Obstbauliche Arbeiten im Mai

Schon am 21. Februar wurde aufgrund der ungewöhnlich hohen Tagestemperaturen im Burgenland ein blühender Mandelbaum gesehen. Ein früher Blühbeginn, wie wir ihn auch bei den Marillenbäumen fast jedes Jahr wieder erleben, bringt aber auch viele Gefahren mit sich. Im vergangenen Jahr waren es Niederschläge, die zu einem massiven Befall durch die Blüten- und Triebspitzenmonilia geführt haben. Betroffene Kleingärtner werden sich sicherlich noch daran erinnern. Zusätzlich besteht aber auch die Gefahr, dass Minusgrade in den Morgenstunden Schäden, selbst schon bei kleinen Früchten bis Anfang Mai hinein, verursachen können.

Schaden an Johannisbeerstrauch
Gegen Fäulnis an Erdbeeren schützt Stroh unter den Fruchtständen.
Beerenobst

Unsere Beerenobstarten sind bis auf einige wenige Sorten selbstfruchtbar. Das bedeutet, dass sie sich selbst bestäuben können. Eine Fremdbefruchtung bringt aber immer einen besseren Fruchtansatz. Bei zu kühlen, zu feuchten und zu kalten Witterungsbedingungen sind die Trauben oft nur mit wenigen Beeren besetzt. Man spricht dann vom "Verrieseln" der Trauben.
Nach den Johannisbeerblasenläusen, die von den Sträuchern abwandert sind, findet man jetzt an den Triebspitzen die Johannisbeertriebläuse. Durch ihre Saugtätigkeit drehen sich die Blätter ein, wodurch eine biologische Bekämpfung schwierig wird. Das Wegschneiden der befallenen Triebspitzen ist dann eine zielführende Maßnahme.
Mehltautriebe an den Stachelbeeren sind ebenfalls durch Wegschneiden zu bekämpfen. Tritt der amerikanische Stachelbeermehltau immer wieder auf, sollten die Sträucher gerodet und im Herbst durch tolerante oder resistente Sorten ersetzt werden.
Zusätzlich können im Mai bei dieser Obstart zwei Arten von Stachelbeerwespen auftreten. Die hellgrünen und blaugrünen Larven fressen während ihrer Entwicklung die Sträucher kahl. Wird gegen die erste Generation dieser Schädlinge nichts unternommen, besteht die Gefahr, dass weitere zwei bis drei Generationen auftreten. Deshalb sollte beim Sichtbarwerden der ersten Raupen mit einem Kontaktinsektizid gespritzt werden. Als Alternative könnte man die Triebe auch abklopfen und die Raupen einsammeln. Diese aufwändige Arbeit müsste aber mehrmals erfolgen.
Ähnlich ist bei der Bekämpfung der Himbeerkäfer, die die Himbeeren und Brombeeren befallen, vorzugehen. Die weiblichen Tiere legen zur Zeit der Blüte ihre Eier in die Blütenböden ab. Durch Aufhängen von Weißtafeln, die mit Insektenleim bestrichen wurden, oder ebenfalls durch Abklopfen der Triebe und Einsammeln der Käfer, ist eine Bekämpfung möglich. Himbeer- und Brombeerruten, die noch nicht am Heckengerüst angebunden wurden, sind an diesem zu fixieren, damit keine Scheuerstellen entstehen.
Um einen unerwünschten Aufwuchs in den Beerenobstreihen zu unterbinden, ist unter den Sträuchern gut verrotteter Kompost oder Rindenmulch aufzutragen.

Erdbeeren

Sie sind die ersten Früchte, die aus dem Garten kommen. Um Fäulnis an den Früchten zu vermeiden, ist Stroh, falls vorhanden, oder Holzwolle, die man auch schon in Blumenmärkten bekommt, unter die Fruchtstände zu legen. Bei feuchter Witterung treten Nacktschnecken auf. Bei Barrieren aus Kalk, Sägespänen oder wo sogar Zäune errichtet, wurden, muss man aber sicher sein, dass das Erdbeerbeet frei von Schnecken ist.

Eine Gelbtafel alleine reicht nicht gegen Kirschfruchtfliegen.
Pheromonfallen gegen Pflaumenwickler verwenden.
Steinobst

Die Gefahr von Morgenfrösten besteht auch Anfang Mai noch. Trotzdem sollte schon in der zweiten Hälfte des Monats mit dem Ausdünnen, vor allem der frühreifenden Marillen-, Pfirsich- und Nektarinensorten begonnen werden. Ein typisches Zeichen dafür, dass eine Befruchtung erfolgt ist, ist das Sichtbarwerden der kleinen Früchte nach Abstoßen der Kelchhülle. Bei einem zu starken Fruchtansatz wäre durch Ausdünnen die Fruchtanzahl zu reduzieren. Dadurch werden die verbleibenden Früchte nicht nur größer, sondern auch die Fruchtfleischqualität wird deutlich verbessert.
Bei dieser Arbeit sind gleichzeitig die Triebe, die durch die Blüten- und Treibspitzenmonilia geschädigt wurden, wegzuschneiden.
Im Mai, wenn die Temperaturen am Tag über 20 °C ansteigen, ist mit einer massenhaften Vermehrung von tierischen Schädlingen zu rechnen. Eine Behandlung mit einem biologischen oder synthetischen Präparat kann eine weitere Vermehrung dieser Blattsauger unterbinden. Speziell an den Frühkirschen, die ab dem 20. Mai reifen, sorgen die schwarzen Kirschläuse durch ihre Honigtauausscheidungen für klebrige und dadurch ungenießbare Früchte.
Schon in der ersten Maihälfte ist, wie Erfahrungen gezeigt haben, an der Südseite der Kirschenbäume eine Gelbtafel aufzuhängen, um den Flugbeginn der Kirschfruchtfliegen und die Intensität ihres Auftretens festzustellen. Gelbtafeln, auch mehrere, alleine reichen aber für eine Bekämpfung nicht aus. Mit einem von der AGES zugelassenen Insektizid ist unter Einhaltung der Karenzzeit wenigstens eine Behandlung notwendig.
An den Zwetschken- und Pflaumenbäumen wird der Blüten- und später der Fruchtansatz durch zwei Schädlinge deutlich reduziert. Schon während der Blüte treten die Pflaumensägewespen auf. Findet man jetzt unter den Bäumen kleine Früchte, die ein Bohrloch aufweisen, so sind diese Schäden auf die Sägewespen zurückzuführen.
Schon in der ersten Maihälfte beginnt der Flug der Pflaumenwickler. Mit einer Pheromonfalle wären auch hier der Flugbeginn und die Intensität des Auftretens dieses Schädlings festzustellen und dann die dementsprechenden Pflanzenschutzmaßnahmen zu setzen.
Ab Mitte Mai kann durch Wegschneiden, Pinzieren (Einkürzen der krautigen Triebspitzen) oder Binden der im Wachstum befindlichen Triebe in die Kronenentwicklung der jungen Steinobstbäume eingegriffen werden. Bei diesen Schnittarbeiten vermeidet man Wunden, die im Herbst beim Schnitt entstehen würden.

Stein- und Kernobst

Bei den Kopulationen und Geißfußpfropfungen, die schon Ende März durchgeführt wurden, sollten die Knospen der Edelreiser bereits deutlich durchgetrieben haben. Störende Wildtriebe sind im Bereich der Veredelungen weg zu brechen, damit die Edeltriebe ungestört wachsen können.
Veredelungen, die durch Nylonsäckchen vor dem Austrocknen geschützt wurden, müssen an einem feuchteren und kühleren Tag etwas geöffnet werden, damit sich die weichen Triebe langsam an die Außentemperaturen gewöhnen können.
Eine Veredelungsmethode, die aufgrund der Witterungsverhältnisse oft erst im Mai durchgeführt werden kann, ist das Rindenpfropfen. Hier müssen sich nämlich die Rinden problemlos von den Holzkörpern lösen, damit man die Edelreiser pfropfen kann. Wichtig ist dabei, dass sich die Veredelungsreiser noch in Winterruhe befinden.
Weiterhin sollte auf einen Befall durch Frostspannerraupen kontrolliert werden.

Kernobst

Feuchte und Wärme fördern das Auftreten von Pilzkrankheiten. Während man im Kleingarten einen Mehltaubefall auf Apfeltrieben durch Wegschneiden der geschädigten Triebspitzen bekämpfen kann, sind Schorfinfektionen problematischer. Wenn schon die kleinen Früchte befallen werden, reißen die Schalen während ihres Wachstums auf und beginnen zu faulen. Deshalb sollte man bei Neupflanzungen Apfelsorten setzen, die gegen Schorf resistent sind. Es gibt bereits eine Vielzahl von Sorten in den Baumschulen, die auch geschmacklich hervorragend sind.
Ab Mitte Mai treten ebenfalls bei feuchtwarmer Witterung auf den Blättern der Birnbäume orange Flecken auf. Es handelt sich dabei um einen Befall durch Sporen des Birnengitterrostes, die sich über den Winter auf den Wacholdergewächsen entwickelt haben.
Der Flugbeginn der Apfelwickler setzt ab Mitte Mai ein und ist mit einer Pheromonfalle zu kontrollieren. Falter, die aber schon in der ersten Maihälfte fliegen, stellen noch keine Gefahr für die kleinen Früchte Apfelund Birnenbäume dar. Mit einem stärkeren Auftreten ist erst dann zu rechnen, wenn die Nachttemperaturen über 15 °C liegen. Schon Ende Mai setzt der Junifruchtfall ein. Wenn dieser beendet ist, sollte mit dem Ausdünnen der frühreifenden Sorten begonnen werden.
Auch mit dem Feuerbrand, einer Bakterienkrankheit, ist zu rechnen. Austretender Schleim aus den Trieben von gelber bis orangener Farbe sowie absterbende Triebspitzen sind Symptome dafür. Da aber auch tierische Schädlinge Triebspitzen zum Welken bringen, ist der zuständige Feuerbrandbeauftragte zu informieren, der dann die notwendigen Maßnahmen einleiten muss.

Text von Dipl. Ing. Peter Modl


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