Gut gebaut statt gut gemeint

Nisthilfen für Wildbienen richtig bauen

Sie zählen zu den wichtigsten Bestäubern. Wildbienen, von Hummeln einmal abgesehen, leben solitär, eine einzelne Biene zieht allein ihren Nachwuchs groß. Jede Art macht das unterschiedlich, aber alle legen ihre Eier in Höhlen, Röhren, Erdlöcher und andere Hohlräume ab. Die Natur bietet hier genug Möglichkeiten – wenn man sie lässt. Man kann aber auch nachhelfen.

Willkommen im Garten

Eine Art, Wildbienen in den Garten zu locken, ist also, ihnen Totholz, offene, feuchte Lehmstellen und ganz allgemein etwas „Unordnung“ zu bieten. So sollte man den Herbstputz auf den Frühling verlegen: Pflanzenstängel bleiben stehen und werden erst entfernt, wenn die neuen Pflanzen bereits austreiben. Dann sind auch die jungen Bienen geschlüpft und ausgeflogen. Eine zweite, sehr beliebte Möglichkeit ist, Nisthilfen zu bauen bis hin zu mehrstöckigen Hotels und Palästen. Wer nicht selber basteln will, kann sie auch einfach kaufen oder Bausätze erwerben. Leider sind aber manche „Hotels“ schlecht gebaut und werden kaum oder gar nicht von den kleinen Gästen angenommen.

Insektenhotel, Nützlingshilfe, Bienentankstelle

Wie baut man also richtig? Hier helfen auch Naturschutzorganisationen gerne weiter. Tipps und Tricks wurden hier zusammengetragen. Die einzelnen Elemente können ganz nach Wunsch, nach Platz und nach Verfügbarkeit der Materialien miteinander kombiniert werden. Dazu braucht es keinen extra angefertigter Holzrahmen, die Bestandteile können auch in einem alten Regal oder ähnlichem Platz finden. Praktisch sind auch Lösungen, die Nisthilfen für Insekten mit anderen Elementen kombinieren. So können sie zum Beispiel als bunte, interessante „Füllung“ in eine Sichtschutzwand integriert werden. Nisthilfen für Wildbienen sollten an einem sonnigen Platz montiert oder aufgestellt werden, der gegen Wind geschützt ist. Dächer sollten nicht weit hervorkragen, denn beschattete Teile werden nicht angenommen.

Wildbienen: Diversität ist ihr Markenzeichen

Die kleinen Wilden sind ungemein vielfältig und so sind es auch ihre Nistweisen. Nur etwa 30 der heimischen Wildbienen-Arten steigen in Insektenhotels ab, und sie sind gerade die weniger gefährdeten. Viele Arten graben Nester in den Boden und brauchen also Brachflächen, offene, lockere Erde oder Sand. Andere nagen selbst Gänge in markhaltige Stängel oder in morsches Holz. Je größer die Vielfalt an solchen Möglichkeiten im Garten ist, desto mehr Bienen können sich potentiell ansiedeln. Das beste Insektenhotel nützt nichts, wenn der Garten keine Nahrung bietet. Wildbienen fliegen keine weiten Strecken und brauchen Blüten ganz in der Nähe, und zwar wiederum in einer großen Vielfalt.Auch zeitlich gesehen: am besten vom zarten Frühling bis zum späten Herbst.
Wildbienen-Hotels müssen gelegentlich gewartet werden: Hohle Stängel tauschen, Holz mit Bohrungen erneuern usw. Wildbienen besiedeln nur ganz selten alte Nester. Außerdem steigt die Gefahr, dass sich Parasiten vermehren. In der Praxis hat sich gezeigt, dass auch Spechte Gefallen an den mit Larven gefüllten Bohrlöchern finden. Ein Specht kann da ein ganzes Hotel in kurzer Zeit ausräumen. Die einzige Möglichkeit bleibt dann, ein Hasengitter oder ähnliches davor zu befestigen.

Kombinationen

Insektenhotels müssen nicht solitär im Garten stehen oder hängen. Gebohrte Hölzer oder Lehmziegel und andere Elemente können auch in Sitzmauern mit Holzauflage integriert werden. Auch in lockeren Steinmauern lassen sich einzelne Elemente unterbringen. Ein besonders schönes Beispiel ist der verbreiterte Torrahmen einer Gartentür. Der Türstock, ein geschweißter Metallrahmen, wurde mit Ästen, gebohrten Stämmen, hohlem Bambus usw. von unten nach oben befüllt, wobei die Zwischenräume mit Lehm ausgekleidet wurden. Ein charmantes Detail, das keinen Extraplatz im Garten braucht.

Hummelnester

Eine Gattung der Wildbienen lebt nicht solitär: Hummeln bilden Staaten wie Honigbienen. Aber auch Hummelvölker – es gibt ja viele verschiedenen Hummel-Arten – bauen so unterschiedliche Nester, dass es nicht „eine“ Nisthilfe gibt, die man empfehlen kann. Es ist also am besten mehrere Typen im Garten anzubieten. Diverse Hummelnisthilfen kann man leicht selbst basteln, aber auch einfach kaufen, im Garten ausbringen und auf Besiedelung hoffen. Beachten Sie dabei die Tipps gegen die Ausbreitung der Wachsmotte, einem schlimmen Parasiten in Hummelnestern! Die im Gemüsebau eingesetzten, gezüchteten Hummelvölker im Garten auszulassen ist keine gute Idee. Hummelzucht für Paradeiser, Gurken oder Kürbis ist ja keine Naturschutzmaßnahme, sondern eine wirtschaftliche, um den Fruchtertrag zu erhöhen. Sie verfälschen heimische Populationen und sollten im Glashaus bleiben. Hummelzuchten für Obstplantagen im Freien halte ich für bedenklich, denn sie kreuzen sich mit ansässigen Tieren, werden aber von weither transportiert. Viel besser ist es, die Umgebung, den Garten, die Landwirtschaft und ganz allgemein unsere Denkweise so zu verändern, dass genug natürlich aufwachsende Hummelvölker den Ertrag von Landwirten und Gärtnern sichern. Hummelvölker sterben bis auf die befruchtete Königin im Herbst aus. Nur sie überwintert.

Elemente für Wildbienen-Nützlingshilfen

Nisthölzer

  • Hartholz statt Weichholz verwenden. Ideal sind Esche, Buche, Robinie oder Eiche, gut gelagert und trocken, ohne Rinde. Auch langsam gewachsene Birke ist hart genug. Weichholz wie Fichte, Lärche usw. fasert zu stark und wird kaum bis gar nicht besiedelt.
  • Bohrungen ins Längsholz (also quer zum senkrechten Stamm) und nicht ins Stirnholz (etwa Baumscheibe mit Jahresringen) sind besser: das verhindert Sprünge und Risse.
  • Kein frisches Holz verwenden, es reißt und bildet Sprünge. Bohrungen mit Rissen werden nicht besiedelt. Jahrelang abgelagertes Holz ist ideal.
  • Durchmesser der Bohrlöcher 2-9 mm (variieren!)
  • Tiefe der Bohrlöcher 5-10 cm (nicht ganz durchbohren)
  • Mindestabstand zwischen den Löchern 1-2 cm (je größer die Bohrlöcher desto großer der Abstand zwischen ihnen): nicht zu dicht!
  • Die Bohrlöcher sollten innen so glatt wie möglich sein. Bohrer also während der Arbeit drehen und immer wieder beim Bohren herausziehen.
  • Ränder der Bohrlöcher und Vorderseite des Hartholzblocks mit Schmirgelpapier sorgsam glätten, sodass keine Späne etc. abstehen, an denen sich die Bienen an den Flügeln verletzen könnten. Raue Löcher mit ausgefransten Rändern werden nicht angenommen.
  • Sägemehl restlos ausklopfen
  • Die Nisthölzer sollten immer, also auch im Winter, draußen bleiben.

Markhaltige Pflanzen

  • Mauerbienen und andere Arten besiedeln nur einzelne, senkrechte Stängel, aber keine Bündel davon. Daher abgeschnittene Stängel in den Boden stecken und bis zum Frühjahr dort stehen lassen.
  • waagrechte Position wird nicht angenommen
  • Einfach auch vorhandene Pflanzen über den Winter im Garten stehen lassen und nicht ganz zurückschneiden: Himbeere, Brombeere, Holunder, Königskerze, Beifuß, Sommerflieder
  • Triebe anschneiden, damit Insekten Zutritt haben
  • Hohle Stängel
  • Stroh, Schilf, Bambus auf 15-20 cm Länge mit glattem Schnitt abschneiden (nicht quetschen oder ausfransen)
  • Ein Ende muss geschlossen sein, daher unter dem Knoten schneiden (natürlicher Abschluss) – oder die Halme etwa in Fliesenkleber an der Rückseite fixieren
  • Mark-Reste aus Bambus ausräumen
  • In Behälter wie Dose dicht füllen
  • waagrechte Position wird angenommen

Morsches Holz

  • Morsch (und damit weich) genug für Wildbienen, um selbst Gänge zu bohren
  • Ein Stück im Ganzen bietet manchen Wildbienen wie der Holzbiene die Möglichkeit darin zu nisten

Ziegel

  • Löcher von Hohlziegeln sind zu groß und haben scharfe Grate und Kanten.
  • Massive Ziegel („Strangfalzziegel“) verwenden oder Hohlziegel mit Lehm oder Bambusröhrchen etc. füllen
  • In massive Strangfalzziegel Löcher mit Durchmessern von 3-10 mm und 2-3 cm Tiefe bohren
  • Alternativ auch selber aus Ton Blöcke formen und Löcher bohren

Ton, Lehm, Sand

  • Lösslehm (wie in natürlichen Steilwänden) ist getrocknet gerade richtig, nicht zu weich und nicht zu hart. Die Bienen müssen selbst graben können, die Gänge dürfen aber auch nicht zusammenstürzen
  • Hart gewordenen fetten Lehm oder Ton in Nisthilfen können Bienen nicht verwenden.
  • Teichufer oder Bachufer oder auch nur feuchte Stellen im Garten so zu gestalten, dass weicher Lehm/Ton stets vorhanden ist
  • trockene, sonnige, schütter bewachsene Böschungen oder Gartenecken erhalten
  • Sandflächen unter Dachvorsprüngen (Regenschutz) erhalten
  • Sand in Töpfe oder Balkonkistchen etc. füllen und sonnig im Garten aufstellen.
  • Breite Fugen bei in Sandbett verlegtem Pflaster belassen

Text von Alice Thinschmidt, Bilder von www.gartenfoto.at


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