Adventliche Gedanken vom Redakteur der Verbandszeitschrift „Kleingärtner“

Liebe Leserin, lieber Leser,

Im Garten ist es ruhig geworden, nur einige Vögel suchen unter der Hecke im nassen Laub nach Insekten. In den letzten Wochen hat sich die Natur von ihren rot und golden schimmernden Herbstfarben in braunschwarze und nebelgraue Töne gewandelt. Inzwischen haben wir uns wieder an die Winterzeit gewöhnt, mag man auch noch so sehr über die dunkle Jahreszeit, die Rotznasen der Kinder und die kalten Füße bei den Kontrollgängen in den Garten schimpfen - ohne den jetzt kommenden Winter würde uns eine komplette Jahreszeit fehlen.

Heuer beginnt der Advent spät, was viele Menschen in meinem Umfeld regelrecht in Panik versetzt, womöglich irgendetwas zu versäumen. Das erstaunt mich, denn es ist jedes Jahr der gleiche Zeitraum – natürlich mit einem Unterschied: je älter man wird, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen. Das kann Ihr Redakteur bestätigen, aber es bringt ihn nicht aus der Ruhe.

Als Kind dauert Zeit endlos lang, das wissen Eltern, die auf der Fahrt in den Urlaub nach knapp zwanzig Minuten gefragt werden: „Sind wir schon bald da?“ Ähnliches gilt für den Advent, den nur der mit Schokolade oder ähnlichem gefüllte Kalender zeitlich irgendwie erfassbarer macht. Wenige Jahre später weiß zumindest ein Gartenkind, dass die Natur Zeit braucht, etwa um einen Paradeiser rot werden zu lassen. Nicht dass die Ungeduld im Lauf der Jahre dadurch weniger würde, aber immerhin wächst das Verständnis von Zeitabläufen – bis man eines Tages feststellt: „Jessas, scho wieda knapp vor Weihnachten!“

Aber was passiert denn da schon Großartiges: Einiges sagen viele, eigentlich wenig sage ich - wenn Sie nicht gerade besessen davon sind, alles perfekt zu machen. Natürlich wird die Zeit knapp, wenn Sie Woche für Woche neben Ihrer womöglich stressigen Arbeit, Einladungen aussprechen und annehmen, Streifzüge durch Weihnachtsmärkte samt Punschhütten organisieren, Geschenke kaufen wollen, dazu Kekse backen, Kränze binden und weihnachtliche Festmahle an allen anstehenden Feiertagen planen. Dass dann neben den in einer Familie üblich anfallenden Tätigkeiten jetzt auch noch Besinnlichkeit vermittelt werden soll, gleicht einem Drahtseilakt, der nicht immer gelingen kann. Wer etwa Fenster, ganze Zimmer, Balkone, Terrassen und womöglich den ganzen Garten mit Romantik vermittelnden LED-Kerzen, -Figuren, ja ganzen Ensembles vollpflastert, erkauft sich diese Stimmung zeitmäßig teuer.

Ihr Redakteur vergleicht diese Wochen immer ein wenig mit der Produktion einer Zeitung: egal was passiert, der „Kleingärtner“ erscheint immer. Und Weihnachten samt vorangehendem Advent auch. Der Unterschied liegt in den Möglichkeiten, die uns zuhauf angeboten werden: Was uns die Geschenke-, Werbe- und Freizeitindustrie heutzutage so alles nahebringen will, sollten wir wohlweislich selektieren.

Dass das geht, und zwar recht einfach, weiß Ihr Redakteur zu berichten. Er fragt: „Brauch ma des?“, und die Gattin antwortet schlicht aber bestimmend: „Nein!“ Und damit ist der adventliche Frieden im Haus zumindest bis zum nächsten Nein, wenn auch manchmal schweren Herzens, gesichert.

Versuchen Sie das auch einmal, Ihre Partnerin oder Ihr Partner wird überrascht und verblüfft, aber in den allermeisten Fällen durchaus freudig reagieren – wenn auch vielleicht nicht immer in Ihrem Sinn. Betrachten Sie das dann als zusätzliches vorweihnachtliches Geschenk an sie oder ihn, meint Ihr Redakteur.

Einen ruhige Adventzeit wünscht Ihnen Ihr Redakteur


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