Oktobergedanken vom Redakteur der Verbandszeitschrift „Kleingärtner“

Wenn buntes Laub unter meinen Füßen raschelt, dann ist meine Lieblingsjahreszeit gekommen. Das beginnt schon am Morgen, wenn die Sonne fahl durch nebelige Schwaden schimmert und den feuchtnassen Garten in diffuses Licht taucht. Es ist noch nicht wirklich kalt, aber so früh am Morgen hilft schon eine wärmere Weste wenn ich mich mit einem Kaffee auf die geschützte Terrasse setze. Vor Zeiten war man der Meinung, dass Ende September, Anfang Oktober, der Garten schon ein wenig aufgeräumter ausschauen sollte als das heutzutage der Fall ist. Ich war ja nie dieser Ansicht, bei mir konnten Pflanzen schon immer ihr Leben bis zur letzten Sekunde ihres jährlichen Bestehens auskosten.

Es ist also schön, mitzubekommen, dass neueste Gartentrends meine Methode als die für die Insektenwelt vorteilhaftere beschreiben. Gut, ich dachte bisher weniger an die Insekten, sondern eher mehr an weniger Arbeitsstunden für mich – aber wenn das hilft, sehe ich das als doppelten Nutzen.

Wobei sich, um beim Nutzen zu bleiben, der eines Gartens im Laufe der Jahrzehnte massiv gewandelt hat. In meiner Jugend war der Garten neben ein paar Blumen dem Gemüse und dem Obst vorbehalten. Und im Oktober war die Zeit für die Einlagerung von Äpfeln und Birnen gekommen, da gab es Stellagen im Keller deren Fächer mit Holzwolle ausgelegt waren, und in denen die Birnen und Äpfel ihre Zeit bis zum letzten Reifepunkt, den sie dann oben auf dem Küchenkastl erlangten, verbrachten.

Auch Erdäpfel wurden eingelagert – da gab es eine alte Truhe ohne Boden, die, gut gefüllt mit den großen braunen Knollen, auf dem nackten Lehmboden stand – und dann in vieler Art und Weise von Montag bis Freitag verkocht, gebraten und zu Knödeln geformt wurden. Damals wurde ja in den meisten Familien Fleisch nur am Wochenende konsumiert, täglich wäre das nicht leistbar gewesen. Wir alle hätten das vielleicht so beibehalten sollen, dann bliebe uns heute wohl ein Teil der Diskussionen über jede argentinische Rinderflatulenz erspart.

Noch was blieb mir aus der gerade besprochenen Zeit der fünfziger Jahre in Erinnerung: der Geruch der Erdäpfelfeuer. Wenn ein Feld abgeerntet war, wurde oft der Rest der Pflanze am Feld verbrannt, und wer das einmal gerochen hat, wird sich wohl sein Leben lang daran erinnern. Dabei ist der Geruch nicht wirklich in Worte zu fassen, erdig-rauchig beschreibt es für einen olfaktorisch Begabten vielleicht am besten, was verständlicher wird, wenn man die zarten blaugrauen Rauschwaden dieser Feuer über abendlich-kühle Felder ziehen sah.

Genug geschwärmt von alten Zeiten, es geht dem Saisonende zu – und Ihr Redakteur muss sich schön langsam Gedanken über die Dezember-Nummer des „Kleingärtner“ machen.

Einen wunderschönen Herbst wünscht Ihnen Ihr Redakteur


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