Schneckschnickschnack

Seit Jahren schon sammle ich die leeren Häuschen. Oder besser gesagt lasse ich sie nicht liegen, sondern klaube sie auf, lasse sie in die  Jackentasche gleiten und trage sie heim. Ich kann da einfach nicht widerstehen. Für ein paar Jahre sind sie dann aber vorerst einmal in einer Schachtel verschwunden.

Es ist soweit

Ich öffnete neulich diese Schachtel. Drinnen waren Häuser von Weinbergschnecken, dazwischen Schnirkelschnecken, Bänderschnecken, einige wenige hauchdünne Spitzschlammschnecken aus dem Gartenteich, wo auch die hübschen Posthornschnecken herstammen, und einige Unbekannte. Denn ich hatte einen Plan.

Sauber kriegen

Sofort wurde klar: so dreckig, wie sie waren, würde es nicht gehen. Also habe ich sie alle, Stück für Stück, gewaschen. Mit Wasser, Pinsel und Zahnbürste. Das hat eine Weile gedauert, aber indem ich sie von der ersten bis zur letzten durch meine Hände gehen ließ kam ich dem Material näher. Ich spürte ihren Rundungen und Drehungen nach, ertastete die Glattheit innen und die Rauheit außen, wenn Schalen schon ganz angewittert waren. Ich hörte den typischen, schönen Klang, wenn Weinbergschneckenhäuser aneinanderschlagen, und freute mich auf die weiteren Schritte.

Schneck um Schneck

Ein alter Strohkranz diente mir als Grundlage. Doch wie daran die Häuschen fixieren? Meine Idee, ein erstes Haus zweimal vorsichtig mit einem Nagel zu durchlöchern, mit Bast am Kranz zu fixieren und alle weiteren daran mit Kleber anzudocken, ging auf. Es schadet natürlich nicht, im Verlauf der Arbeit dann und wann einige Schneckenhäuser mit dem Stroh zu verbinden.

Das pickt

Apropos Kleber: eine Klebepistole ist wirklich eine gute Erfindung. Die Menge lässt sich leicht dosieren, der heiße Kleber erkaltet schnell und härtet gut aus. Und viel braucht man ohnehin nicht. Im Gegenteil: je sparsamer man ihn verwendet, desto weniger bleibt am Ende davon sichtbar. Das Schneckenhauskränzchen ist ja sowieso eine eher fragile Angelegenheit. Obwohl, ich war erstaunt, wie stabil sich alles anfühlte.

Schneckenvielfalt

Wo am Ende Kleber sichtbar bleibt, kann man kleine Schneckenhäuschen applizieren: Schnirkelschnecken, Bänderschnecken und andere geschraubte Winzlinge. Die daraus resultierende Vielfalt ist einfach eine Augenweide. Verschiedene Größen, Radien, Farben und Oberflächen bedecken den Kranz. Ob regelmäßig angeordnet oder wie zufällig hingestreut ist wohl Typsache. Die nächsten Projektideen sind beim Arbeiten auch schon entstanden: Ganze Schneckenhausskulpturen, ohne Kranz, einfach Haus an Haus geklebt. Davon vielleicht einmal später.

Schnickschnack sonst

Schneckenhäuser werden von Kindern gerne bemalt, von Erwachsenen gerne bepflanzt und von Besorgten gerne auf Agavenspitzen gesteckt, wenn Kinder im Garten herumtollen. Ich habe sie aber auch schon als geheimes Etikettenversteck gesehen, wenn man die einzelnen Sorten nicht vergessen will. So kommt der Regen nicht dazu, und es sieht viel netter aus als die öden Etiketten. Auch als Streuschmuck am Boden und als Deko im Miniteich sind Schnecken, aber auch Muscheln beliebt.

Schnecken entdecken?

So beliebt, dass sie sogar verkauft werden. Doch Vorsicht: es wird durchaus auch mit gefährdeten, manchmal beim Sammeln sogar noch lebenden Arten gehandelt. Muschelschalen und Schneckengehäuse sollte man daher niemals kaufen, sondern nur selbst sammeln: im Garten, am Strand, im Wald, am Ufer von Fluss und Teich. So entnehmen sie nur, was nicht mehr belebt ist.

Nachmieter und Wiederbesiedler

Aber ganz sicher kann man sich auch da nicht sein: Denn einige Wildbienen lieben ebenfalls Schneckenhäuser. Sie bauen darin ihr Nest und das Häuschen wird zur Kinderstube. Zum Beispiel die Zweifarbige Mauerbiene. Prüfen Sie also genau, ob in dem vermeintlich leeren Haus nicht schon jemand heranwächst, lebt oder gerade baut. Auch Spinnen, Käfer und Wespen nisten gerne in leeren Gehäusen. Legen Sie es wieder zurück, wenn es drinnen summt, wenn etwas im Inneren krabbelt oder sich das Schneckenhaus schwerer als leer anfühlt.

Alle diese Schnecken kommen auch im Garten vor.
Als Türkranz, Kerzenhalter, Tischdeko oder für eine schmale Vase, dieser Kranz lässt sich leicht umfunktionieren.

von Alice Thinschmidt - www.gartenfoto.at


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