Rund um Ostern – Erinnerungen Ihres Redakteurs

Zweierlei Dinge aus seiner Jugend sind Ihrem Redakteur im Gedächtnis wohl auf ewig in seinen Gedanken lebendig. Erst einmal das Häuschen meiner Großeltern väterlicherseits, umgeben von gut 1.700 Quadratmetern Grund, das eher als kleine Landwirtschaft denn als Einfamilienhaus betrieben wurde. Die geneigten Leserinnen und Leser wissen von früheren Erzählungen, dass mein Großvater seinem Beruf als Fleischhauer auch im Privaten treu war, also Schweine, Ziegen, Gänse, Hühner, Truthähne und Hasen hielt, und diese als Schweinsbraten, Paprikahuhn oder Würste an uns weitergab.

Nun war um Ostern die Zeit, in der bei meinen Großeltern junge Ziegen quicklebendig um uns herumsprangen, allerliebst anzuschauen waren, um dann, der Zeit entsprechend, auf dem mittäglichen Ostertisch als Braten zu landen. Wenn ich dies rückblickend erzähle, wird das oft als unvorstellbares Barbarentum verurteilt und als gefühlskalter Frevel dargestellt und so getan, als ob der in Brot gebackene Osterschinken heutzutage im Labor kreiert wird. Nichts da, Freundinnen und Freunde, auch dafür musste ein Schwein sein Leben lassen – nur dass Sie nicht persönlich dabei waren und das Schwein nicht kannten. Im heurigen Jahr sind daher wohl für all jene, deren Gefühle beim Anblick eines Schweinsbratens in Wallung geraten, gute Zeiten angebrochen.

Die zweite Erinnerung ist nicht nur unblutiger und weniger schmackhaft, aber dafür in meinem Gedächtnis umso lebendiger, weil ich zu dieser Zeit schon etwas älter war. Egal wann Ostern war, ob früh oder später im Jahr, es war die Zeit für das erste Badeerlebnis des Jahres. Sie müssen sich das so vorstellen: eine Horde Buben im Alter zwischen zehn und 14 Jahren auf dem Weg in die Lobau, um das erste Mal im Jahr, und die Verbote der Eltern missachtend, kreischend in die meist noch wirklich kalten Fluten der Donauausstände zu springen. Die einzige Frage war nur: scheint die Sonne und ist es warm genug, dass die Clothhosen (wir waren übrigens der Ansicht, dass das Glatthosen hieß, weil sie ob ihrer satinierten Struktur so glatt waren) vor dem Heimgehen trocknen können, oder ob wir nackt ins Wasser mussten. Diese „Tradition“ hatten wir von den älteren Buben übernommen und gaben sie später an die jüngeren weiter – bis sie wohl irgendwann ein Ende fand, weil ob der Altersstruktur in unserer Siedlung nicht genug männlicher Nachwuchs produziert wurde. Obwohl das eine oder andere Mal auch Mädchen mitkommen wollten, durften sie nicht – die Zeit war noch nicht reif dafür, wir waren ja noch g’schamig.

Dieses, auch dem Gruppenzwang (wie man heute gerne sagt) geschuldete „Badevergnügen“ war in jedem Fall nur von kürzester Dauer, kaum tauchte man in das meistens eiskalte Wasser, versuchten wir unsere krebsroten Körper und blauen Lippen schon wieder an Land auf lebensfähige Temperaturen zu bringen – was ohne Hosen sicher ein besonders lächerliches Bild ergab. Ja, die alten Zeiten waren nicht nur vom Ostereiersuchen und Eierpecken gekennzeichnet, es gab damals noch vielfältige Möglichkeiten für Erlebnisse, an die es sich zu erinnern lohnt. Die heutige Jugend muss sich in vielen Jahren wohl ein Virus als außergewöhnliches Erlebnis ins Gedächtnis holen. Na denn, machen wir das Beste draus,

 

meint Ihr Redakteur.


Das könnte Sie auch interessieren