Gern gesehen: Der häufigste Wintervogel in Österreichs Gärten ist die Kohlmeise.

Und die ganze Vogelschar?

Singvögel sind gern gesehene Gartengäste. Wohl jeder Gartenbesitzer freut sich, die großen Sympathieträger am winterlichen Futtersilo begrüßen zu können, oder zu genießen, wenn Amsel, Meise und Co. in ihre Frühlingsgesänge einstimmen.

Vogelfreundlich

Gärten können zwar in die Presche springen, wenn der natürliche Lebensraum von Wildvögeln ohne Unterlass verdrängt wird. Aber auch hier wird es zunehmend stiller. Machen Sie sich Gedanken, wie Sie Vögel in Ihren Garten locken können? Meist kommen uns da Futterhäuschen mit einem großen Futtersortiment oder schöne Nistkästen in den Sinn. Leider helfen auch sie nichts, wenn der Rest des Gartens nicht „vogelfreundlich“ gestaltet ist. So leben etwa auf einem mit Herbiziden behandelten Englischen Rasen im Gegensatz zu einem Rasen, wo auch Gänseblümchen und Löwenzahn ihren Platz haben dürfen, weit weniger Insekten. Gerade diese sind aber für viele Singvögel gesuchte Nahrung. In reich strukturierten, abwechslungsreichen Naturgärten hingegen, in denen auch ein wenig „Wildwuchs“ seinen Platz findet, fühlen sich Vögel wohl. Denn hier finden die Federknäuel Versteckmöglichkeiten und genug Essen für die Jungen, und Nistkästen werden gern angenommen.

Reiches Buffet

Geben Sie heimischen Gehölzen, Kräutern und Stauden den Vorzug. Schließlich haben sich Pflanzen und Tiere in einer langen Entwicklungsgeschichte aneinander angepasst und profitieren voneinander.
Samen- und früchtetragende Pflanzen bieten den gefiederten Freunden Nahrung in Hülle und Fülle – auch im Herbst und Winter – vorausgesetzt, dass Gärten im Herbst nicht radikal ausgeräumt werden. Lassen Sie die hohlen Stängel von Stauden stehen. Hier überwintern Insekten und ohne sie wachsen auch noch so kleine Vogelarten wie Zaunkönig und Rotkehlchen nicht heran.
In kleinen Gärten oder auf Balkonen bieten Kletterpflanzen Versteck- und Nistmöglichkeiten. Die Altersform des Efeus etwa hat noch den zusätzlichen Vorteil, dass sie die Vögel mit frühen Blüten – damit indirekt mit Insektenfutter – und Beeren versorgt.
Wo es mehr Platz gibt, locken Gehölze wie Berberitze, Holunder, Schlehe, Gewöhnlicher Schneeball und der Weißdorn mit ihren Blüten ebenso eine Vielzahl an Kerbtieren in den Garten wie z. B. Stauden wie Dill, Königskerze, Salbei und Schafgarbe. Die angelockten Insekten sind vornehmliche Nahrungsquelle – vor allem für den Vogel-Nachwuchs.
Auch in der Rinde alter knorriger Äste finden sich verschiedene Kerbtiere. Baumläufer, Kleiber und Spechte halten danach gerne in Rindenritzen Ausschau. Kleiber klettern dabei auch mit dem Kopf nach unten, während Spechte den Kopf stets aufrecht halten. Liegengebliebenes Fallobst oder einige nicht abgeerntete Äpfel oder Vogelbeeren bieten sich als willkommener Imbiss für Amseln und Drosseln an.
Blumenwiesen sind nicht nur eine Weide für die Augen, sondern auch für zahlreiche Schmetterlinge, die Nektar trinken und andere Insekten wie etwa Käfer, die sich an Blütenstaub gütlich tun. Zudem hinterlassen sie Eier an den Pflanzen. Die daraus schlüpfenden Raupen und Larven werden von den gefiederten Freunden gerne erbeutet. Singvögel sind so eine lebenswichtige Hilfe des Menschen im Kampf gegen unerwünschte Insekten im Garten, in Flur und Wald. Wenn etwa ein Blaumeisenpärchen bis zu 1.000 mal pro Tag mit Insekten zur Fütterung ans Nest fliegt, sollten Sie es davon nicht durch Futtergaben im Sommer abhalten.
Sumpfwiesen und kleine Tümpel gibt es kaum noch und falls doch trocknen sie in den heißeren Sommern rasch aus. Umso wichtiger werden da kleine Bade- und Trinkgelegenheiten wie auch Sandstellen für die Gefiederpflege (flache Uferzugänge zu Biotopen oder kleine Wasserläufe) mit gutem Blick auf die Umgebung. Günstig wären auch kleine Gatsch-Lacken, denn Schwalben bauen daraus ihre Häuser.

Nach Art des Hauses

Für künftige Vogeleltern heißt es erst mal einen Nistplatz finden. Mit einer Aufhängung im Herbst, können Vögel sie rechtzeitig entdecken. An modernen Gebäuden finden sich kaum noch Mauervorsprünge oder Ritzen, die sie als Einflugluken nützen könnten. Besonders hohle Baumstämme oder ausgefaulte Astlöcher bieten ideale Nistplätze für Höhlenbrüter. Wo das nicht möglich ist, helfen Nistkästen aus, von denen es eine große Auswahl an verschiedenen Modellen aus gut abgelagertem, trockenem sägerauem Holz ohne Imprägnierung gibt. Wenn die Bretter im Innenbereich aber glatt gehobelt sind, finden die Jungen beim Herauskriechen nicht den nötigen Halt.
Der Durchmesser des Einfluglochs entscheidet welche Arten den Nistkasten nutzen: Kleine Meisenarten wie Blau-, Hauben-, Sumpf- oder Tannenmeisen bevorzugen Öffnungen von 26 bis 28 Millimeter. Kohlmeisen, Kleiber, Wendehals, Spatzen, Halsband- und Trauerschnäpper nehmen mit 32 bis 34 Millimeter vorlieb. Große Nistkästen mit Einfluglöchern um die 45 Millimeter Durchmesser werden von Staren oder kleineren Eulen wie dem Sperlingskauz geschätzt.
Haben Sie Halbhöhlen- oder Nischenbrüter wie Grauschnäpper, Hausrotschwanz, Spatz oder Bachstelze zu Gast, bleibt die Hälfte oder 3/4 der Frontwand offen. Am besten liegt deren Bleibe an einer Hauswand unter einem Dachvorsprung.

Sauber, sauber

Die Vorderseite aller Nistkästen sollte immer zu öffnen sein, um im Herbst altes Nistmaterial zu entfernen und den Kasten leicht reinigen zu können. Das steigert den Bruterfolg im kommenden Jahr, weil mit Dauerstadien lästiger Parasiten wie Zecken, Flöhen oder Milben aufgeräumt wird.
Nicht „blitzeblank“ sollten dagegen Glasscheiben werden. Sie fordern zusammen mit Spiegelglas immer wieder Anprallopfer. Bei häufigen Unfallstellen helfen Musterung und Mattierung von Scheiben, Außenjalousien, Perlvorhänge oder das Anbringen breiter Streifen in geringem Abstand.

Aussicht nach Osten

Meisen und Kleiber sind sehr tolerant, was die Lage des Kastens betrifft. Idealerweise blickt die Einflugöffnung Richtung Ost oder Südost, das sorgt für Wind- und Regenschutz. Gleichzeitig sollte der Kasten nicht den ganzen Tag lang der prallen Sonne ausgesetzt sein. Zugvögel wie den Gartenrotschwanz freuen später im April aufgehängte Zusatznistkästen, weil der „Wohnungsmarkt“ bei ihrer Ankunft bereits stark ausgedünnt ist.

Schutz vor Nesträubern

Höhlenbrüter verlieren oft Nachkommen an Marder, Eichhörnchen, Spechte, Katzen u. a.
Damit Spechte das Einflugloch nicht mit ihrem Schnabel erweitern, um an den Nachwuchs zu gelangen, hilft eine Blechscheibe rund ums Einflugloch. Ebenso einbruchsicher sind käufliche Nistkästen aus Holzbeton, wie auch spezielle Modelle mit Einflugloch an einem kleinen Vorbau. Apropos: Ein direkter Anflug in vier bis sechs Metern Höhe ist für größere Arten wie Star oder Wendehals kein Problem. Meisennistkästen hängen Sie dagegen in etwa zwei Meter Höhe direkt an einen Baumstamm. Nesträuber haben dort keine Ansitzmöglichkeiten. Eine etwa 70 Zentimeter breite Blechmanschette oder ein Kranz aus dornigen Ästen direkt am Stamm befestigt, verhindert das Hinaufklettern.
Anleitungen zum Bau spezieller Nistkästen wie Baumläufer, Mauersegler u. v. a. Arten finden Sie unter www.birdlife.at.
Wer es schafft seine Katzen zu Zeiten, in denen Jungvögel ihre ersten Flugversuche unternehmen, nicht ins Freie zu lassen, trägt viel zum Schutz der Jungvögel bei. Ein kleines Glöckchen am Halsband verschafft zur Brutzeit so manchem Vogel die nötige Vorwarnung.

Kreative Freibrüter

Manche Vogelarten bestehen auf Wohnungen Marke Eigenbau. Diese Freibrüter legen ihre Nester je nach Art in Astgabeln von Bäumen, in geeigneten Hecken oder im bodennahen Gestrüpp an. Auch Totholzecken sind für sie interessant. Hier gibt es reichlich Futter und Rotkehlchen wie Zaunkönige nützen sie auch gerne für den Nestbau.
Bei Amsel & Co sind heimische Heckensträucher beliebt – besonders stachelige oder dornige Sträucher. Hier lassen sich ungestört vor Nesträubern wie Elstern, Katzen oder Mardern Nester bauen. Dazu bieten Berberitzen, Feuerdorn, Wildrosen, Schlehe oder Weißdorn viele schöne Früchte und damit Futter. Wer es weniger stachelig mag, für den bieten Dirndl, Felsenbirne und Holunder wichtige Nahrung. In kleinen Gärten schaffen Kletterpflanzen wie Clematis, Efeu, Geißblatt, Kletterrose und Blauregen den Unterbau für Vogelnester.

Stopp für Pestizide

Der Einsatz von Pestiziden schadet auch unseren Singvögeln. Denn wenn der Nachwuchs mit belasteten Insekten gefüttert wird, ist es um seine Zukunft nicht gut bestellt. Die Beobachtung der gefiederten Gäste ist für Jung und Alt ein emotionaler Ausgleich, der besonders Kinder zur weiteren Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt anregt. Gut so.

Die häufigsten Gartenvögel

  • Amseln suchen Regenwürmer und Käfer meist am Boden, (Wild) obst und Beeren.
  • Buchfinken mögen Insekten und Spinnen bzw. deren Larven, ölhaltige Samen und Bucheckern.
  • Grünfinken verspeisen mit Vorliebe Beeren.
  • Kleiber picken Insekten, Insekteneier und Larven aus der Rinde – die Beutetiere können auch etwas größer ausfallen.
  • Kohlmeisen ernähren sich und ihre Jungen vorwiegend von Raupen, Spinnentieren und Larven von Käfern, Blattwespen und Co.
  • Rotkehlchen bevorzugen in der Brutzeit tierische Nahrung wie Insekten, kleine Spinnen, Larven und Regenwürmer. Danach mag es auch gerne gehackte Nüsse, Samen und Fettfutter.

von DI Margit Beneš-Oeller & Mag. Bernhard Haidler - www.naturimgarten.at


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