Was ist eigentlich ein Nützling?

Die meisten Kleingärtner verstehen unter einem Nützling in erster Linie wohl einen Schädlingsvertilger. Nützlinge sind aber keine biologisch definierte Gruppe von Helfern, welche genau jene Tiere fressen, die wir gerade nicht im Gemüsebeet haben wollen.

Besinnt man sich auf das Wort „Nützling“, so könnte man es als Lebewesen definieren, welches für den Gärtner von Nutzen ist. Dafür gibt es einen ökologischen Fachbegriff, nämlich die „Symbiose“. Das Wort leitet sich von den altgriechischen Wörtern sýn für „Zusammen“ und bíos für „Leben“ ab und bedeutet „das Zusammenleben von Lebewesen verschiedener Art zu gegenseitigem Nutzen“. Wir profitieren nicht nur von den Nützlingen, sondern die Nützlinge profitieren auch von dem Lebensraum, den wir ihnen in unserem Garten bieten.

Wildbiene auf Rotklee, einer Bienenweide von Mai bis Oktober.
Der Siebenpunkt-Marienkäfer braucht einen geschützten Platz zum Überwintern.
Wildbiene auf Knäuel-Glockenblume. Verschiedene Arten locken mehr Bestäuber an.
Schwebfliege auf Mädchenauge. Schwebfliegen gehören neben Bienen zu den wichtigsten Bestäubern.
Nützlinge fördern durch Vielfalt im Garten

Damit die Nützlinge sich in unseren Gärten ansiedeln und wohlfühlen, müssen wir ihnen alles bieten, was sie zum Leben brauchen: Nahrung (von Schadinsekten über Blütenpollen und -nektar bis hin zu Gartenkompost aus Küchen- und Gartenabfällen und Rasenschnitt), Nistmaterial, Niststellen und Überwinterungsplätze. All diese Dinge können wir ihnen mit mehr Vielfalt in unserem Garten bereitstellen. Als Bonus wirkt diese Vielfalt nicht nur nützlingsfördernd, sondern hat auch zahlreiche andere langund kurzfristig positive Eigenschaften. Natürliche Schädlingsregulierung ist nur eine davon. Zu den Nützlingen gehören nicht nur die Tiere, die Schädlinge fressen, sondern auch jene, die unsere Apfelbaumblüten bestäuben, die, die Pflanzenabfälle im Boden für das Nährstoff-Recycling aufbereiten bis hin zu den Vögeln, die uns mit ihrem Gesang erfreuen.

Nützlinge, die Helfer im Garten

Wer sind nun aber diese Nützlinge? Angefangen bei den Tieren im Kompost, die unsere Essensreste in neue Erde verwandeln, bis hin zu Fledermäusen, welche zahlreiche nachtaktive Insekten jagen, gibt es viele Wildtiere, die uns im Garten helfen, oft ohne, dass wir es bemerken. Weiters sind viele äußerst nützliche Tiere Räuber (z. B. Spinnen), wenn nicht gar Parasiten (z. B. Schlupfwespen), und wirken damit auf den ersten Blick vielleicht abschreckend. Wenn man nun ein Tier sieht, sollte man sich, bevor man es bekämpft, zuerst schlau machen, ob es nicht vielleicht doch gar nicht so gefährlich ist, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Es gibt auch zahlreiche sogenannte „neutrale“ Tiere, die uns weder schaden noch besonders nützlich sind. Sie haben ebenfalls einen Platz im Garten verdient, auch wenn sie ihn nur für einen Schädling blockieren oder als Zwischenmahlzeit für Nützlinge dienen.

Wie bekommt man Nützlinge in den Garten?

Nützlinge müssen nicht gekauft werden. Viele nützliche Tiere und Gegenspieler von Schädlingen befinden sich bereits im Garten und müssen nur noch gefördert werden. Eine der ersten Maßnahmen für einen nützlingsfreundlichen Garten ist der Verzicht auf chemisch-synthetische Insekten- und Unkrautvernichtungsmittel. Denn viele Nützlinge sind Insekten und brauchen auch gerade das „Unkraut“, meist Wildpflanzen aus der Umgebung, zum Überleben. Spritzt man etwa sofort eine Blattlauskolonie tot, haben die Marienkäfer, Schwebfliegenlarven und Ohrwürmer, welche sie gerne verspeisen würden, keine Chance mehr. Weiters profitieren viele Nützlinge von der Schaffung von Versteckmöglichkeiten. Marienkäfer überwintern etwa bevorzugt in sonnigen Steinhaufen. In einer naturnahen Hecke finden Schwebfliegen sowie schneckenfressende Laufkäfer ein Zuhause. Ohrwürmer und Florfliegen leben gerne in Stroh- oder Asthäufchen. Sie merken, jedes Tier hat seine eigenen Vorlieben, je diverser die Lebensräume in einem Garten sind, desto mehr Nützlinge können sich dort ansiedeln. Dasselbe gilt auch für Blütenbesucher. Ein möglichst reichhaltiges (Wild-) Blütenangebot über das Jahr hinweg ermöglicht auch eine garantierte Bestäubung ihrer Lieblingsfrüchte.

Die Gartenkreuzspinne erbeutet Fliegen und Mücken.
Der Echte Schenkelkäfer ist ein neutraler Gartenbewohner.
Baumhummel auf Knäuel-Glockenblume, nistet gerne in Asthöhlen alter Bäume.
Wildbiene auf Ribisel/Johannisbeere, welche von Insekten bestäubt wird.
… ohne Lästlinge anzulocken?

Wenn ich jetzt Nützlinge fördere, kommen damit dann nicht auch Zecken, Gelsen und Wespen in meinen Garten? Wie bereits erwähnt hat jede Art ihre eigenen Ansprüche. So mögen Gelsen etwa stehende Gewässer. Ist das Gewässer jedoch auch von Libellenlarven besiedelt, haben diese oft keine Chance mehr. Einzelne Lästlinge oder gar Schädlinge werden jedoch immer auftreten, da man keine Käseglocke über den Garten stülpen kann. Der Garten ist immer im Austausch mit seiner Umgebung und schädlingsvertilgende Nützlinge müssen diese erst entdecken. Ein Massenauftreten von Schädlingen kann aber durch ein natürliches Gleichgewicht im eigenen Garten verhindert werden. Gegebenenfalls sollte man biologische Schädlingsbekämpfungsmethoden verwenden. Mechanische Maßnahmen oder Duftstofffallen sind hier das Mittel der Wahl, um den vorhandenen Nützlingen nicht zu schaden.

Natürliches Gleichgewicht

Durch genaue Beobachtung der Tierwelt im Garten, etwas Geduld, falls etwas nicht sofort gelingt, leichte Gartenarbeit und das Zulassen von neuen Lebensräumen gelingt der Nützlingsgarten bestimmt. Auch der Bio-Landbau setzt auf Nützlinge. Gemeinsam mit einer gezielten standortgerechten, vielfältigen Zier- und Nutzpflanzenauswahl, Gießen und Düngen nur mit Maß und Ziel, sowie einer guten Bodenpflegepraxis fügen sich die Nützlinge wie von selbst als ein weiterer Baustein in ein zufriedenes Gärtnerleben ein.

Im Projekt SYM:BIO – trockenheitsangepasste und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung möchte Bio Forschung Austria ihr Wissen um naturnahe und klimafitte Gartengestaltung teilen und wird zahlreiche Veranstaltungen dazu anbieten.

Weitere Informationen zum Projekt: www.bioforschung.at/projects/symbio-at-cz/

Das Projekt SYM:BIO wird von der Europäischen Union durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Rahmen des Programms INTEREG V-A Österreich- Tschechien 2014-2020 kofinanziert.

Text und Bilder von Daniela Lehner, MSc, Bio Forschung Austria


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