Maigedanken Ihres Redakteurs
Meine Grundeinstellung zum Leben – „Kummt von alaa, geht von alaa“, erweist sich angesichts von Corona nicht zum ersten Mal in meinem schon mehr als 70 Jahre gelebten Daseins als schwer beweisbar. Trotzdem, liebe Leserin, lieber Leser, bin ich weit davon entfernt, meine positive Einstellung und meinen Humor ins unterste Kastl der Befindlichkeit zu stecken und dafür das Instrument Angst hervorzuholen, um Trübsal zu blasen.
Jetzt wird’s ja etwas einfacher, hofft unsere Regierung – und gibt uns damit einen ganzen Sack Eigenverantwortung mit auf den Weg in eine neue Zukunft. Was damit sicher nicht gemeint war, ist, dass ab dem ersten Moment der behutsamen Öffnung aus jedem Garten- und Baumarkt gefühlte Tonnen an Säcken mit Pflanz-, Kräuter-, Rasen- und sonstiger Erde gekarrt wird – so, als wäre im eigenen Garten der Oberboden entwendet worden. Aber wir kennen das ja seit dem Horten von Klopapier – nur, das lässt sich im Laufe des Stoffwechsels aufbrauchen, aber wo gehen die Mengen an Erde hin? Werden in Zeiten wie diesen Berge aufgeschüttet?
Ähnliches ist von Pflanzen jeglicher Art zu berichten, auch da scheint „My garden first“ die Parole zu sein und den Kaufrausch noch einmal gesteigert zu haben. Gut zumindest für jenen Teil der Wirtschaft, den Kleingärtnerinnen und Kleingärtner ankurbeln können. Nun haben wir aber noch die Eisheiligen vor uns und was da in den letzten Jahren passiert ist, hat das Herz der „Blumenhersteller“ höher schlagen lassen, denn da hat nach der schon fast gewohnten Wärme im Zeichen der fortschreitenden Klimaänderung doch immer wieder, um Mitte Mai herum, noch einmal der Frost der „Eisheiligen“ in den Rabatten und bei den schon liebevoll ausgesetzten Blumenkästen für wahre Vernichtungsorgien gesorgt. Gut, dass auch hier (wie beim Klopapier und bei der Erde) offensichtlich genügend Material vorhanden ist.
Nicht dass ich verblüfft bin ob des überbordenden Einkaufsverhaltens vieler Kolleginnen und Kollegen, es gibt ja garantiert Nachholbedarf an vielen Fronten. Was mich verwundert und gleichzeitig fast stolz gemacht hat, war zu sehen, dass am ersten Tag bei einem riesigen Baumarkt (ich war gerade unterwegs zum Arzt) Menschen in endlosen Schlangen gesittet, mit Mundschutz versehen und Abstand haltend auf Einlass warteten.
Wenn wir diese Vorsicht beibehalten sind wir auf einem guten Weg in den Wonnemonat Mai, der so jedenfalls besser ist, als wenn wir uns ängstlich verkriechen würden. Sie wissen ja: „Z‘ Tod g‘fiacht is a g’schtuam!“ Erfreuen Sie sich daher an Ihrem eventuell neuen Erden-Berg im Garten und bleiben Sie gesund,
meint Ihr Redakteur.