Märzgedanken - Pferdeäpfel oder Backofen?

Es war ja früher – ich rede da von der Mitte der fünfziger Jahre in den Wiener Randbezirken – durchaus üblich, dass noch Pferdefuhrwerke existierten, und zwar in erklecklicher Zahl. Und da war sich der eine oder andere Gartenbesitzer, unser Nachbar war so einer, nicht zu schade, früh morgens im März noch vor der Arbeit per Veloziped und Kübel zur Apfelernte zu radeln. Pferdeäpfel waren nämlich der angesagte Grundstoff, um ein Frühbeet zu „packen“.

Jüngere Gärtnerinnen und Gärtner kennen das vielleicht nicht mehr, weil heute die Früh- und Anzuchtbeete in unseren Gärten meist aus dem Gartencenter oder dem Baumarkt kommen und eher an Küchenfenstern und in Zimmern statt im Garten stehen. Damals aber hat man mit einem alten Fenster, vorhandenen Ziegeln oder Brettern so ein Mistbeet selbst produziert.

Frühbeet
wärmende Pferdeäpfel

Es wurde einfach in der Fenstergröße ein etwa 40 Zentimeter tiefes Loch ausgehoben, mit den Ziegeln oder Brettern ausgekleidet und dann etwas Laub oder Stroh als Isolierung nach unten eingefüllt. Als nächstes wurde lagenweise etwa 25 Zentimeter hoch der Pferdemist eingefüllt, festgedrückt und angefeuchtet, wobei auch ein wenig Laub oder Stroh beigemischt wurde. Dann wurde das Ganze gut abgedeckt, mit dem alten Fenster verschlossen und einige Tage stehen gelassen, wobei der Mist zu gären und zu hitzen begann.

Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, die isolierende Abdeckung zu entfernen und eine zehn bis 15 Zentimeter starke Schicht guter, meist gesiebter Muttererde drauf zu packen und den Kasten wieder zu verschließen. Das Substrat erwärmte sich innerhalb von ein bis zwei Tagen und dann war es an der Zeit mit der Aussaat und der Vorzucht von zum Beispiel Gemüse zu beginnen. Wichtig war, dass immer kontrolliert wurde, ob die Hitze, etwa durch Sonneneinstrahlung, nicht zu hoch wurde. Dann musste das Fenster etwas gelüftet werden, weil sonst die Pflänzchen Schaden nahmen.

Zugegeben, mit den in der Jetztzeit im Handel zu erwerbenden Frühbeetkästen aus Kunststoff ist das weniger Arbeit, aber die alte Methode hatte einen gewissen Charme – und einen unverwechselbaren Geruch. Später im Jahr, wenn die Pflänzchen im Gemüsebeet standen und das alte Fenster zur Seite gestellt wurde, wurden im Mistkasten Kürbisse oder Gurken gesetzt und über den Winter wurde der Inhalt zu wertvollem, allerdings noch etwas scharfem Kompost.

 

Das ist mir übrigens deswegen wieder eingefallen, weil ich im Internet einen Artikel gefunden habe mit dem Titel „Kräuter aus dem Backofen“. Wer also bisher meinte, dass man Kräuter nur im heimischen Garten oder auf dem Balkon anpflanzen kann, der irrt. Tatsächlich gibt es mittlerweile Gerätschaften in der Größe eines Backofens, die es ermöglichen, Kräuter jeder Art in den eigenen vier Wänden wachsen zu lassen – egal ob Frühjahr, Sommer Herbst oder Winter.

Eines dieser Geräte ist der sogenannte „plantCube“:

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Ehrlich, da ist mir das alte, wenn auch geruchsintensive Mistbeet mit den wärmenden Pferdeäpfeln weniger unheimlich,

meint Ihr Redakteur.


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