewürzt. Petersilie, Schnittlauch, Salbei und Dill sind nur einige der vielen Kräuter, die im Bauerngarten angebaut wurden.
Der Übergang zwischen Heil- und Küchenkraut war und ist jedoch fließend, da viele Kräuter vielfältig genutzt werden können, wie etwa Salbei, Rosmarin, Thymian oder Majoran. Kamille, Johanniskraut, Eibisch, Schafgarbe oder Herzgespann dagegen wurden nur medizinisch genutzt, das Wissen wurde aus den Klostergärten überliefert. Die eigenen Heilkräuter vor der Haustür zu haben, war – vor allem auf abgelegenen Höfen – sogar überlebenswichtig.



Aus dem Vollen schöpfen
In den letzten Jahrzehnten erlebt der Bauerngarten eine regelrechte Renaissance. Durch das verstärkte Interesse an naturnahem Gärtnern und der Verwendung der eigenen Kräuter sind Bauerngärten wieder sehr beliebt, werden neu angelegt und gepflegt. Von ihrer Verwendung als Heilmittel bis hin zur kulinarischen Bereicherung haben Kräuter den Bauerngarten über Jahrhunderte hinweg geprägt. Die Möglichkeiten zum Würzen in der Küche haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, immer mehr Kräuter bereichern unser Essen. Durch Reisen und verschiedene Einflüsse dürfen nun neben den Klassikern wie Majoran, Oregano und Maggikraut auch Zitronenverbene, Thaibasilikum und Currykraut wachsen. Im heutigen Bauerngarten werden auch Heilkräuter gezogen, um sie frisch für Tinkturen oder vor allem getrocknet für Tees zu verwenden. Zum Trocknen werden sie an einem luftigen, dunklen Ort getrocknet, bis sie rascheln, und danach in luftdichten Gläsern dunkel aufbewahrt. Gerade der Sommer ist Erntehauptsaison für Kräuter.
Inspiration für das gärtnerische Gestalten
Auch wenn im Kleingarten etwas Entscheidendes fehlt, um einen Bauerngarten anzulegen, nämlich das Bauernhaus, so kann man sich aber, mit einer Mischung aus Gemüse, Kräutern und Blumen, daran orientieren. Wer also Kräuter in normale Gemüsebeete integriert, kann gut von den Synergieeffekten profitieren. Denn etliche Kräuter halten mit ihrem Duft Schädlinge fern, fördern Gemüsepflanzen im Wachstum, oder locken Insekten an. So unterstützt Dill das Wachstum von Gurken, Basilikum und Gewürztagetes, schützen Tomatenpflanzen vor Krankheiten und Rosmarin hilft, die Karottenfliege zu vertreiben. In einem reinen Kräuterbeet, auch wenn es noch so schön ist, entfalten sich diese po- sitiven Wirkungen einer Mischkultur nicht.



Ansprüche der Kräuter
Die Kräuter soll- ten entsprechend ihrer Bedürfnisse gepflanzt werden. Manche lieben es heiß und trocken, andere wiederum bevorzugen mehr Nährstoffe und Was- ser. Mediterran und trocken lieben es Thymian, Rosmarin, Lavendel, Oregano, Salbei und Currykraut. Sie sind optimal an diese Verhältnisse angepasst und passen da- her gut zu mediterranen Gemüsepflanzen in der Mischkultur. Groß wachsende Pflanzen wie Rosmarin, Salbei oder Lavendel lieben einen vollsonnige Platz und wach- sen auch zu einer stattlichen Größe heran. Sie brauchen daher viel Platz im Gemüsebeet, was beim Anbau berücksichtigt werden sollte. Die meisten heimischen Küchenkräuter wie Kerbel, Petersilie oder Estragon, aber auch Koriander oder Zitronenmelisse, bevorzugen normale Bedingungen und passen daher ins einfache Gemüsebeet. Eher feuchter lieben es Liebstöckel, Sauerampfer, Barbarakraut und bestimmte Minzsorten.
Gute Pflege
Wuchsfreudige Kräuter sollten jedoch regelmäßig zurückgeschnitten werden, damit sie andere nicht überwuchern. Kräuter, die sich über Wurzelausläufer vermehren, werden am besten in einen großen Topf gesetzt, der am besten eingegraben wird. Vor allem Minzear- ten neigen dazu, alles zu überwuchern. Im Topf können Minzarten andere Kräuter nicht überwuchern. Empfindliche Pflanzen wie Zitronenverbene, die im Herbst ausgegraben werden und frostfrei überwintern, können ebenfalls dauerhaft in Töpfe gesetzt werden. Einige Kräuter dürfen jahrelang am selben Platz stehen, etwa Rosmarin, Salbei oder Lavendel, Petersilie dagegen möchte jedes Jahr woanders wachsen. Ebenso freut sich Schnittlauch über einen gelegentlichen Ortswechsel. Gedüngt wird wenig, am besten nur mit etwas Kompost, da die meisten Kräuter einen nährstoffarmen Boden bevorzugen. Aber natürlich gibt es Ausnahmen. Vor allem Basilikum, Petersilie und Schnittlauch lieben es gerne etwas nährstoffreicher.
von Mag.a Andrea Jungwirth, Ernährungswissenschafterin