Auch Bienen kuscheln gerne

Bei eisigen Temperaturen sitzen wir gerne in einer wohlbeheizten Wohnung bei Gugelhupf und Tee, doch wie machen es unsere Honigbienen? Die finden ja im Winter weder Nahrung, noch haben Sie eine regulierbare Heiztherme.

Relativ einfach: die Natur hat ihnen Überwinterungsstrategien angedeihen lassen, die da heißen Power-Kuscheln und Warmzittern (ersteres ist ja auch bei Menschen bekannt und beliebt). In kalten Wochen rückt der Schwarm in der Beute ganz eng zusammen und wärmt sich so gegenseitig, wobei die Bienen, sich abwechselnd, vom kühlen Außenbereich immer ein Stück mehr ins Innere der Wintertraube rücken. Perfektes Teamwork also.

Im Winter verlassen Honigbienen normalerweise ihren Stock einige Monate lang nicht, und für ausreichend Verpflegung sorgen die fleißigen Tiere schon im Sommer vor. Bis Anfang Oktober stellt ein guter Stock mit seinen bis zu 60.000 Bienen bis zu 100 Kilogramm Honig her, wovon das meiste allerdings zur "Beheizung" des Brutnestes verbraucht wird – dem Imker bleiben vielleicht 30 Kilogramm. Vor der kalten Jahreszeit lagern sie dann noch gut 15 bis 20 Kilogramm Honig in den Waben als Proviant und Heizmaterial für den Winter ein, wobei bei kalten Temperaturen der Honig zäh wird. Das sind schwierige Mahlzeiten, denkt man, weil Bienen zwar einen Rüssel und eine Zunge, aber keine Zähne haben.

Auch da hat die Natur vorgesorgt: Sie rücken ganz eng zusammen und bilden dadurch die schon angesprochene Wintertraube, in deren Mitte die Königin sitzt. Fällt die Temperatur im Bienenstock unter 10 °C, "zittern" sie sich den Stock warm, wobei es sogar spezielle Heizerbienen gibt. Dazu klinken sie ihre Flügel gewissermaßen aus, damit sie nicht abheben, und erzeugen mit ihrer Flugmuskulatur ein Muskelzittern und damit Wärme, die sogar eine Innenstocktemperatur von 30 °C erreichen kann. Das ermöglicht den rund 20.000 Winterbienen selbst einen Winter mit zweistelligen Minusgraden zu überstehen, ohne in Kältestarre zu verfallen oder zu verhungern, denn sobald der Honig durch die Wärme wieder flüssig geworden ist, stecken die Bienen ihren Rüssel rein und laden ordentlich Energie auf.

So eine Heizperiode hält den Stock gut einen Tag lang warm, danach fällt die Temperatur wieder ab. Nach einigen Tagen wiederholt sich das Spiel, bis der Winter vorbei ist. Diese warme Zeit im Bienenstock nutzen Honigbienen, um Kraft zu sammeln – schließlich ist das Aufheizen mit großer Anstrengung verbunden. Es wurde ausgerechnet, dass dabei bei einem Volk von 20.000 Bienen bis zu 1.200 Kilokalorien verbrannt werden, umgerechnet auf uns Menschen müssten wir wohl einige Stunden joggen, um diese Kalorien zu verbrennen.

Wie sieht es eigentlich mit der Hygiene aus, schließlich leben Zehntausende von ihnen auf engstem Raum? Tja, sie gehen einfach einige Monate lang nicht auf die Toilette, so gibt es keinen Schmutz im Nest. Und wie ist es sonst mit der Reinlichkeit, was ist mit Keimen und Bakterien? Auch da hat Mutter Natur sich was einfallen lassen.

 

Text von Friedrich Hauk


Das könnte Sie auch interessieren