Klein, aber oho! Der Zaunkönig

Klein, aber oho! Einer der kleinsten Vögel Europas mit ganz vielen Besonderheiten

Winzig klein, ein immer aufgestellter Schwanz und ein lauter Gesang, den man wohl nur einem weitaus größeren Vogel zutrauen würde. Den Zaunkönig machen mitunter Merkmale wie diese, zu einem heimischen Vogel, der einige Besonderheiten zu bieten hat.

Wer in Garten oder der Natur einen Zaunkönig zu Gesicht bekommen will, muss oft genau hinschauen. Der Vogel mit vergleichsweise unscheinbarem Federkleid ist nicht nur winzig klein und somit leicht zu übersehen, sondern auch äußerst flink beim geschickten Huschen durch das Unterholz. Der Zaunkönig weist neben optischen Merkmalen auch einige sehr interessante Verhaltensweisen auf, die für seine Art typisch sind.

So sieht er aus, der heimische Winzling

Mit seiner Körpergröße von nur maximal zehneinhalb Zentimetern, bei ausgestreckter Schwanzfeder, zählt der Zaunkönig zu den kleinsten Vögeln Europas. Kaum verwunderlich bei solch einer Größe ist auch das Gewicht des Vogels, das lediglich zehn Gramm beträgt. Eine zwei Euro Münze ist somit nur um einen Hauch leichter als das kleine Vögelchen. Weniger auffällig, aber dennoch nicht uninteressant ist sein Gefieder. Es ist im Vergleich zu anderen heimischen Singvögeln eher unscheinbar. Eine zu grelle Färbung würde ihm jedoch ohnehin nur die gute Tarnung im dichten Unterholz nehmen. Sein Federkleid ist zur Gänze braun beziehungsweise rötlich-braun, wobei die Unterseite deutlich heller ausfällt als die Oberseite. Gezeichnet ist er außerdem auf Bauch, Schwanz und Flügeln von einer zarten schwarzen Bänderung. Sein wohl markantestes optisches Erkennungsmerkmal sind jedoch die Schwanzfedern des Zaunkönigs. Diese sind mit nur wenigen Ausnahmen beinahe immer senkrecht nach oben aufgestellt.

Lebensraum & Lebensweise

Interessanterweise stammt der Zaunkönig ursprünglich aus Amerika. Weltweit gibt es rund 60 Zaunkönigarten, von denen die Größte Anzahl im tropischen Süd- und Mittelamerika leben. Eine Art jedoch hat es vor geraumer Zeit zu uns nach Europa geschafft und zählt hier mittlerweile zu den häufigsten Brutvogelarten. In der Natur findet man den Zaunkönig am ehesten in Wäldern mit viel dichtem Unterholz oder in wassernahen Bereichen mit ausreichend Deckungsmöglichkeiten. Auf der Suche nach Nahrung schlüpft und zwängt sich der kleine Vogel durch dichtestes Gehölz, das für andere Arten schon gar nicht mehr zugänglich ist. Dort sucht er nach Insekten sowie deren Larven, Spinnen, Asseln und ähnlichem. Mit seinem spitzen Schnabel geht er gelegentlich am Wasser sogar auf die Jagd von kleinen Fröschen oder etwa Jungfischen. Auch beim Brutverhalten legt der Zaunkönig ein interessantes Verhalten an den Tag. Sofern sich für ihn im menschlichen Umfeld keine Gelegenheit bietet in beispielsweise einem Mauerloch, Höhlungen oder Nischen zu brüten, baut der Zaunkönig natürlicherweise seine Nester bodennah und gut versteckt in Wurzelteller umgestürzter Bäume, frei gespülten Wurzeln der Ufervegetation oder dichtem Gehölzmaterial. Besonders ist, dass es für den Zaunkönig mit nur einem Nest nicht erledigt ist. Damit ein Weibchen sich auf das Imponierverhalten des Männchens einlässt, muss es zuvor eine Vielzahl an so genannten Wahlnestern errichten. Die Nester bestehen aus feuchten Blättern, welche beim Trocknen fest aneinanderkleben. Durch Hinzufügen von Moos, Gras, Stängeln oder kleinem Zweigmaterial entsteht ein kompaktes, festes und kugelförmiges Konstrukt mit seitlichem Eingangsloch. Normalerweise errichtet ein Männchen innerhalb seines Reviers drei bis vier solcher Nester. Es wurden jedoch bereits bis zu neun Stück gezählt.

Entscheidet sich das Weibchen nach gründlicher Begutachtung für eines der Nester, beginnt es dieses mit Moos, Tierhaaren oder Federn zu füllen, um es für die Brut vorzubereiten. Damit die Arbeit des mehrfachen Nestbaus nicht gänzlich umsonst war, versucht das Männchen weitere Weibchen für seine Nester zu begeistern. Sollte dies nicht gelingen, war der Aufwand trotzdem nicht ohne weiteren Nutzen, da die leeren Nester dann oft als Rückzugsort und Schlafmöglichkeit genutzt werden. Da oft zweimal im Jahr gebrütet wird, können Populationseinbußen durch harte Winter, Katzen oder andere Fressfeinde innerhalb weniger Jahre wieder ausgeglichen werden. Während andere insektenfressende Arten unser Land im Winter verlassen, bleiben die meisten Zaunkönige ihrem Standort das ganze Jahr über treu. Normalerweise sind die Männchen recht aggressiv gegenüber dem gleichen Geschlecht und vertreiben Rivalen eifrig aus ihrem Revier. Umso beeindruckender ist daher, das Verhalten der Zaunkönige im Winter. Unter äußerst kalten Bedingungen in Winternächten, überwinden selbst die Männchen ihr Konkurrenzverhalten und teilen sich mit anderen Artgenossen geschützte Stellen, um sich dort gegenseitig warm zu halten. Mit dem Kopf nach innen und dem Schwänzchen nach außen, liegen dann mitunter bis zu zwölf oder sogar mehr Zaunkönige dicht aneinander gedrückt beisammen. Tagsüber ist jedoch schnell wieder alles beim Alten und jeder Männliche Vogel beansprucht wieder vehement und mit lautem Gesang sein Revier. Der Vogelsang des Zaunkönigs ist im Übrigen eine weitere unglaubliche Besonderheit für sich. Im Verhältnis zur Körpergröße hat der Zaunkönig nämlich die lauteste Stimme. Mit bis zu 90 Dezibel übertönt er sogar starken PKW-Verkehr und ist dabei bis zu einem halben Kilometer zu hören.

Maßnahmen im eigenen Garten für königlichen Besuch

Der Zaunkönig kann durch seine Ansprüche an den Lebensraum grundsätzlich als eine „Leitart“ für vogelfreundliche Gartengestaltung herangezogen werden. Was für ihn begünstigend wirkt, ist somit auch für einige andere Arten eine Bereicherung. Prinzipiell gilt jedoch zu sagen, dass Liebhaber und Liebhaberinnen von Ordnung und möglichst gepflegten Flächen wohl etwas von ihren Überzeugungen wie ein Garten auszusehen hat, abkommen müssen, um für den Zaunkönig einladende Landschafts- beziehungsweise Gartenelemente schaffen zu können. Wie auch für viele anderen Arten, ob nun Vögel oder etwa Insekten, empfiehlt sich die Anlage oder besser gesagt das Zulassen von „wilden Ecken oder Bereichen“ im Garten. Dies kann sich oft weitaus einfacher gestalten als man vielleicht zu Beginn annehmen würde. Es kann bereits ausreichen, einen Asthaufen aus Schnittmaterial im Garten liegen zu lassen, in dem ein Zaunkönig in weiterer Folge Unterschlupf finden kann. Weitere Möglichkeiten bieten Efeuranken an Hauswänden oder Zäunen, Totholzmaterial oder sogar Brennholzstapel. Überall dort, wo der Zaunkönig gut versteckt auf der Suche nach Nahrung durchschlüpfen kann, fühlt er sich wohl. Auch bei der Brut kann man unterstützende Maßnahmen setzen. Im Handel erhältlich sind zum Beispiel speziell entwickelte kugelförmige Nisthilfen. Diese erhöhen das Angebot von Nistplätzen im Revier des Zaunkönigs. Dadurch ist es möglich dem Zaunkönig Männchen beim Bau der vielzähligen sogenannten „Backofennester“ ein wenig unter die Flügel zu greifen.

Portrait: Zaunkönig

Lateinisch: Troglodytes troglodytes

Familie: Zaunkönige (Troglodytidae)

Größe: 9 – 10,5 cm

Gewicht: 10 g

Verbreitung: Amerika, weite Teile Asiens, Europas und Nordafrika

Nahrung: Insekten, Spinnen und Samen (letzteres vor allem im Winter)

Lebensraum: Wälder, Gärten, Parks, Feldränder und Uferzonen

Zugverhalten: in Mitteleuropa eher Standvogel, allgemein Teilzieher

Brutzeit: 1. Brut Ende März – Mai, 2. Brut Juni – Juli

Status: nicht gefährdet (Trend: stabil)

von Jakob Kuhn


Das könnte Sie auch interessieren