Die blaue Holzbiene
Laut, schimmernd und riesengroß – diese Biene ist nicht zu übersehen!
Ihr Anflug ist meist schon aus der Ferne zu hören, bevor man sie überhaupt erblickt. Das laute Brummen, sowie ihre Größe machen die Holzbiene leicht erkennbar. Besonders ihre nicht gerade dezente Erscheinung führt jedoch oft dazu, dass die friedliche Biene missverstanden wird.
Mit lautem Brummen fliegt die blaue Holzbiene durch unsere Gärten. Ihr lautes Auftreten in Kombination mit ihrer beeindruckenden Körpergröße führt leider oft zu unnötig stressigen Begegnungen. Während die friedliche Holzbiene auf der Suche nach Nahrung oder Nistplätzen unsere Gärten durchstreift, wird sie oftmals für potenziell gefährlich gehalten und daher entweder panisch die Flucht ergriffen oder gar Jagd auf sie gemacht. Die streng geschützte Art hat jedoch keine bösen Absichten und ist ganz im Gegenteil, wie so viele andere Insektenarten, ein echter Nützling für die heimische Pflanzenwelt.
So sieht sie aus, die blaue Holzbiene
Die blaue Holzbiene ist aufgrund ihrer beeindruckenden Körpergröße von beinahe drei Zentimetern die größte heimische Wildbienenart. Meist ist wird die schwarz, bläulich schimmernde Biene aufgrund von Größe und Behaarung für eine Hummel gehalten. Auch wenn ihr lautes Brummen sowie ihre Größe bei manchen Gärtner:innen Beunruhigung auslösen kann, geht von der Holzbiene keinerlei Gefahr aus. Weibliche Holzbienen besitzen zwar im Gegensatz zu den Männchen einen Stachel, setzen diesen aber nur im äußersten Notfall und bei direkter Bedrohung ein. Die Unterscheidung zwischen den Geschlechtern ist sonst anhand der Fühler gut möglich. Bei Männchen sind die Fühler den Spitzen entgegen gelb-orange gefärbt. Diese Färbung ist bei den Weibchen nicht vorhanden.
Lebensraum & Lebensweise
Grundsätzlich stammt die blaue Holzbiene aus dem wärmeren Süden. Aufgrund der Klimaerwärmung weitet sie aber langsam ihr Verbreitungsgebiet nach Mittel- und vereinzelt sogar Nordeuropa aus. Im Gegensatz zur Honigbiene, welche Staaten bildet, lebt die Holzbiene solitär. Auch ihre Lebenserwartung ist länger als die der allseits bekannten Honigbiene. Zu bestaunen sind sie bei uns zwischen März und Oktober.
Wichtig für Holzbienen ist in ihrem Lebensraum selbstverständlich das Angebot an Nistplätzen und Futterquellen. Wie es ihr Name bereits vermuten lässt, spielt insbesondere Totholz hierbei eine wichtige Rolle. Vorzugsweise bauen Holzbienen ihre Nester in Laubholz wie etwa von Obstbäumen. Alternativ werden auch Pflanzenstängel, Holzbalken, Zaunpfähle oder ähnliches zum Nisten besiedelt. Wichtig ist eine sonnige und vor Fressfeinden geschützte Lage. Hat sie eine geeignete Stelle gefunden, nagt die Holzbiene mit kräftigen Beißwerkzeugen bis zu dreißig Zentimeter lange Gänge und Kammern in das Holz. Diese Kammern dienen oft nicht nur der Aufzucht, sondern auch als Quartier zum Überwintern. Gleich dem Spruch: „Wo gehobelt wird da fallen auch Späne“, produziert die Holzbiene bei ihrer Arbeit große Mengen an Sägemehl. Oft sind ihre Nistplätze aufgrund kleiner Häufchen Sägemehl am Boden unterhalb der Eingänge zu erkennen. In den aufwendig angelegten, durch Speichel und Sägemehl getrennten Kammern, legt die Holzbiene jeweils ein Ei sowie einen kleinen Pollenvorrat, welcher als erste Kraftnahrung für den Nachwuchs dienen soll. Etwa im Juli schlüpfen die ersten Larven, die sich verpuppen und so zur nächsten Generation Holzbienen heranwachsen.
Auch für die Erwachsenen Bienen stellen Nektar und Pollen die Hauptnahrung dar. Durch ihr Fressverhalten und das damit verbundene Anfliegen unzähliger Blüten, trägt die Holzbiene so einen wesentlichen Beitrag zur Bestäubung von Pflanzen bei. Doch nicht bei allen Blüten kommt es zu einer Bestäubung. Dies hat folgenden Grund. Auch wenn die Holzbiene zu den langzüngigen Bienen gehört, reicht für manche Blütenformen die Rüssellänge der Holzbiene nicht aus, um an die begehrte Nahrung zu kommen. Mit der Zeit hat die Holzbiene jedoch gelernt, ihre starken Beißwerkzeuge auch anderwärtig einzusetzen als für die Bearbeitung von Holz. Kurzerhand klettert sie seitlich an der Blüte entlang und nagt eine Öffnung in die Blütenwand. Dies ist für die Blüte nicht unmittelbar tragisch, führt jedoch dazu, dass eine Bestäubung durch die Holzbiene ausbleibt. Besonders gerne werden pollenreiche Blüten wie die der Platterbsen oder des Gartengeißblatts angeflogen.
Die blaue Holzbiene im eigenen Garten
Aufgrund ihrer Verhaltensweise beim Anlegen von Nistplätzen kann die Holzbiene mitunter auch für Probleme sorgen. Besonders an Bebauungen sind die Spuren der Holzbiene nur ungern gesehen. Zum einen aus optischen Gründen aber andererseits auch, weil die vielen Löcher und Gänge dazu führen können, dass etwa Flüssigkeit leichter in das Holz eindringen kann. Das Risiko lässt sich jedoch verringern oder gar gänzlich vermeiden, indem man das Holz lackiert oder lasiert. Gleichzeitig empfiehlt es sich selbstverständlich der Holzbiene Alternativen zu bieten.
Hierfür eignen sich nicht nur spezielle Insektenhotels, sondern schlicht und einfach liegen gelassenes Totholz. Wichtig ist hierbei, dass das Holz an sonnigen Stellen platziert wird und möglichst vor Regen geschützt sein sollte. Viel zu oft wird Schnittgut oder umgefallene Bäume entfernt, verbrannt oder gehäckselt und so wichtiger Lebens- und Brutraum für Insekten zerstört.
Ebenso sollte man für ausreichend Nahrungsangebot sorgen. Aufgrund ihres Rüssels, den sie zum Fressen benutzen, sind blaue Holzbienen vor allem auf Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütlern anzutreffen. Sich im Fachhandel beraten zu lassen und dementsprechende Pflanzen im Garten anzusiedeln kann eine große Unterstützung für die äußerst besonderen und wichtigen Holzbienen sein. Und selbst wenn Holzbienen trotz aller Maßnahmen auf sich warten lassen, profitieren unzählige andere Insekten ebenso von einer vielseitig bepflanzten Blumenwiese. Es lohnt sich somit in jedem Fall.
Die blaue Holzbiene
Lateinisch: Xylocopa violacea
Familie: Echte Bienen (Apidae)
Größe: bis zu 2,8 cm
Färbung: schillernd blau-schwarz
Verbreitung: vor allem Süd- und Mitteleuropa
Nahrung: Nektar, Blütenpollen
Lebensraum: Gärten, Waldränder, Parks
Lebensdauer: etwa 10 Monate
Insektenportrait von Jakob Kuhn