Das Sommergoldhähnchen

Hübscher Winzling mit grimmigem Gesicht!

Nicht allein aufgrund seiner Größe ist das Sommergoldhähnchen nur selten zu erblicken, sondern auch, weil es im Vergleich zu anderen heimischen Vogelarten Gärten nicht allzu häufig aufsucht. Umso besonderer ist es daher also, wenn man eines Tages tatsächlich ein Sommergoldhähnchen erspäht.

Das zu den kleinsten in Europa heimischen Vögeln zählende Sommergoldhähnchen ist besonders aufgrund seiner Gefiederfärbung äußerst nett anzusehen und eine willkommene Abwechslung zwischen allseits bekannten Meisen, Amseln und Co. Schade ist, dass Sommergoldhähnchen zwar immer häufiger, jedoch immer noch vergleichsweise selten Gärten aufsuchen und als Lebensraum nutzen. Dieser Umstand macht eine Begegnung mit dem hübschen Winzling allerdings umso besonderer und führt dazu, dass gerade sein grimmig erscheinendes Gesicht ein Lächeln auf die Lippen der Gärtner:Innen zaubert.

So sieht es aus, das Sommergoldhähnchen

Mit seiner überschaubaren Körpergröße von gerade einmal neun bis zehn Zentimetern, zählt das Sommergoldhähnchen zu den kleinsten in Europa beheimateten Vögeln und ist so mit dem ebenfalls heimischen Zaunkönig vergleichbar. Ganz und gar nicht vergleichbar ist deren Gefieder. Im Gegensatz zum Zaunkönig sind Sommergoldhähnchen weitaus prächtiger gefärbt. Ihre Oberseite erscheint gelbgrün, während ihre Unterseite weißlich hell gefärbt ist. Besonders markant ist bei beiden Geschlechtern der leuchtende Scheitelstreif, welcher bei Männchen orange und bei Weibchen gelb ist. Der Scheitelstreif ist beidseitig von vorne an der Stirn verbundenen schwarzen Streifen eingefasst. Neben den von weißen Federn umgebenen schwarzen Augenstreifen sind außerdem die schwarzen Linien, welche links und rechts vom Schnabelursprung weg, schräg nach unten ziehen auffällig. Es sind genau diese Linien, die den Anschein erwecken, als würde das Sommergoldhähnchen verärgert die “Mundwinkel“ nach unten ziehen. Es handelt sich hierbei jedoch lediglich um eine Besonderheit des Gefieders und keinesfalls um einen Ausdruck eines Gemütszustandes.

Lebensraum & Lebensweise

Neben dem Sommergoldhähnchen nennt auch das Wintergoldhähnchen Österreich sein Zuhause. Bis auf wenige optische Merkmale sind sich die beiden äußerst ähnlich. Besonders im Zugverhalten sowie bei der Lebensraumwahl liegen Unterschiede vor. Während das Wintergoldhähnchen beinahe völlig an Nadelbäume gebunden ist, ist das Sommergoldhähnchen doch etwas flexibler bei der Lebensraumwahl. Dies ist der Grund, 2 weshalb sie auch in Parks, Gärten sowie Mischwäldern gesehen werden können. Wichtig sind dem Sommergoldhähnchen hierbei sowohl gut ausgeprägte Baumkronen als auch niedrige Büsche und Sträucher.

Wie es der Name bereits vermuten lässt, ist dem Sommergoldhähnchen außerdem Wärme ein größeres Anliegen als dem Wintergoldhähnchen. Dies ist Grund dafür, weshalb Sommergoldhähnchen zu Beginn der kalten Zeit in den deutlich wärmeren Südwesten ziehen, um dort zu überwintern. Dadurch, dass mancherorts auch hierzulande die Winter eher mild ausfallen, kann es passieren, dass Sommergoldhähnchen nicht ganz so weit von ihrem eigentlichen Revier wegziehen. Wenn auch äußerst selten, ist es möglich, dass über das gesamte Jahr Sommergoldhähnchen bei uns gesichtet werden können. Es kommt außerdem vor, dass Vögel aus anderen Teilen Europas auf dem Weg ins Winterquartier durch Österreich ziehen.

Kommen Sommergoldhähnchen nach Frühlingsbeginn wieder zurück, beginnen sie sofort mit der Suche nach einem Revier sowie mit der Paarbildung. Etwa ab Mitte April beginnt das Weibchen damit das Nest zu bauen. Am Nest der Sommergoldhähnchen könnten sich so manch andere Arten einiges abschauen. Sie errichten es zumeist weit entfernt vom Boden direkt unter dichtem Geäst. Der Bau des Nests, das außen aus Moosen und Flechten besteht, dauert ungefähr zwanzig Tage und wird innen mit Haaren oder Federn anderer Tiere ausgekleidet. Dies führt dazu, dass das Nest eine äußerst gute Wärmeisolierung aufweist und somit dem Nachwuchs sehr guten Schutz bietet. Besonders spannend ist hierbei außerdem, dass das Nest eine enorme Stabilität aufweist. Diese Stabilität, welche durch das Einweben von Spinnstoffen verschiedener Insekten oder Spinnen hergestellt wird, kommt besonders bei Regenfällen zur Geltung. Hierbei saugt sich das Außennest nämlich mit Wasser an und erreicht so leicht das fünffache Gewicht.

Ist das Nest einmal fertig gebaut, wird im Mai mit der Eiablage begonnen. Die zwischen acht und zehn Eier werden vom Weibchen vierzehn bis sechzehn Tage lang ausgebrütet. Währenddessen versorgt das Männchen das fleißig brütende Weibchen mit Nahrung wie Insekten oder etwa Spinnen. Sind die Nachkommen erst einmal geschlüpft, teilen sich beide Elternteile die Aufzucht und somit das Füttern gleichermaßen auf.

Das Sommergoldhähnchen

Lateinisch: Regulus ignicapilla
Familie: Goldhähnchen (Regulidae)
Größe: bis 9 – 10 cm
Gewicht: ca. 4,9 – 7,8 g
Verbreitung: Südwest- und Mitteleuropa, Teile Nordafrikas und Kleinasiens
Nahrung: Insekten, Larven, Spinnen
Lebensraum: Mischwälder, Nadelwälder, Gärten, Parks
Zugverhalten: Kurzstreckenzieher und Standvogel
Brutzeit: Mai – Oktober
Status: nicht gefährdet

So können Sommergoldhähnchen unterstützt werden

Wie auch bei anderen Tier- und insbesondere Vogelarten kann im eigenen Garten am besten mit der Schaffung von Lebensraum und dem Angebot von geeigneter Nahrung geholfen werden. Im Falle des Sommergoldhähnchen bedeutet das beispielsweise die richtige Bepflanzung. Über Baumbestand mit ausgeprägten Baumkronen sowie dichte Sträucher und Büsche freut sich der kleine Vogel besonders. Im Hinblick auf die Ernährung des Sommergoldhähnchens sollte auf eine insektenfreundliche Bepflanzung geachtet werden. Blumenwiesen mit hoher Diversität oder Totholz sorgen für ein vielfältiges Angebot an potenziellen Futterinsekten oder etwa Spinnen.

Weiters kann versucht werden, die richtigen Baumaterialen für den Nestbau der Sommergoldhähnchen zur Verfügung zu stellen. Moose oder Flechten sollten nicht entfernt, sondern belassen werden. Auch die ausgebürsteten Haare des Haustiers können im Garten platziert werden und stellen so potenzielles Isoliermaterial für den Innenausbau des Sommergoldhähnchennests dar.

von Jakob Kuhn


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