Gäste in Hügelbeet und Kompost

Der Name dieser Tiere (Engerling) lässt sich aus dem althochdeutschen herleiten und bedeutet soviel wie kleiner Wurm oder Made. Bei diesen Engerlingen handelt es sich um die Larven verschiedener Käferarten. Der weiche, fleischige und weißbräunliche Körper endet in einem relativ kleinen orangebraunen Kopf. Meistens entdecken wir sie zusammengerollt in ihrer für sie typischen hufeisengleichen Haltung. Die meisten dicken Larven erreichen eine Länge von maximal sechs Zentimetern. Manche davon schädigen unsere Gärten unentdeckt auf ihrer unterirdischen Nahrungssuche. Andere wiederum unterstützen uns bei der Gartenarbeit.

Nützling oder ungebetener Gast?

Die Engerlinge, aus welchen sich später einmal Rosen- (Cetonia aurata), Nashorn- (Oryctes nasicornis) und Hirschkäfer (Lucanus cervus) entwickeln werden, ernähren sich ausschließlich von morschem, feuchtem und durch Pilzbefall zermürbtem Holz. Diese Larven sind wertvolle Bestandteile des Ökosystems, da sie die Umwandlung von Gartenabfällen zu nährstoffreichem Humus beschleunigen.

Die Engerlinge, aus denen später einmal Mai- (Melolontha melolontha) und Junikäfer (Amphimallon solstitiale) entstehen werden, fressen jedoch die lebendigen Wurzeln der Pflanzen.

Unterscheidung

Wie können wir die Nützlinge von den Schädlingen unterscheiden? Ein unkomplizierter Test gibt uns Aufschluss darüber, ob es sich bei dem vorliegenden Tier um einen Helfer oder einen ungebetenen Gast handelt. Zunächst müssen wir die zu bestimmende Engerlingart auf festen Untergrund legen und dann einfach nur beobachten. Die für unsere Pflanzen schädlichen Larven von Mai- und Junikäfern verharren meistens in ihrer „Hufeisenposition“ oder drehen sich auf den Bauch oder zur Seite.

Die, sich nur von Totholz ernährenden Rosenkäfer-Larven drehen sich jedoch meistens gleich auf ihren Rücken und versuchen raupenartig vor der grellen Sonne zu flüchten. Die ebenfalls nützlichen und für lebende Pflanzen ungefährlichen Larven von Nashorn- und Hirschkäfern sind wesentlich größer und erreichen eine Länge von bis zu zehn Zentimetern. Anhand dieses erheblichen Größenunterschiedes lassen sie sich leicht von den anderen Engerlingen unterscheiden.

Die Nützlinge, welche lediglich abgestorbene Pflanzenteile verdauen, Humus produzieren und die Bodenqualität verbessern, sollten von uns rasch wieder mit Erde bedeckt werden, da das grelle Sonnenlicht ihnen aufgrund ihrer dünnen und wenig pigmentierten Haut schadet und sie rasch austrocknet.

Bekämpfung der ungebetenen Gäste

Von dem Gebrauch synthetischer Pestizide sollten wir unbedingt Abstand nehmen, da diese auch von den Pflanzen, welche wir selbst zu verzehren beabsichtigen, aufgenommen werden würden oder unseren Kompost, den wir später zur Düngung und als Bodenverbesserung verwenden wollen, kontaminieren würden. Wesentlich ungefährlicher und ebenso effektiv ist es, wenn wir stattdessen unsere Hochbeete kräftig gießen. Nach einer Weile wühlen sich die Engerlinge – aufgrund dieses simulierten Regens – bis zur Erdoberfläche durch, wo wir sie rasch und unkompliziert händisch einsammeln können. Die von uns überlisteten Larven können wir anschließend – in einer alten Schüssel – den Vögeln zum Fraß bereitstellen. Für diese bunten Gartenbesucher stellen die Engerlinge einen eiweißreichen Leckerbissen dar.

Durch das Aufstellen von Nistkästen und die Pflanzung von Hecken in der Nähe unserer Hügelbeete und Kompostplätze fördern wir ein Ansiedeln der natürlichen Fressfeinde unserer ungebetenen Gäste. Das regelmäßige Durchmischen und Umwühlen des Erdreichs unterstützt die natürliche Eindämmung der Engerlingpopulation zusätzlich, da durch diese Vorgehensweise die Larven an die Oberfläche gelangen und von den Vögeln als Futter angenommen werden. Eine weitere biologische Pflanzenschutzmaßnahme stellt der Einsatz von Nematoden dar. Es handelt sich hierbei um winzige – im Fachhandel erhältliche – Fadenwürmer, welche wir mit bloßen Augen nicht erkennen können. Diese nützlichen Parasiten sind darauf spezialisiert, ausschließlich in den Organismus von bestimmten Schädlingen einzudringen. Im Körper der Käferlarven vermehren sie sich so lange, bis die aufgedunsenen Kreaturen schließlich absterben. Diese gänzlich chemiefreie Bekämpfungsmethode ist für uns Menschen und unsere Haustiere völlig ungefährlich.

Da ein feuchtwarmes Milieu die idealen Voraussetzungen für das drastische Ansteigen der Larvenpopulation darstellt, sollten wir unbedingt sicherstellen, dass unser Komposter durch eine regenwasserdichte Abdeckung geschützt ist. Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, dass sowohl Rasen- und Wiesenschnitt, als auch Laub nur im trockenen Zustand auf den Komposthaufen geworfen wird. Speisereste aus Fleisch oder Kot sollten auf keinen Fall darauf landen, da dieser Unrat neben dem unangenehmen Geruch, den er verströmt auch noch unerwünschtes Getier anzieht. Eierschalen, Sägemehl, Speisereste aus Pflanzen, Teesatz, Kaffeesud, zerkleinerte Äste und andere typische Gartenabfälle können hingegen (idealerweise getrocknet) bedenkenlos darauf entsorgt werden. Das gelegentliche Unterheben von Kalk-Pulver stellt eine weitere Möglichkeit der Populationsreduktion der unerwünschten Engerlinge dar, da Kalk für diese Tiere giftig ist. Bevor wir letztendlich den fertigen Humus in unseren Gärten ausbringen, ist es immer ratsam, diesen natürlichen Dünger zunächst durchzusieben, um das unbeabsichtigte Verbreiten von Ungeziefer zu verhindern.

 

von Ing. Achim Koptik, BSc


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